Konzeptuelles und prozedurales Wissen als latente Variablen: Ihre ...
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200 Kapitel 10<br />
Da die Teilnehmer von Intervention TK die Zahlenstrahlaufgaben weder präsentiert,<br />
noch erklärt bekommen, noch ausprobieren können, sollten sie kein <strong>prozedurales</strong> <strong>Wissen</strong><br />
über diesen Aufgabentyp erwerben können.<br />
Der gesamte Text <strong>und</strong> das Bildmaterial des Treatments TK befinden sich in Anhang<br />
F.1.2. Die Umsetzung dieser <strong>und</strong> der folgenden beiden Interventionen in das<br />
Computerprogramm kann in den Anhängen B.2 <strong>und</strong> B.3 besichtigt werden.<br />
Intervention TP zur Vermittlung prozeduralen <strong>Wissen</strong>s<br />
Um den Teilnehmern der Intervention TP <strong>prozedurales</strong> <strong>Wissen</strong> über die<br />
Zahlenstrahlaufgaben möglichst unabhängig von konzeptuellem <strong>Wissen</strong> zu vermitteln,<br />
wurden ihnen zuerst die korrekten Positionen von fünf verschiedene Dezimalbrüchen auf<br />
dem Zahlenstrahl gezeigt <strong>und</strong> sie wurden gebeten, den Schieberegler auf diese Stelle zu<br />
bewegen <strong>und</strong> sie sich zu merken. Anschließend wurden ihnen in einem kleinen Test die<br />
Dezimalbrüche wieder dargeboten, <strong>und</strong> sie sollten ihre Positionen auf dem Zahlenstrahl<br />
markieren. Gelang das nicht, wurden ihnen die fünf Beispiele erneut präsentiert so lange,<br />
bis sie den Test ohne Fehler absolvieren konnten. Je einer der fünf Dezimalbrüche<br />
entsprach einem der fünf Typen in Tabelle 9 auf Seite 135.<br />
Anschließend wurden den Probanden insgesamt 80 Routineaufgaben dargeboten,<br />
jeweils 20 davon entsprachen einem der vier in Studie 1 verwendeten Oberflächentypen für<br />
die Routineaufgaben (Zahlenstrahl mit Schieberegler, frei anklickbarer Zahlenstrahl,<br />
multiple choice mit mehreren Zahlenstrahlen <strong>und</strong> multiple choice mit einem Zahlenstrahl).<br />
Den Probanden wurden dabei keine Rückmeldungen über die Korrektheit ihrer Eingaben<br />
gegeben.<br />
Die Intervention basiert auf der Annahme, dass <strong>prozedurales</strong> <strong>Wissen</strong> nicht nur aus<br />
abstrakt- deklarativem <strong>Wissen</strong>, sondern auch aus konkreten Lösungsbeispielen (instances)<br />
abgeleitet werden kann (vgl. Unterkapitel 5.4). Dies wurde unter anderem von Anderson<br />
<strong>und</strong> Fincham (1994) sowie Anderson, Fincham <strong>und</strong> Douglass (1997) empirisch<br />
nachgewiesen <strong>und</strong> wird beispielsweise von der instance theory of automatization von<br />
Logan (1988) erklärt.<br />
Die genannten Quellen belegen, dass <strong>prozedurales</strong> <strong>Wissen</strong> nicht sofort <strong>und</strong><br />
automatisch aus Lösungsbeispielen abgeleitet wird, sondern dass dies nur geschieht, wenn<br />
die Aufgabenlösung geübt wird. Daher werden den Probanden in der Intervention erst fünf<br />
Lösungsbeispiele vermittelt, bevor sie diese in einer Trainingsphase anhand eines breiteren<br />
Zahlenmateri<strong>als</strong> in generelles <strong>prozedurales</strong> <strong>Wissen</strong> über die Zahlenstrahlaufgabe umsetzen<br />
können. Die Zahlen wurden dabei so wie in Studie 1 pseudozufällig ausgewählt.