Konzeptuelles und prozedurales Wissen als latente Variablen: Ihre ...
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82 Kapitel 4<br />
schwächer <strong>als</strong> in der geübten Bedingung. Dafür gibt es bislang jedoch keine gesicherte<br />
Erklärung.<br />
Dieses Maß wurde in der Forschung zu konzeptuellem <strong>und</strong> prozeduralem <strong>Wissen</strong> noch<br />
nicht benutzt, ebenso wie das folgende, die Dual task-Kosten.<br />
Dual task-Kosten<br />
Wenn eine Person eine Aufgabe einzeln ausführt, ist sie dabei gewöhnlich besser, <strong>als</strong> wenn<br />
sie gleichzeitig noch eine zweite Aufgabe ausführt. Dieses Phänomen wird auch <strong>als</strong> dual<br />
task interference bezeichnet. Mehrere Studien zeigten, dass diese dual task interference<br />
umso kleiner wird, je mehr Übung man mit den Aufgaben hat (z.B. Britton & Tesser,<br />
1982; Levy & Pashler, 2001; Schumacher, Seymour, Glass, Kieras, & Meyer, 2001).<br />
Diverse Autoren, wie Ruthruff, Johnston <strong>und</strong> Selst (2001) oder Schneider (1985), führen<br />
dies auf die Automatisierung der Aufgabenbearbeitungsprozesse durch die Übung zurück.<br />
Diese Erklärung steht im Einklang mit den theoretischen Konzeptionen von<br />
prozeduralem <strong>Wissen</strong>. Wie beispielsweise Anderson (1983, S. 231ff) beschreibt, bindet die<br />
Problemlösung durch Anwendung von deklarativem <strong>Wissen</strong> viele kognitive Ressourcen,<br />
weil dabei seriell ablaufende Prozesse der bewussten <strong>Wissen</strong>stransformation im<br />
Arbeitsgedächtnis ablaufen. Vorhandenes <strong>prozedurales</strong> <strong>Wissen</strong> kann hingegen ohne großen<br />
Ressourcenaufwand zur Anwendung gebracht werden, weil es aus automatisiert<br />
ablaufenden Verhaltensprogrammen besteht. Wird eine Aufgabe <strong>als</strong>o auf Gr<strong>und</strong>lage von<br />
prozeduralem <strong>Wissen</strong> gelöst, stehen dabei mehr Ressourcen zur gleichzeitigen Bearbeitung<br />
einer zweiten Aufgabe zur Verfügung, <strong>als</strong> wenn die Aufgabe durch konzeptuelles <strong>Wissen</strong><br />
gelöst wird.<br />
Weil die Forschungen zum dual task-Paradigma <strong>und</strong> zur <strong>Wissen</strong>sprozeduralisierung<br />
zwei getrennte Forschungsstränge darstellen, wurde die dual task interference bisher noch<br />
nicht explizit <strong>als</strong> Maß prozeduralen <strong>Wissen</strong>s herangezogen. Während die dual task<br />
interference von mehreren Autoren auf Automatisierungsprozesse <strong>und</strong> Übungseffekte<br />
zurückgeführt wird, wird dabei der Begriff des prozeduralen <strong>Wissen</strong>s gewöhnlich nicht<br />
erwähnt, so dass die genauen Beziehungen zwischen den beiden Paradigmen unscharf<br />
bleiben (vgl. Royer et al., 1993).<br />
Bei der methodischen Umsetzung des dual task-Paradigmas sind einige wichtige<br />
Punkte zu beachten. So gibt es verschiedene Typen von Zweitaufgaben, wie probe tasks,<br />
concurrent memory load tasks, motor production tasks <strong>und</strong> perceptual judgement tasks.<br />
Diese lassen sich teilweise für verschiedene Sinnesmodalitäten implementieren. So können<br />
perceptual judgement tasks die Beurteilung visueller, auditiver oder taktiler Reize