Konzeptuelles und prozedurales Wissen als latente Variablen: Ihre ...
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22 Kapitel 2<br />
vorgestellt. Stattdessen werden diese beiden Punkte in Kapitel 4 ausführlich analysiert. In<br />
einer vorläufigen Annäherung lässt sich sagen, dass die im aktuellen Kapitel besprochenen<br />
Arbeiten konzeptuelles <strong>Wissen</strong> <strong>als</strong> abstraktes Tiefenverständnis auffassen <strong>und</strong> es oft über<br />
Erklärungs-, Bewertungs- oder Transferaufgaben erheben. Prozedurales <strong>Wissen</strong> wird <strong>als</strong><br />
effizient anwendbares Handlungswissen zur Lösung von Routineproblemen aufgefasst <strong>und</strong><br />
häufig durch die Lösungsrate bei Routineproblemen operationalisiert.<br />
Die von Rittle-Johnson <strong>und</strong> Siegler berichteten Bef<strong>und</strong>e zu den <strong>Wissen</strong>sarten stammen<br />
aus fünf verschiedenen Domänen: dem Zählen, der Addition einstelliger Zahlen, der<br />
Arithmetik mehrstelliger Zahlen, dem Bruchrechnen <strong>und</strong> dem proportionalen Denken. Die<br />
Studien untersuchten hauptsächlich Kinder im Gr<strong>und</strong>schulalter, verwendeten dazu jedoch<br />
sehr unterschiedliche Designs. Rittle-Johnson <strong>und</strong> Siegler listen sieben verschiedene Typen<br />
erbrachter Evidenz auf: (1) Beobachtete Prozeduren verletzen keine Konzepte; (2) Kinder<br />
kennen gleichzeitig ein Konzept <strong>und</strong> eine korrespondierende Prozedur; (3)<br />
intervallskalierte Maße konzeptuellen <strong>und</strong> prozeduralen <strong>Wissen</strong>s korrelieren positiv; (4)<br />
eine Prozedur ist vor einem Konzept vorhanden oder umgekehrt; (5) das Vorwissen in<br />
einer der beiden <strong>Wissen</strong>sarten sagt den Zuwachs der anderen vorher; (6) Bef<strong>und</strong>e aus<br />
Trainingsstudien ohne Kontrollgruppe; (7) Ergebnisse kontrollierter Experimente. In einer<br />
Übersicht der 34 wichtigsten Bef<strong>und</strong>e wurden 29 von Rittle-Johnson <strong>und</strong> Siegler den<br />
Evidenzkategorien 1 bis 4 zugeordnet. Es handelt sich dabei <strong>als</strong>o um korrelative Bef<strong>und</strong>e<br />
aus Querschnittsstudien. Lediglich eine Studie lieferte längsschnittliche Bef<strong>und</strong>e, vier<br />
untersuchten den Einfluss unterschiedlicher Trainings auf die <strong>Wissen</strong>sarten. Es lag kein<br />
einziges Experiment mit Kontrollgruppe <strong>und</strong> Randomisierung der Studienteilnehmer auf<br />
die Gruppen vor. Bei der Interpretation der Studienanzahlen ist zu beachten, dass dieselbe<br />
Studie mehrere Arten von Evidenz liefern kann.<br />
2.3.2 Korrelative Relationen<br />
Sechzehn der vier<strong>und</strong>dreißig besprochenen Bef<strong>und</strong>e zeigen durch Messung konzeptuellen<br />
<strong>und</strong> prozeduralen <strong>Wissen</strong>s jeweils in einer Stichprobe, dass beide <strong>Wissen</strong>sarten über<br />
Personen hinweg entweder qualitativ oder quantitativ zusammenhängen. Diese Bef<strong>und</strong>e<br />
sind relativ einheitlich. Eine Ausnahme bilden drei Studien: Resnick fand in zwei Studien<br />
(Resnick, 1982; Resnick & Omanson, 1987) keine signifikante Korrelation zwischen<br />
beiden <strong>Wissen</strong>sarten. Byrnes <strong>und</strong> Wasik (1991) fanden für eine Stichprobe von Viert- <strong>und</strong><br />
Sechstklässlern einen signifikanten Zusammenhang, der jedoch verschwand, wenn man<br />
das Alter der untersuchten Kinder auspartialisierte.