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Konzeptuelles und prozedurales Wissen als latente Variablen: Ihre ...

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108 Kapitel 6<br />

Ob es um Gewichts- <strong>und</strong> Längenmaße, um Preise in Euro <strong>und</strong> Cent, um das Volumen<br />

von Getränkeverpackungen, um die Anzeigen auf digitalen Fieberthermometern oder um<br />

Zapfsäulendisplays an Tankstellen geht – Dezimalbrüche sind im Alltagsleben ubiquitär.<br />

Nichtsdestotrotz verstehen Kinder <strong>und</strong> Erwachsene Dezimalbrüche nicht immer<br />

vollständig. Eine Studie mit einer großen, für die USA repräsentativen Stichprobe fand<br />

Dezimalbruchmisskonzepte bei der Hälfte aller Siebtklässler (Kouba, Carpenter, &<br />

Swafford, 1989). Andere Studien konnten selbst bei Erwachsenen noch<br />

Fehlinterpretationen nachweisen (vgl. Rittle-Johnson et al., 2001). Die häufigsten<br />

Misskonzepte sind in Tabelle 6 aufgeführt.<br />

Tabelle 6: Verbreitete Misskonzepte über Dezimalbrüche.<br />

Name Bedeutung<br />

Ganze-Zahlen-Misskonzept „Das Komma ist bedeutungslos <strong>und</strong> kann ignoriert werden.“<br />

Bruchstrich-Misskonzept<br />

Kürzer-ist-größer-Misskonzept<br />

Länger-ist-kleiner-Misskonzept<br />

„Das Komma funktioniert wie ein Bruchstrich, trennt <strong>als</strong>o Zähler<br />

<strong>und</strong> Nenner.“<br />

„Kürzere Dezimalbrüche geben stets einen größeren Wert an <strong>als</strong><br />

längere.“<br />

„Längere Dezimalbrüche geben stets einen kleineren Wert an <strong>als</strong><br />

kürzere.“<br />

Hiebert (1992) analysiert, was ein umfassendes korrektes Verständnis von Dezimalbrüchen<br />

ausmacht. Dabei unterscheidet er zwei Aspekte: das Notationssystem <strong>und</strong> die<br />

repräsentierten Quantitäten.<br />

Ein Verständnis des Notationssystems beruht auf der Kenntnis dreier Prinzipien: (1)<br />

Der Wert einer Ziffer ist eine Funktion ihrer Position relativ zum Komma. Beispielsweise<br />

stellt die Ziffer vor dem Komma Einer dar, die Ziffer nach dem Komma jedoch Zehntel.<br />

(2) Der Wert einer Ziffer, d.h. die durch sie repräsentierte Quantität, ist das Produkt aus<br />

dem Nominalwert <strong>und</strong> dem Stellenwert. Steht beispielsweise eine Vier direkt hinter dem<br />

Komma, so repräsentiert sie den Wert 4 * 1/10 = 0,4. Die Vier wird in dem<br />

Zusammenhang <strong>als</strong> Nominalwert bezeichnet, das Zehntel <strong>als</strong> Stellenwert. (3) Der Wert<br />

eines Dezimalbruchs ist die Summe der Werte seiner einzelnen Ziffern. Der Gesamtwert<br />

von 52,06 entspricht <strong>als</strong>o 5 * 10 + 2 * 1 + 0 * 1/10 + 6 * 1/100.<br />

Neben diesem Verständnis des Notationssystems ist nach Hiebert jedoch auch ein<br />

Verständnis der repräsentierten Quantitäten erforderlich, um kompetent mit<br />

Dezimalbrüchen umgehen zu können. Dezimalbrüche können real oder hypothetisch<br />

existierende Quantitäten repräsentieren. Dabei ist vor allem die Einsicht wichtig, dass<br />

Dezimalbrüche sowohl Quantitäten bezeichnen können, die sich nur in ganzzahligen

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