Konzeptuelles und prozedurales Wissen als latente Variablen: Ihre ...
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Die Unterscheidung von konzeptuellem <strong>und</strong> prozeduralem <strong>Wissen</strong> 83<br />
erfordern. Wird die Zweitaufgabe zur Untersuchung kognitiver Prozesse benutzt, sollte sie<br />
so gewählt sein, dass Erst- <strong>und</strong> Zweitaufgabe nicht schon auf der Ebene der<br />
Aufgabenwahrnehmung oder der Antwortäußerung interagieren, weil dies die kognitiven<br />
Effekte überdecken kann. Damit auf der kognitiven Ebene überhaupt dual task-Kosten<br />
entstehen, ist die Zweitaufgabe außerdem so auszuwählen, dass Erst- <strong>und</strong> Zweitaufgabe<br />
mit hoher Wahrscheinlichkeit dieselben kognitiven Ressourcen nutzen, z.B. beide die<br />
auditory loop oder beide den visuospatial sketchpad (z.B. Meyer & Kieras, 1997; Pashler,<br />
1994).<br />
Bei der Aufgabenauswahl ist ferner die ökologische Validität zu beachten. Vor allem<br />
dual task-Aufgaben im Rahmen des psychological refractory period-Paradigmas zur<br />
Erforschung der central bottleneck-Hypothese sind <strong>als</strong> ökologisch unvalide kritisiert<br />
worden, weil dabei einfache Aufgaben im Abstand von Sek<strong>und</strong>enbruchteilen versetzt<br />
präsentiert werden <strong>und</strong> möglichst schnell zu lösen sind, was im Alltag nur selten geschieht<br />
(vgl. Pashler, 1994). Andere Aufgabenkombinationen, wie zu schreiben, während man<br />
jemandem zuhört, oder schlussfolgernd zu denken, während man geht, sind jedoch normale<br />
Alltagstätigkeiten, deren Untersuchung durchaus ökologisch valide <strong>und</strong> daher<br />
generalisierbare Bef<strong>und</strong>e liefern kann (z.B. Lindenberger, Marsiske, & Baltes, 2000).<br />
Bei der Datenauswertung ist zu beachten, dass die dual task-Kosten sich einzeln oder<br />
kombiniert an vier verschiedenen Stellen zeigen können: in der Bearbeitungszeit der<br />
Erstaufgabe, der Lösungshäufigkeit der Erstaufgabe, der Bearbeitungszeit der<br />
Zweitaufgabe sowie der Lösungsrate der Zweitaufgabe. Zu dem aus anderen Paradigmen<br />
bekannten Problem des speed/accuracy trade-offs kommt bei dual task-Aufgaben <strong>als</strong>o noch<br />
der mögliche trade-off zwischen Erst- <strong>und</strong> Zweitaufgabe hinzu. An welcher Stelle sich die<br />
dual task-Kosten zeigen werden, ist schwer vorherzusagen, weil dies, außer von den<br />
Instruktionen, auch von den spezifischen Lösungsstrategien der Probanden abhängt. Bei<br />
der Auswertung von dual task-Aufgaben sind daher sorgfältige post hoc-Analysen<br />
unabdingbar.<br />
4.7 Beziehungen der <strong>Wissen</strong>sarten zu anderen kognitiven<br />
Konstrukten<br />
4.7.1 Intelligenz <strong>als</strong> Prädiktor des <strong>Wissen</strong>serwerbs<br />
Über den Zusammenhang zwischen <strong>Wissen</strong> <strong>und</strong> allgemeiner Intelligenz schreibt Elsbeth<br />
Stern unter Verweis auf die investment theory von Cattell <strong>und</strong> darauf aufbauende aktuellere<br />
Ansätze: „Intelligenz beschreibt das Ausmaß, in dem es gelingt, die im jeweiligen<br />
kulturellen Kontext vorgef<strong>und</strong>enen Zeichensysteme zu erwerben <strong>und</strong> diese dann zur<br />
Aneignung <strong>und</strong> Anwendung von <strong>Wissen</strong> zu nutzen“ (Stern, 2001b, S. 200).