Konzeptuelles und prozedurales Wissen als latente Variablen: Ihre ...
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94 Kapitel 5<br />
Zusammengenommen bestätigen die ACT-Theorie <strong>und</strong> die Theorie der<br />
representational redescription Rittle-Johnsons Argumentationslinie bezüglich des Iterativen<br />
Modells: bisherige Theorien haben sich weitgehend auf die Analyse eines der beiden<br />
Erwerbswege beschränkt (concepts-first <strong>und</strong> procedures-first view). Die Prozesse, die<br />
beide Gruppen von Theorien vorschlagen, sind allerdings so plausibel, dass die Annahme<br />
bidirektionaler iterativer Beziehungen zwischen den <strong>Wissen</strong>sarten gerechtfertig scheint –<br />
auch wenn bisher kaum empirische Evidenz über solche Beziehungen vorliegt.<br />
Auffällig ist, dass Karmiloff-Smith den initialen Erwerb des impliziten prozeduralen<br />
<strong>Wissen</strong>s kaum thematisiert, sondern sich, ähnlich wie Anderson in seiner Theorie, stark auf<br />
Transformationsprozesse zwischen den <strong>Wissen</strong>sarten konzentriert. Eingangs wurde jedoch<br />
die Frage nach drei verschiedenen Mechanismen der Verarbeitung konzeptuellen <strong>und</strong><br />
prozeduralen <strong>Wissen</strong>s aufgeworfen: (1) Mechanismen des direkten Erwerbs konzeptuellen<br />
<strong>und</strong> prozeduralen <strong>Wissen</strong>s, (2) Mechanismen der Umsetzung konzeptuellen <strong>Wissen</strong>s in<br />
<strong>prozedurales</strong> <strong>Wissen</strong> <strong>und</strong> umgekehrt, (3) Mechanismen des Abrufs <strong>und</strong> des Transfers der<br />
<strong>Wissen</strong>sarten auf neue Problemtypen <strong>und</strong> Inhaltsgebiete. Da offensichtlich keine einzelne<br />
Lerntheorie, weder das Iterative Modell, die ACT-Theorie, die Theorie der representational<br />
redescription, noch andere, hier nicht besprochene, in der Lage ist, all diese Mechanismen<br />
hinreichend zu spezifizieren, wird im nächsten Abschnitt zu jedem der drei Mechanismen<br />
theorieübergreifend zusammengestellt, wie sie in der Literatur charakterisiert werden. Eine<br />
Übersicht darüber bietet Tabelle 5 am Ende des Abschnitts.<br />
5.4 Hypothetische Verarbeitungsmechanismen<br />
5.4.1 Direkter Erwerb konzeptuellen <strong>und</strong> prozeduralen <strong>Wissen</strong>s<br />
<strong>Konzeptuelles</strong> <strong>Wissen</strong><br />
Während die Theorie der representational redescription keine Angaben darüber macht, wie<br />
konzeptuelles <strong>Wissen</strong> direkt, d.h. ohne den vorherigen Erwerb prozeduralen <strong>Wissen</strong>s,<br />
erworben werden kann, wird der ACT-Theorie zufolge konzeptuelles <strong>Wissen</strong> so erworben,<br />
wie auch alle anderen Arten deklarativen <strong>Wissen</strong>s: Im Arbeitsgedächtnis memorierte<br />
<strong>Wissen</strong>schunks werden mit einer gewissen konstanten Wahrscheinlichkeit in das<br />
Langzeitgedächtnis übernommen <strong>und</strong> dort umso besser verknüpft, je stärker sie elaboriert<br />
werden.<br />
Bef<strong>und</strong>e zum conceptual change zeigen, dass dieses Bild übersimplifiziert sein könnte.<br />
So fanden Vosniadou <strong>und</strong> Brewer (1992) in der bereits oben erwähnten Arbeit zum Erwerb<br />
des Konzepts der Erde <strong>als</strong> Kugel, dass Kinder sich einige Fakten über Himmelskörper,