20.12.2012 Aufrufe

Konzeptuelles und prozedurales Wissen als latente Variablen: Ihre ...

Konzeptuelles und prozedurales Wissen als latente Variablen: Ihre ...

Konzeptuelles und prozedurales Wissen als latente Variablen: Ihre ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Die Unterscheidung von konzeptuellem <strong>und</strong> prozeduralem <strong>Wissen</strong> 61<br />

Diese Argumentation lässt sich auch auf Punkt 3 anwenden: Wenn man voraussetzt,<br />

dass in einer Studie ein Maß konzeptuellen <strong>und</strong> ein Maß prozeduralen <strong>Wissen</strong>s verwendet<br />

wurden, geben unterschiedliche Reaktionen der Maße auf Interventionen sicherlich einen<br />

Hinweis auf unterschiedliche Eigenschaften von konzeptuellem <strong>und</strong> prozeduralem <strong>Wissen</strong>.<br />

Aber wenn man aus der Tatsache, dass verschiedene Maße unterschiedlich auf ein<br />

Treatment reagieren, auf die Vorhandenheit von konzeptuellem <strong>und</strong> prozeduralem <strong>Wissen</strong><br />

schließen will, müsste man sie theoriegeleitet so auswählen, dass sie nicht nur anzeigen,<br />

dass zwei unterschiedliche Konstrukte vorliegen, sondern dass sie zwei unterschiedliche<br />

Konstrukte messen, die genau die Eigenschaften haben, über die konzeptuelles <strong>und</strong><br />

<strong>prozedurales</strong> <strong>Wissen</strong> definiert sind.<br />

Wie oben erläutert, ist die einzige vorliegender Studie, bei der eine theoriegeleitete<br />

Auswahl der Maße benutzt wurde, die von Rittle-Johnson et al. (2001). Diese liefert jedoch<br />

keinen experimentellen Nachweis der Unterschiedlichkeit von konzeptuellem <strong>und</strong><br />

prozeduralem <strong>Wissen</strong>. Im Gegenteil: Die eingesetzten Maße reagierten entgegen der<br />

Erwartungen nicht unterschiedlich auf das Treatment. Setzt man voraus, dass es die<br />

<strong>Wissen</strong>sarten gibt <strong>und</strong> dass sie durch die Maße erhoben wurden, belegt die Studie, dass die<br />

<strong>Wissen</strong>sarten miteinander korreliert sind <strong>und</strong> sich wechselseitig über die Zeit hinweg<br />

positiv beeinflussen. Dass es wirklich zwei <strong>Wissen</strong>sarten gibt, belegt die Studie jedoch<br />

nicht, sondern sie setzt es – wie die anderen empirischen Studien zu dem Forschungsfeld –<br />

voraus.<br />

4.4.3 Bef<strong>und</strong>e aus der Gedächtnisforschung<br />

Schacter (1987) beschreibt in einem historischen Überblick, dass schon die Philosophen<br />

Descartes <strong>und</strong> Leibniz darauf hingewiesen haben, dass es neben dem bewussten Erinnern<br />

auch eine unbewusste Form des Erinnerns gibt, die sich im Verhalten zeigt. Tatsächlich<br />

wurden solche Prozesse ab der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrh<strong>und</strong>erts empirisch<br />

untersucht. Sie inspirierten psychoanalytische ebenso wie neurologische <strong>und</strong><br />

experimentalpsychologische Arbeiten (z.B. Thorndike & Rock, 1934). Insbesondere die<br />

experimentalpsychologische Gedächtnisforschung hat dieses Phänomen <strong>und</strong> die<br />

Bedingungen, unter denen es auftritt, inzwischen ausgiebig untersucht <strong>und</strong> beispielsweise<br />

gezeigt, dass Probanden eine einmal auswendig gelernte Liste beim zweiten Mal schneller<br />

auswendig lernen, auch dann, wenn sie sich zwischendurch an kein einziges Element der<br />

Liste bewusst erinnern konnten (Nelson, 1978). Probanden können die syntaktische<br />

Korrektheit von Ausdrücken einer künstlichen Sprache nach einer Lernphase teilweise<br />

auch dann beurteilen, wenn ihnen die syntaktischen Regeln der Sprache nicht bewusst sind<br />

(Reber, 1989). Vergleichbare Effekte wurden in so unterschiedlichen Paradigmen wie

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!