Konzeptuelles und prozedurales Wissen als latente Variablen: Ihre ...
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Diskussion 247<br />
<strong>und</strong> Computerprogrammierung. Kinder können mit ihnen am Bildschirm Aufgaben lösen.<br />
Das Programm vergleicht dabei die vom Kind benutzten Produktionsregeln mit<br />
abgespeicherten Produktionsregeln, die Experten zur Lösung desselben Problems<br />
benutzen. Dadurch kann das Programm nicht nur feststellen, welche Aufgaben ein Kind<br />
lösen kann <strong>und</strong> welche nicht, sondern es analysiert auch, welche Produktionsregeln dem<br />
Kind fehlen <strong>und</strong> welche es fehlerhaft anwendet. Dadurch kann das Programm hoch<br />
individualisierte Rückmeldungen <strong>und</strong> Unterstützungen geben, die genau auf das<br />
bestehende <strong>Wissen</strong> eines Kindes zugeschnitten sind.<br />
Die Tutoren sind bis jetzt auf Problembereiche beschränkt, die von relativ hoher<br />
prozeduraler Komplexität, jedoch niedrigerer konzeptueller Komplexität sind. Sie können<br />
bis jetzt zwar <strong>prozedurales</strong>, nicht jedoch konzeptuelles <strong>Wissen</strong> gezielt vermitteln, unter<br />
anderem weil sprachliche Reflexions- <strong>und</strong> Schlussfolgerungsprozesse sich wesentlich<br />
schwieriger auf einem Computer modellieren lassen <strong>als</strong> Problemlöseprozesse. Weitere<br />
Informationen über die Vermittelbarkeit einzelner <strong>Wissen</strong>sarten könnten hier <strong>als</strong>o hilfreich<br />
sein.<br />
Anknüpfungspunkte zu anderen Forschungsfeldern<br />
Die Forschung zu konzeptuellem <strong>und</strong> prozeduralem <strong>Wissen</strong> beschäftigt sich mit der Frage,<br />
welche <strong>Wissen</strong>sstrukturen die Gr<strong>und</strong>lage von Expertise darstellen <strong>und</strong> wie sie erworben<br />
werden können. Diese Fragestellung ist nicht nur in Bezug auf schulisches Lernen<br />
interessant, sondern auch in Bezug auf viele andere Lebenssituationen, in denen Expertise<br />
vonnöten ist.<br />
Wichtige Erkenntnisse liefert unter anderem die Forschung zum naturalistic decision<br />
making (z.B. Zsambok & Klein, 1997). In diesem Paradigma werden reale Entscheidungen<br />
außerhalb des Labors untersucht <strong>und</strong> zwar vor allem solche, die mit Zeitdruck, Stress,<br />
Unsicherheit, hohen Kosten bei Fehlentscheidungen <strong>und</strong> schlecht definierten Zielzuständen<br />
einhergehen. Solche Entscheidungssituationen können beispielsweise im Rahmen von<br />
Brandbekämpfungseinsätzen, Notfallsituationen bei der Flugzeugsteuerung, der<br />
Anästhesie, Kernkraftwerksunglücken <strong>und</strong> militärischen Operationen entstehen. Wie vor<br />
allem die Forschung zum recognition-primed decision making (Überblick bei Lipshitz,<br />
Klein, Orasanu, & Salas, 2001) ergab, vergleichen erfahrene Entscheider in solchen<br />
Situationen oft nicht explizit verschiedene Handlungsmöglichkeiten miteinander.<br />
Stattdessen wird ihnen sofort nach der Situationswahrnehmung die adäquate<br />
Handlungsstrategie bewusst. Das wird dadurch erklärt, dass die Entscheider aufgr<strong>und</strong> ihrer<br />
Vorerfahrung Muster von Situationen im Langzeitgedächtnis gespeichert haben, in denen