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Konzeptuelles und prozedurales Wissen als latente Variablen: Ihre ...

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Die Unterscheidung von konzeptuellem <strong>und</strong> prozeduralem <strong>Wissen</strong> 53<br />

die Richtigkeit dieser Annahme mit der Begründung, dass die Begriffe konzeptuelles<br />

<strong>und</strong> <strong>prozedurales</strong> <strong>Wissen</strong> psychische Strukturen beschreiben, die Begriffe explizit <strong>und</strong><br />

implizit hingegen eher Verarbeitungsmodi bezeichnen, die beide Arten von <strong>Wissen</strong><br />

(zumindest aber über konzeptuelles) betreffen können.<br />

Ob die Gleichsetzung der verbleibenden Paare von <strong>Wissen</strong>sarten, die so weit verbreitet<br />

ist, gerechtfertigt ist, kann an dieser Stelle nicht entschieden werden, vor allem, weil sogar<br />

für die Paare einzeln betrachtet unklar ist, ob die Unterscheidung zweier <strong>Wissen</strong>sarten<br />

sinnvoll ist <strong>und</strong> wie sie genau charakterisiert werden kann. Die vorliegende Arbeit<br />

konzentriert sich darum auf die Unterscheidung zwischen konzeptuellem <strong>und</strong><br />

prozeduralem <strong>Wissen</strong>. Dort, wo Rückgriffe auf Bef<strong>und</strong>e über andere <strong>Wissen</strong>sarten<br />

stattfinden, wird das angemerkt.<br />

Wie sich konzeptuelles <strong>und</strong> <strong>prozedurales</strong> <strong>Wissen</strong> definitorisch gegeneinander<br />

abgrenzen lassen, ist Gegenstand des folgenden Abschnitts.<br />

4.2 Definitorische Eingrenzung<br />

Tabelle 3 gibt die sechs Definitionen von konzeptuellem <strong>und</strong> prozeduralem <strong>Wissen</strong> wieder,<br />

die sich in der gängigen Literatur finden lassen. Die älteste stammt aus dem<br />

Einleitungskapitel von Hiebert <strong>und</strong> Lefevre, die neueste ist von Rittle-Johnson <strong>und</strong><br />

Kollegen. Während sie sich in Wortwahl <strong>und</strong> Ausführlichkeit unterscheiden, sind sie sich<br />

inhaltlich ähnlich.<br />

<strong>Konzeptuelles</strong> <strong>Wissen</strong> wird vor allem beschrieben <strong>als</strong> vernetztes <strong>Wissen</strong>, das in<br />

Schemata, semantischen Netzwerken oder Hierarchien gespeichert werden kann. Sein<br />

Inhalt besteht in den Prinzipien (principles) <strong>und</strong> Kernkonzepten (core concepts) einer<br />

Domäne. Es bildet die Gr<strong>und</strong>lage inhaltlichen Verständnisses (<strong>und</strong>erstanding).<br />

Prozedurales <strong>Wissen</strong> wird vor allem beschrieben <strong>als</strong> Menge von Regeln, deren<br />

sequenzielle Anwendung die zielgerichtete Lösung von Problemen ermöglicht.<br />

Im Gegensatz zu den anderen Definitionen greift die von Byrnes <strong>und</strong> Wasik zusätzlich<br />

noch auf die Unterscheidung von „<strong>Wissen</strong>, dass” (knowing that) <strong>und</strong> „<strong>Wissen</strong>, wie”<br />

(knowing how) zurück. Damit verweisen sie indirekt auf die philosophische Position<br />

Gilbert Ryles (1949), der das Begriffspaar prägte. Inhaltlich hat dieses Vorgehen jedoch<br />

einen Nachteil. Ein Schüler, der 30 Nachkommastellen der Zahl π auswendig lernte, hat<br />

unzweifelhaft “<strong>Wissen</strong>, dass” erworben. Worin sein Zuwachs an konzeptuellem<br />

Verständnis liegen soll, ist jedoch nicht zu sehen. <strong>Konzeptuelles</strong> <strong>Wissen</strong> wird daher besser<br />

durch die Formulierung „<strong>Wissen</strong>, warum” (knowing why) beschrieben (Hiebert & Lefevre,

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