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Konzeptuelles und prozedurales Wissen als latente Variablen: Ihre ...

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Erwerb <strong>und</strong> Abruf konzeptuellen <strong>und</strong> prozeduralen <strong>Wissen</strong>s 105<br />

Fähigkeitserwerbs kennt. Kognitiven Modellen fällt <strong>als</strong>o bei der Unterrichtsgestaltung die<br />

Rolle zu, Spezifikationen kausaler Verbindungen <strong>und</strong> zeitlicher Abläufe zu liefern, die<br />

dann vom Lehrer ausgestaltet <strong>und</strong> in konkrete Unterrichtsabläufe umgesetzt werden.<br />

Mindestens vier der elf Basismodelle (Begriffsbildung, Konzeptbildung,<br />

Strategielernen <strong>und</strong> Routinebildung) erfordern detailliertes <strong>Wissen</strong> über den Erwerb<br />

konzeptuellen oder prozeduralen <strong>Wissen</strong>s.<br />

Aber nicht nur für die innere Strukturierung einzelner Basismodelle kann solches<br />

<strong>Wissen</strong> hilfreich sein, auch bei der Sequenzierung verschiedener Basismodelle wird es<br />

benötigt. Soll zum Beispiel in einem Inhaltsgebiet erst konzeptuelles <strong>Wissen</strong> vermittelt<br />

werden <strong>und</strong> dann <strong>prozedurales</strong> oder umgekehrt? Hier könnten psychologische Erkenntnisse<br />

zur Richtigkeit von concepts-first oder procedures-first-Theorien (siehe Abschnitt 5.1)<br />

direkt zur Anwendung kommen.<br />

Man beachte, dass Oser den Erwerb von konzeptuellem <strong>und</strong> prozeduralem <strong>Wissen</strong> in<br />

verschiedene Basismodelle aufgeteilt hat. Es stellt sich die Frage, wie sich dies mit<br />

Baroodys Forderung nach der Integration von konzeptuellem <strong>und</strong> prozeduralem <strong>Wissen</strong><br />

zur Erzielung adaptiver Expertise verträgt. Ist ein zusätzliches Basismodell erforderlich, in<br />

dem solche Verknüpfungen erlernt werden oder ergeben sie sich beim Erwerb der einen<br />

oder der anderen <strong>Wissen</strong>sart quasi von selbst?<br />

Die Diskussion der Relationen zwischen konzeptuellem <strong>und</strong> prozeduralem <strong>Wissen</strong> im<br />

Kontext der Unterrichtswissenschaften führt <strong>als</strong>o zu einer ganzen Reihe produktiver<br />

Forschungsfragen. Diese sind selbstverständlich nicht an Osers Theorie geb<strong>und</strong>en, sondern<br />

wurden hier nur an ihrem Beispiel verdeutlicht. So hebt beispielsweise auch Siegler (2003)<br />

in seiner ausführlichen Diskussion der Implikationen der kognitiven Forschung für den<br />

Mathematikunterricht die Wichtigkeit von konzeptuellem <strong>und</strong> prozeduralem <strong>Wissen</strong><br />

hervor. Da die kognitiven Relationen zwischen den <strong>Wissen</strong>sarten aber noch nicht<br />

vollständig bekannt sind, ist weitere Forschung notwendig.<br />

5.6 Zusammenfassung<br />

Theorien über die Relationen zwischen konzeptuellem <strong>und</strong> prozeduralem <strong>Wissen</strong> lassen<br />

sich unter anderem einteilen in den concepts-first view, den procedures-first view, den<br />

inactivation view, der die <strong>Wissen</strong>sarten <strong>als</strong> unverb<strong>und</strong>en darstellt, <strong>und</strong> das Iterative Modell,<br />

das bidirektionale Einflüsse postuliert. Aussagen über spezifische<br />

Verarbeitungsmechanismen treffen die ACT-Theorie, die Theorie der representational<br />

redescription, sowie zahlreiche weitere Arbeiten. Sie erklären Erwerb, Abruf <strong>und</strong> Transfer<br />

der <strong>Wissen</strong>sarten sowie ihre Umsetzung ineinander. Ein integratives Prozessmodell über<br />

alle Bef<strong>und</strong>e liegt nicht vor. Aus unterrichtswissenschaftlicher Perspektive stellt sich

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