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Konzeptuelles und prozedurales Wissen als latente Variablen: Ihre ...

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68 Kapitel 4<br />

Menschen, Primaten <strong>und</strong> Ratten. Trotz ausgiebigerer Untersuchungen sind die genauen<br />

psychologischen Charakteristika dieser Systeme bisher jedoch unbekannt.<br />

Aus der in dieser Arbeit eingenommenen Perspektive der Pädagogischen Psychologie<br />

ist dieses Gesamtbild ernüchternd. Es lässt jedoch auch erkennen, nach welchen Arten von<br />

Evidenz in der Pädagogischen Psychologie gesucht werden sollte: <strong>Konzeptuelles</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>prozedurales</strong> <strong>Wissen</strong> sollten seltener <strong>als</strong> bisher durch einzelne Aufgabentypen<br />

operationalisiert werden, weil Bef<strong>und</strong>e zu einzelnen Aufgabentypen stets auch durch<br />

aufgabenspezifisches <strong>Wissen</strong> oder die spezifischen Aufgabenschwierigkeiten erklärt<br />

werden können. Die Annahme einer <strong>Wissen</strong>sart ist nur dann ökonomisch, wenn sich über<br />

verschiedene Aufgabentypen hinweg kohärente Verhaltensmuster bei Lernenden zeigen.<br />

Man spricht hier in der Messtheorie auch von der konvergenten Validität verschiedener<br />

Maße. Erst wenn sie nachgewiesen wurde, kann die Annahme eines theoretischen<br />

Konstruktes, das die Maße beeinflusst, gerechtfertigt werden.<br />

Um die Annahme zweier voneinander verschiedener <strong>Wissen</strong>sarten zu rechtfertigen,<br />

müsste entsprechend gezeigt werden, dass Maße der Lernleistung in zwei verschiedene<br />

Gruppen zerfallen. Auf Maßen, die derselben Gruppe entstammen, sollten die Probanden<br />

sich möglichst ähnlich verhalten. Maße, die nicht zu derselben Gruppe gehören, sollten<br />

hingegen zumindest teilweise unabhängig voneinander variieren. Letzterer Sachverhalt<br />

wird in der Messtheorie auch <strong>als</strong> divergente Validität von Maßen bezeichnet.<br />

4.5 Hypothetische mentale Repräsentationen der <strong>Wissen</strong>sarten<br />

4.5.1 Repräsentationen konzeptuellen <strong>Wissen</strong>s<br />

Wie der vorige Abschnitt zeigt, ist nicht unumstritten, ob konzeptuelles <strong>und</strong> <strong>prozedurales</strong><br />

<strong>Wissen</strong> wirklich zwei distinkte <strong>und</strong> empirisch unterscheidbare Konstrukte darstellen.<br />

Theorien über unterschiedliche mentale Repräsentationen der <strong>Wissen</strong>sarten haben daher<br />

immer einen spekulativen Charakter. Trotzdem wurden auf diesem Gebiet einflussreiche<br />

theoretische Ansätze entwickelt. Goldstone <strong>und</strong> Kersten (2003) sowie Medin (1989) geben<br />

Überblicke über die wichtigsten vier Positionen <strong>und</strong> ihre Entwicklungen.<br />

Frühe Ansätze begriffen konzeptuelles <strong>Wissen</strong> vor allem <strong>als</strong> <strong>Wissen</strong> über Kategorien<br />

<strong>und</strong> gingen davon aus, dass <strong>Wissen</strong> über solche Kategorien in einer Art mentalem Lexikon<br />

gespeichert wird. Die Einträge sollten in Form von Regeln oder einer Definition angeben,<br />

welche Eigenschaften ein Gegenstand besitzen muss, um einer bestimmten Kategorie<br />

zugeordnet werden zu können. Wie jedoch beispielsweise Wittgensteins bekannte<br />

Untersuchung des Begriffs Spiel zeigt, gibt es Kategorien, die durch eine einzelne<br />

Definition nicht ausschließlich <strong>und</strong> vollständig erfasst werden. Außerdem fällen Menschen

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