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Konzeptuelles und prozedurales Wissen als latente Variablen: Ihre ...

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236 Kapitel 11<br />

andere, wie die Konstruktion <strong>und</strong> Vermittlung von <strong>Wissen</strong> in sozialen Kontexten, Monate<br />

<strong>und</strong> Jahre in Anspruch nehmen können. Die Entwicklung von kognitiven Modellen, die die<br />

Interaktion so unterschiedlicher Mechanismen mit so unterschiedlichen zeitlichen<br />

Skalierungen integriert beschreiben können, stellt Anderson zu Recht <strong>als</strong> eine der großen<br />

bisher unbewältigten Herausforderungen der kognitiven Psychologie dar.<br />

Eine Möglichkeit, verschiedene Prozesse, die auf unterschiedlichen Zeitebenen<br />

ablaufen, überhaupt systematisch gleichzeitig zu untersuchen, bieten mikrogenetische<br />

Designs (Miller & Coyle, 1999; Siegler & Crowley, 1991). In mikrogenetischen Designs<br />

bearbeiten die Probanden viele einander ähnliche Aufgaben, gewöhnlich mit Feedback.<br />

Die Aufgabenbearbeitung fungiert dabei gleichzeitig <strong>als</strong> Treatment, weil mit zunehmender<br />

Bearbeitungsdauer die Aufgabenkorrektheiten zunehmen <strong>und</strong> die verwendeten<br />

Lösungsstrategien effizienter werden, <strong>und</strong> <strong>als</strong> Test, weil die jeweilige Lösungsqualität<br />

aufgezeichnet wird. Die zeitliche Auflösung der gewonnenen Daten ist dadurch sehr hoch.<br />

Nehmen dieselben Personen an mehreren mikrogenetischen Datenerhebungssitzungen teil,<br />

können die Daten pro Sitzung aggregiert werden. Werden zwei <strong>Variablen</strong> in solchen<br />

Designs gemessen, so können ihre Relationen sowohl auf der Ebene kurzfristiger<br />

Interaktionen von Aufgabe zu Aufgabe <strong>als</strong> auch auf der Ebene langfristiger Interaktionen<br />

von Sitzung zu Sitzung ausgewertet werden.<br />

Die einzige bisher veröffentlichte mikrogenetische Studie, die kurzfristige <strong>und</strong><br />

langfristige Lerneffekte derselben Personen vergleicht, stammt von Siegler <strong>und</strong> Svetina<br />

(2002). Sie untersuchten allerdings nicht die Beziehungen zwischen konzeptuellem <strong>und</strong><br />

prozeduralem <strong>Wissen</strong>, sondern Strategieentwicklungen.<br />

Die mikrogenetische Untersuchung der Relationen zwischen den <strong>Wissen</strong>sarten besitzt<br />

somit großes Potenzial, auch wenn ihr zeitlicher Fokus natürlich nicht die gesamte von<br />

Anderson beschriebene zeitliche Bandbreite kognitiver Prozesse abdeckt. Einer der<br />

Hauptgründe dafür, warum eine solche Studie noch nicht durchgeführt wurde, ist, dass die<br />

valide Messung von konzeptuellem <strong>und</strong> prozeduralem <strong>Wissen</strong> in mikrogenetischen<br />

Designs noch schwieriger ist <strong>als</strong> in anderen Designs, weil sie pro Messzeitpunkt durch<br />

jeweils eine einzige Aufgabe geleistet werden muss, da in mikrogenetischen Designs jede<br />

Aufgabe einen eigenen Messzeitpunkt darstellt.<br />

<strong>Wissen</strong>, Intelligenz <strong>und</strong> Arbeitsgedächtnis<br />

Bessere kognitive Prozessmodelle der Verarbeitung von konzeptuellem <strong>und</strong> prozeduralem<br />

<strong>Wissen</strong> könnten helfen, die Beziehungen der <strong>Wissen</strong>sarten zu anderen zentralen<br />

psychologischen Konstrukten, insbesondere der Intelligenz, zu klären. In Studie 1 dieser

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