Konzeptuelles und prozedurales Wissen als latente Variablen: Ihre ...
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20 Kapitel 2<br />
kognitiven Strukturen <strong>und</strong> Prozesse, die es Kindern ermöglichen zu zählen. Sie analysieren<br />
die Performanz von Kindern beim Zählen, um auf die dahinter stehenden Kompetenzen<br />
schließen zu können. Wie die oben besprochenen Bef<strong>und</strong>e demonstrieren, besitzen Kinder<br />
gelegentlich <strong>Wissen</strong> um Zählprinzipien, ohne korrekt zählen zu können. Auch der<br />
umgekehrte Fall – jemand kann korrekt zählen, kennt aber die Prinzipien nicht – ist<br />
vorstellbar. Daher unterscheiden die Autoren zwischen einer konzeptuellen <strong>und</strong> einer<br />
prozeduralen Kompetenz der Kinder. Entsprechend den informationstheoretischen<br />
Annahmen in ihrem theoretischen Framework führen sie diese unterschiedlichen<br />
Kompetenzen auf zwei unterschiedliche dahinter liegende <strong>Wissen</strong>sarten zurück:<br />
konzeptuelles <strong>und</strong> <strong>prozedurales</strong> <strong>Wissen</strong>. Aus verschiedenen Gründen führen sie zusätzlich<br />
eine dritte Kompetenz ein, die Anwendungskompetenz, die situationsangemessenes<br />
Handeln ermöglicht. Sie charakterisieren die konzeptuelle <strong>und</strong> die prozedurale Kompetenz<br />
<strong>und</strong> die dahinter stehenden <strong>Wissen</strong>srepräsentationen folgendermaßen:<br />
The analysis has three components: conceptual, procedural and utilizational competence.<br />
Conceptual competence, which we have discussed in detail in this paper, is represented as a set of<br />
schemata that constitute conceptual structures in a task domain. […] In analyzing counting, we<br />
chose a set of schemata that correspond to principles of cardinality, order and one-to-one<br />
correspondence, but a higher or lower level of abstraction could have been used.<br />
The derivations <strong>als</strong>o use procedural competence, in the form of heuristic planning rules […]. The<br />
planning heuristics play the role of inference rules in the derivations and correspond to general<br />
competence <strong>und</strong>erlying procedural knowledge. […]<br />
We view principles included in conceptual competence as constraints on procedural knowledge.<br />
(Greeno et al., 1984, S. 136-138)<br />
Die Autoren erläutern, dass die Beziehung zwischen inhaltlichen Konzepten <strong>und</strong> ihrer<br />
mentalen Repräsentation in Schemata noch unklar ist. Es kann nicht a priori von Eins-zu-<br />
Eins-Zuordnungen ausgegangen werden, sondern verschiedene Aspekte eines Prinzips<br />
könnten in unterschiedlichen Schemata gespeichert werden. Die Autoren konzentrieren<br />
sich in dem Artikel vor allem auf die Analyse der konzeptuellen Kompetenz <strong>und</strong> räumen<br />
ein, nur wenige Aussagen über die Natur prozeduralen <strong>Wissen</strong>s machen zu können.<br />
Insgesamt gehen sie davon aus, dass die konzeptuelle Kompetenz die Performanz stärker<br />
leitet <strong>als</strong> die anderen Teilkompetenzen <strong>und</strong> auch Erwerb <strong>und</strong> Abruf prozeduralen <strong>Wissen</strong>s<br />
beeinflusst.<br />
Greeno <strong>und</strong> Kollegen diskutieren auch die forschungsmethodischen Schwierigkeiten<br />
bei der Untersuchung der konzeptuellen <strong>und</strong> prozeduralen Kompetenz, die sich daraus<br />
ergeben, dass beide anhand des Verhaltens eines Menschen schlecht zu trennen sind. Diese<br />
Punkte werden in Abschnitt 4.6 näher erläutert.