Konzeptuelles und prozedurales Wissen als latente Variablen: Ihre ...
Konzeptuelles und prozedurales Wissen als latente Variablen: Ihre ...
Konzeptuelles und prozedurales Wissen als latente Variablen: Ihre ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Diskussion 243<br />
Forschungshypothesen wegen Konvergenzproblemen nicht explizit getestet werden<br />
können.<br />
Für die Entwicklung des Forschungsfeldes könnten darum wenige große<br />
faktoranalytische Studien hilfreich sein, in denen optimale manifeste Einzelmaße oder<br />
Summenscores der <strong>Wissen</strong>sarten validiert werden. Dabei könnten einerseits theoriegeleitet<br />
verschiedene Typen von Testaufgaben, beispielsweise verbale <strong>und</strong> nonverbale, verglichen<br />
werden, andererseits könnten auch direkt standardisierte Tests der <strong>Wissen</strong>sarten in einem<br />
Inhaltsgebiet entwickelt werden. Nachfolgende Studien zu den Interrelationen der<br />
<strong>Wissen</strong>sarten könnten dann auf den großen methodischen Aufwand von SEM-Studien<br />
verzichten <strong>und</strong> die zuvor gewonnenen Erkenntnisse oder die zuvor entwickelten<br />
standardisierten Tests zur Messung der <strong>Wissen</strong>sarten verwenden.<br />
Bildgebende Verfahren<br />
Da es wichtig ist, kognitive Prozesse der <strong>Wissen</strong>sverarbeitung zu untersuchen, diese<br />
jedoch anhand des Verhaltens schlecht beobachtbar sind, könnte man denken, dass<br />
neuropsychologische Methoden, insbesondere bildgebende Verfahren, zur Untersuchung<br />
der <strong>Wissen</strong>sarten besonders geeignet sind, weil sie den „direkten Blick“ ins Gehirn<br />
erlauben.<br />
Tatsächlich können neuropsychologische Methoden jedoch nur wenig zur Erforschung<br />
der <strong>Wissen</strong>sarten beitragen. Würde ein bildgebendes Verfahren beispielsweise indizieren,<br />
dass bei der Bearbeitung einer Aufgabe zwei Bereiche im Hirn überdurchschnittlich stark<br />
aktiviert werden, so könnte das bedeuten, dass zwei verschiedene <strong>Wissen</strong>sarten zur<br />
Aufgabenlösung benutzt werden. Es könnte aber auch bedeuten, dass eine <strong>Wissen</strong>sart in<br />
zwei verschiedenen Hirnarealen gespeichert wurde <strong>und</strong> von dort abgerufen wird. Es könnte<br />
ebenfalls bedeuten, dass in einem Hirnareal die eigentliche Aufgabenlösung durchgeführt<br />
wird, während das andere die Antwortformulierung übernimmt. Diese Reihe von<br />
Vermutungen lässt sich beliebig fortsetzen. Natürlich gibt es Hintergr<strong>und</strong>informationen<br />
über die Funktionsweise einzelner Hirnteile, die einige dieser Hypothesen<br />
wahrscheinlicher <strong>und</strong> andere unwahrscheinlicher machen. Trotzdem können<br />
neuropsychologische Verfahren alleine nicht belegen, ob es unterschiedliche <strong>Wissen</strong>sarten<br />
gibt.<br />
Ursache für diese Unterbestimmtheit neuropsychologischer Evidenz ist, dass<br />
<strong>Wissen</strong>sarten durch funktionale Attribute, wie Flexibilität, Transferfähigkeit,<br />
Verbalisierbarkeit <strong>und</strong> so weiter, definiert werden, bildgebende Verfahren jedoch lediglich<br />
räumliche <strong>und</strong> zeitliche Aktivierungsmuster aufzeichnen (Schumacher, 2005).