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Konzeptuelles und prozedurales Wissen als latente Variablen: Ihre ...

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62 Kapitel 4<br />

Priming <strong>und</strong> lexical decision tasks (vgl. Schacter, 1987) sowie komplexem Problemlösen<br />

(Berry & Broadbent, 1984; Berry & Broadbent, 1995) nachgewiesen.<br />

Differenzen zwischen explizitem <strong>und</strong> implizitem Erinnern lassen sich durch drei<br />

theoretische Ansätze erklären (Foster & Jelicic, 1999): Aktivierungstheorien führen das<br />

unterschiedliche Verhalten von Probanden bei Tests des expliziten <strong>und</strong> impliziten <strong>Wissen</strong>s<br />

darauf zurück, dass die Tests die vorhandenen Gedächtnisspuren unterschiedlich<br />

aktivieren. Die unterschiedliche Aktivierung der Gedächtnisspuren hat wiederum<br />

unterschiedliches Verhalten zur Folge. Prozesstheorien postulieren, dass im Kontext<br />

expliziten Lernens <strong>und</strong> Erinnerns andere Enkodierungs- <strong>und</strong> Abrufprozesse ablaufen <strong>als</strong> im<br />

Kontext impliziten Lernens. Bei der Bearbeitung impliziter <strong>Wissen</strong>stests dominieren ihnen<br />

zufolge datengetriebene bottom-up-Prozesse, bei der Bearbeitung expliziter <strong>Wissen</strong>stests<br />

konzeptgesteuerte top-down-Prozesse.<br />

Beide Ansätze, Aktivierungstheorien <strong>und</strong> Prozesstheorien, basieren <strong>als</strong>o auf der<br />

Annahme, dass es nur eine Art von <strong>Wissen</strong> gibt, die sich lediglich bei expliziten <strong>und</strong><br />

impliziten <strong>Wissen</strong>stests unterschiedlich zeigt. Im Gegensatz dazu postulieren Anhänger<br />

einer dritten Position, den multiple memory systems-Ansätzen, dass explizites <strong>und</strong><br />

implizites Lernen in unterschiedlichen Gedächtnissystemen stattfinden, die jeweils eine<br />

spezifische Art von <strong>Wissen</strong> verarbeiten.<br />

Einer der ersten <strong>und</strong> wichtigsten Vertreter dieser Ansätze ist Endel Tulving.<br />

Gedächtnissysteme charakterisiert er wie folgt:<br />

Memory systems constitute the major subdivisions of the overall organization of the memory<br />

complex. They are organizational structures of more elementary operating components. An<br />

operating component of a system consists of a neural substrate and its behavioral or cognitive<br />

correlates. Some components are shared by all systems, others are shared only by some, and still<br />

others are unique to individual systems. [...] Although there is no one-to-one correspondence<br />

between tasks and systems (e.g., Kinsbourne, 1976; Tulving, in press), they are nonetheless<br />

systematically related: A given memory system makes it possible for organisms to perform memory<br />

tasks that entail operating components unique to that systems. (Tulving, 1985, S. 386)<br />

Tulving postuliert drei Gedächtnissysteme: das prozedurale, das semantische <strong>und</strong> das<br />

episodische Gedächtnis {z.B. \Tulving, 1984 #1059;Tulving, 1972 #1064}. Das<br />

prozedurale Gedächtnis ermöglicht die angemessene Reaktion auf äußere Reize, <strong>und</strong> sein<br />

Inhalt ist nicht bewusst. Das semantische Gedächtnis stellt Faktenwissen für die bewusste<br />

Verarbeitung bereit. Es ermöglicht die Reflexion über Zusammenhänge in der Welt. Das<br />

episodische Gedächtnis speichert Erinnerungen an erlebte Situationen. Es ermöglicht damit<br />

Selbstbewusstsein <strong>und</strong> die bewusste Reflexion der eigenen Lebens- <strong>und</strong> Lerngeschichte.

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