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Konzeptuelles und prozedurales Wissen als latente Variablen: Ihre ...

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18 Kapitel 2<br />

Frage nach der Anzahl der Objekte „zehn“ antworten, aber nicht „eins“, „zwei“ oder<br />

„acht“.<br />

Durch qualitative Analysen solcher Verhaltensweisen von Kindern bei einer Reihe<br />

unterschiedlicher Zählaufgaben arbeiteten Gelman <strong>und</strong> Kollegen die wichtigsten<br />

Zählprinzipien heraus, die auch junge Kinder schon beachten (Überblick bei Gelman &<br />

Gallistel, 1978). Dieses sind: (1) das one-one principle – jedem Gegenstand wird beim<br />

Zählen genau eine Zahl zugeordnet; (2) das stable order principle – die Abfolge zwischen<br />

Zahlenwörtern bleibt über alle Tri<strong>als</strong> hinweg konstant; (3) das cardinal principle – die<br />

letzte beim Zählen genannte Zahl benennt die Anzahl der vorhandenen Gegenstände; (4)<br />

das abstraction principle – es kann über beliebige Arten von Objekten hinweg gezählt<br />

werden; <strong>und</strong> (5) das order-irrelevance principle – die Objekte einer Menge können in<br />

beliebiger Reihenfolge gezählt werden, sofern dabei keine der anderen Zählprinzipien<br />

verletzt werden.<br />

Gelman <strong>und</strong> Meck (1983) überprüften den Zusammenhang zwischen principles <strong>und</strong><br />

skills, <strong>als</strong>o das Verhältnis zwischen der Kenntnis der abstrakten Zählprinzipien einerseits<br />

<strong>und</strong> dem Zählverhalten andererseits. In drei Experimenten wiesen sie zunächst nach, dass<br />

Vier- <strong>und</strong> Fünfjährige über das one-one principle, das stabel order principle <strong>und</strong> das<br />

cardinal principle verfügen, indem sie ihnen ein Stofftier vorführten, dass unterschiedlich<br />

große Mengen von Gegenständen einige Male richtig zählte, einige Male jedoch gezielt<br />

gegen eines der drei Prinzipien verstieß. Die Kinder erkannten die Korrektheit oder<br />

Inkorrektheit des vorgespielten Zählverhaltens mit Wahrscheinlichkeiten, die jeweils weit<br />

über der Ratewahrscheinlichkeit lagen. Gleichzeitig waren sie jedoch nicht in der Lage die<br />

Zählprinzipien selbst sprachlich auszudrücken. Gelman <strong>und</strong> Meck bezeichnen die<br />

Prinzipienkenntnis der Kinder daher <strong>als</strong> implizites <strong>Wissen</strong>.<br />

Wenn schon junge Kinder über diese Prinzipien verfügen, wenn auch nur implizit,<br />

stellen sich zwei Fragen: (1) Warum begehen Kinder überhaupt Fehler beim Zählen? (2)<br />

Warum machen sie überproportional mehr Fehler beim Zählen großer Mengen <strong>als</strong> beim<br />

Zählen kleiner Mengen, wenn die Zählprinzipien doch unabhängig von der Mengengröße<br />

gelten? Letzteres erklären Gelman <strong>und</strong> Meck durch die Annahme, dass das Zählen großer<br />

Mengen eine anspruchsvollere Aufgabe ist <strong>als</strong> das Zählen kleiner Mengen. Die Fehler der<br />

Kinder werden durch die Aufgabenkomplexität hervorgerufen <strong>und</strong> überdecken ihr<br />

vorhandenes <strong>Wissen</strong> um die Zählprinzipien.<br />

Einen solchen Einfluss der Aufgabenanforderungen auf das Zählverhalten von<br />

Kindern weisen sie in einem vierten Experiment nach. Dort ließen sie 36 Drei- <strong>und</strong><br />

Vierjährige (unter anderem) Mengen von Gegenständen jeweils zweimal zählen, wobei die

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