Konzeptuelles und prozedurales Wissen als latente Variablen: Ihre ...
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Fragestellung der Dissertation 127<br />
empirische Überprüfung ist dennoch ungenügend (siehe Unterkapitel 3.4), vor allem da sie<br />
lediglich korrelative Evidenz für die bidirektionalen Kausalrelationen zwischen den<br />
<strong>Wissen</strong>sarten liefert. Da sie außerdem nur zwei Studien umfasst, erscheint es sinnvoll, die<br />
Modellannahmen unter Zuhilfenahme der in diesem Feld bisher nicht benutzten SEM-<br />
Technik zu überprüfen. Es wird erwartet, dass das Iterative Modell dem konkurrierenden<br />
concepts-first view <strong>und</strong> procedures-first view klar überlegen ist.<br />
Aufgr<strong>und</strong> dieser engen inhaltlichen Anlehnung der unten berichteten Studien an das<br />
Iterative Modell wurden diese Studien auch methodisch so eng wie möglich an die schon<br />
bestehenden Studien zu dem Modell angelehnt. Wie in der Studie von Rittle-Johnson et al.<br />
(2001) wurde auch hier <strong>als</strong> Inhaltsdomäne das Arbeiten mit Dezimalbrüchen gewählt, <strong>als</strong><br />
untersuchter Problemtyp die Verortung von Dezimalbrüchen auf dem Zahlenstrahl, <strong>als</strong><br />
Intervention das „Fang-das-Monster“-Spiel <strong>und</strong> <strong>als</strong> Altersgruppe Fünft- <strong>und</strong> Sechstklässler.<br />
Die Konstanthaltung dieser Faktoren über die Studien hinweg erlaubt es, Unterschiede<br />
zwischen empirischen Bef<strong>und</strong>en klarer einzelnen Ursachen zuordnen zu können <strong>als</strong> es<br />
sonst möglich wäre. Der Hauptunterschied zwischen den Studien besteht darin, dass Rittle-<br />
Johnson die <strong>Wissen</strong>sarten über Summenscores operationalisierte, während sie hier <strong>als</strong><br />
<strong>latente</strong> Faktoren modelliert werden. Weitere Unterschiede bestehen darin, dass einmal<br />
Schüler aus dem amerikanischen <strong>und</strong> einmal Schüler aus dem deutschen Schulsystem die<br />
Stichprobe bilden <strong>und</strong> dass unterschiedliche Instruktionen <strong>und</strong> grafische<br />
Aufgabengestaltungen benutzt werden.<br />
Nach der Darstellung der beiden Studien werden in Kapitel 11 die Ergebnisse<br />
miteinander verglichen <strong>und</strong> diskutiert.<br />
8.2 Zusammenfassung<br />
Die beiden nachfolgend vorgestellten empirischen Studien dienen der Untersuchung der<br />
Fragen, ob verschiedene Maße konzeptuellen oder prozeduralen <strong>Wissen</strong>s hoch miteinander<br />
korrelieren <strong>und</strong> ob Maße konzeptuellen <strong>und</strong> Maße prozeduralen <strong>Wissen</strong>s teilweise<br />
unabhängig voneinander variieren. Nur dann ist die Annahme der erfolgreichen Messung<br />
zweier <strong>Wissen</strong>sarten gerechtfertigt. Des Weiteren wird untersucht, ob die kausalen<br />
Beziehungen zwischen den <strong>Wissen</strong>sarten unidirektional oder bidirektional sind <strong>und</strong> ob die<br />
<strong>Wissen</strong>sarten sich unabhängig voneinander vermitteln lassen. Es wird erwartet, dass eine<br />
erfolgreiche Messung der <strong>Wissen</strong>sarten möglich ist <strong>und</strong> dass die dem Iterativen Modell<br />
zugr<strong>und</strong>eliegenden Annahmen der unabhängigen Vermittelbarkeit <strong>und</strong> der bidirektionalen<br />
Kausalrelationen bestätigt werden können.