Konzeptuelles und prozedurales Wissen als latente Variablen: Ihre ...
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32 Kapitel 2<br />
Übereinstimmung ihrer Bef<strong>und</strong>e mit denen der oben zusammengefassten<br />
Längsschnittstudie von Hiebert <strong>und</strong> Wearne (1996) hin.<br />
2.4.3 Diskussion der neueren Bef<strong>und</strong>e<br />
Inhaltlich unterscheiden sich die neueren kaum von den älteren Bef<strong>und</strong>en: <strong>Konzeptuelles</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>prozedurales</strong> <strong>Wissen</strong> scheinen miteinander korreliert zu sein, sich aber auch teilweise<br />
unabhängig voneinander entwickeln zu können. Besonders interessant ist, dass Blöte, Burg<br />
<strong>und</strong> Klein (2001) in Übereinstimmung mit Hiebert <strong>und</strong> Wearne (1996) fanden, dass die<br />
Unterrichtsgestaltung die Relationen zwischen den <strong>Wissen</strong>sarten beeinflusst. Kinder, die<br />
an eher konstruktivistischem Unterricht teilgenommen hatten, besaßen zwar weder mehr<br />
konzeptuelles noch mehr <strong>prozedurales</strong> <strong>Wissen</strong> <strong>als</strong> herkömmlich unterrichtete Kinder,<br />
konnten Prozeduren aber besser konzeptuell erklären <strong>und</strong> auf neue Inhaltsgebiete<br />
transferieren. Der Unterricht scheint sich <strong>als</strong>o zumindest auf die Verknüpfung der beiden<br />
<strong>Wissen</strong>sarten positiv ausgewirkt zu haben. Warum er in beiden Studien nicht auch ihre<br />
Niveaus differenziell beeinflusste, bleibt offen. Dass pädagogische Interventionen<br />
überhaupt zu unterschiedlich großen Zuwächsen der <strong>Wissen</strong>sarten führen können, zeigte<br />
die Interventionsstudie von Howe, Tolmie, Duchak-Tanner <strong>und</strong> Rattray (2000). Sie fanden,<br />
dass lehrergeleitete Übungsphasen eher zu einem Anstieg des prozeduralen <strong>Wissen</strong>s <strong>und</strong><br />
Gruppendiskussionen eher zu einem Anstieg des konzeptuellen <strong>Wissen</strong>s führen. Im<br />
Gegensatz dazu hatte die Intervention von Porter <strong>und</strong> Masingila (2000) keine<br />
differenziellen Auswirkungen auf die <strong>Wissen</strong>sarten. Die Frage der tatsächlichen <strong>und</strong> der<br />
optimalen Erwerbsreihenfolge beider <strong>Wissen</strong>sarten ist aufgr<strong>und</strong> des Fehlens mehrphasiger<br />
Interventions- <strong>und</strong> Längsschnittsstudien weitgehend ungeklärt geblieben, auch wenn einige<br />
ältere <strong>und</strong> neuere Querschnittssstudien nahe legen, dass sich das konzeptuelle <strong>Wissen</strong><br />
entweder gleichzeitig oder früher zeigt <strong>als</strong> das prozedurale (z.B. Baroody & Gannon, 1984;<br />
Byrnes & Wasik, 1991; Cowan & Renton, 1996; Dixon & Moore, 1996; Gelman & Meck,<br />
1983).<br />
Zwei interessante methodische Innovationen wurden in neueren Arbeiten eingeführt:<br />
die Suche nach Personenclustern mit ähnlichen <strong>Wissen</strong>sprofilen (Canobi, 2004; Canobi et<br />
al., 1998; Canobi et al., 2002; Canobi et al., 2003; Gilmore & Bryant, in Vorbereitung) <strong>und</strong><br />
die Untersuchung der Faktorstruktur konzeptuellen <strong>Wissen</strong>s durch Hecht (1998). Die<br />
Resultate dieser Methoden liefern bisher noch kein einheitliches Bild. So gelangten<br />
unterschiedliche Arbeiten zu unterschiedlichen Clusterlösungen <strong>und</strong> das Ergebnis der<br />
faktoranalytischen Studie – zwei voneinander relativ unabhängige konzeptuelle<br />
<strong>Wissen</strong>sfaktoren – passt schlecht zur Clusterlösung von Gilmore <strong>und</strong> Bryant, in denen die<br />
Probanden homogenes konzeptuelles <strong>Wissen</strong> aufwiesen. Es ist auch suboptimal, dass