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Konzeptuelles und prozedurales Wissen als latente Variablen: Ihre ...

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186 Kapitel 9<br />

Computerlernumgebung für Kinder äußerst gering ist. Angesichts der vielen kognitiven,<br />

motivationalen <strong>und</strong> situativen Faktoren, die die Arbeitsgeschwindigkeit von Kindern<br />

beeinflussen können, ist das ein plausibles Resultat. Ein spezielles Problem, das sich in der<br />

Untersuchung zeigte war, dass Kinder mit wenig prozeduralem <strong>Wissen</strong> sich durch die<br />

Aufgaben einfach durchklickten, was entgegen der theoretischen Annahmen dazu führte,<br />

dass Kinder umso geringere Lösungsdauern aufwiesen, je weniger <strong>prozedurales</strong> <strong>Wissen</strong> sie<br />

besaßen. Dieser Effekt zeigt sich nicht nur in den Daten, sondern wird auch durch<br />

Beobachtungen der Versuchsleiter gestützt.<br />

Die Maße Zugriffsasymmetrie <strong>und</strong> Dual task-Kosten stellen bessere<br />

Operationalisierungen prozeduralen <strong>Wissen</strong>s dar. Ein Gr<strong>und</strong> dafür könnte darin bestehen,<br />

dass es sich bei ihnen um Differenzwerte handelt, bei der die Ausprägung eines Maßes<br />

relativ zu einer Baseline-Bedingung angegeben wird. Allgemeine Faktoren, beispielsweise<br />

Motivation <strong>und</strong> Ablenkung, beeinflussen die Maße beider Bedingungen. Unterschiede<br />

zwischen Baseline- <strong>und</strong> Manipulationsbedingung können daher nichts mit solch allgemein<br />

wirkenden Faktoren zu tun haben.<br />

Gelegentlich wurde vermutet, dass Differenzwerte – unbeschadet ihrer fraglos guten<br />

Konstruktvaliditäten – gr<strong>und</strong>sätzlich niedrige Reliabilitäten aufweisen könnten (Paul,<br />

Churchill, & Brown, 1993; Rost, 2004, S. 274-276). Neuere Bef<strong>und</strong>e weisen jedoch darauf<br />

hin, dass das Konzept der Reliabilität von Differenzwerten inhaltlich schlecht zu greifen<br />

<strong>und</strong> daher auch schlecht durch eine Formel anzugeben ist. Die früher benutzte Formel zur<br />

Reliabilitätsbestimmung von Differenzwerten beruht auf unplausiblen Annahmen<br />

(unkorrelierten Prätest- <strong>und</strong> Posttestwerten) <strong>und</strong> führt dadurch zu starken<br />

Unterschätzungen der tatsächlichen Reliabilitäten. Das Problem besteht <strong>als</strong>o weniger auf<br />

der Ebene der tatsächlichen Reliabilität <strong>als</strong> vielmehr auf der Ebene ihrer Berechnung<br />

(Chiou & Spreng, 1996). Auch die Faktorladungen in der vorliegenden Untersuchung<br />

geben keinen Anlass, die Reliabilität oder Validität der beiden auf Differenzwerten<br />

beruhenden Indikatoren in Frage zu stellen.<br />

Gemessen an den Faktorladungen in den konfirmatorischen Analysen ist das beste<br />

manifeste Maß für konzeptuelles <strong>Wissen</strong> die Übersetzung von Dezimalbrüchen in<br />

Tortendiagramme. Das beste manifeste Maß für <strong>prozedurales</strong> <strong>Wissen</strong> ist die<br />

Problemlösekorrektheit bei Routineproblemen.<br />

Trotz der oben erläuterten Einschränkungen sind die Bef<strong>und</strong>e zur konvergenten<br />

Validität der Maße insgesamt ausgesprochen positiv. Extreme Anhänger des situated<br />

cognition <strong>und</strong> des situated action views bestreiten, dass die Annahme situations- <strong>und</strong>

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