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Konzeptuelles und prozedurales Wissen als latente Variablen: Ihre ...

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Diskussion 239<br />

Man kann ein Kind bitten, das allgemeine Konzept quadratischer Relationen zu<br />

erklären <strong>und</strong> man kann ein Kind bitten, quadratische Gleichungen zu lösen. Dabei weiß<br />

man ohne weitere Untersuchung, dass die eine Aufgabe (inhaltlich gesehen) konzeptuelles<br />

<strong>Wissen</strong> erhebt <strong>und</strong> die andere Aufgabe (inhaltlich gesehen) <strong>prozedurales</strong>, weil die<br />

Aufgabentexte sich auf unterschiedliche Inhalte beziehen. Wenn im Folgenden<br />

<strong>Wissen</strong>sarten entlang dieser inhaltlichen Dimension unterschieden werden, wird von<br />

„Konzepten“ <strong>und</strong> „Prozeduren“ gesprochen.<br />

Unabhängig von dieser Unterscheidung kann man jedoch auch fragen, wie das<br />

<strong>Wissen</strong>, das zur Lösung der beiden Aufgaben notwendig ist, kognitiv repräsentiert wird. Es<br />

ist vorstellbar, dass <strong>Wissen</strong> über das Konzept in explizit kodierten <strong>und</strong> daher<br />

verbalisierbaren Knoten von <strong>Wissen</strong>snetzen gespeichert werden. Diese Art der<br />

Repräsentation wird konzeptuellem <strong>Wissen</strong>, nicht jedoch prozeduralem <strong>Wissen</strong><br />

zugesprochen (vgl. Abschnitt 4.5.1). Dieses <strong>Wissen</strong> wird durch Zelle A in Tabelle 52<br />

symbolisiert. Es ist jedoch auch vorstellbar, dass <strong>Wissen</strong> über das Konzept in automatisiert<br />

abrufbaren, implizit kodierten <strong>und</strong> daher nicht verbalisierbaren Produktionsregeln<br />

gespeichert wurde. Diese Produktionsregeln würden immer dann ausgeführt werden, wenn<br />

man gebeten würde, das Konzept zu erklären. Je öfter man diese Aufgabe übte, umso<br />

stärker würde das <strong>Wissen</strong> automatisiert. Produktionsregeln gelten <strong>als</strong> Repräsentationsform<br />

prozeduralen <strong>Wissen</strong>s. Solches <strong>prozedurales</strong> <strong>Wissen</strong> über Konzepte wird durch Zelle C in<br />

Tabelle 52 symbolisiert.<br />

Tabelle 52: Vier mögliche Kombinationen von Repräsentationsform <strong>und</strong> -inhalt.<br />

Mentale Repräsentationsform Repräsentationsinhalt<br />

Konzept Prozedur<br />

konzeptuell A B<br />

prozedural C D<br />

Ähnliches gilt für das <strong>Wissen</strong> über Prozeduren. Es kann in automatisiert ausführbaren<br />

Produktionsregeln (s. Zelle D) genauso gut repräsentiert werden wie in einem Netz explizit<br />

repräsentierter <strong>Wissen</strong>seinheiten (s. Zelle B). Letzteres erkennt man daran, dass Kinder<br />

Prozeduren ja auch verbal beschreiben, ihre Funktionsweise erklären <strong>und</strong> bewerten<br />

können, was nicht möglich sein dürfte, wenn Prozeduren nur <strong>als</strong> implizite<br />

Produktionsregeln gespeichert würden.<br />

Die Unterscheidung der <strong>Wissen</strong>sarten auf der Inhaltsebene wird in vielen eher<br />

pädagogisch-psychologisch ausgerichteten Arbeiten benutzt, zum Beispiel in den meisten<br />

in Kapitel 2 vorgestellten. Die Unterscheidung auf der Ebene kognitiver

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