Konzeptuelles und prozedurales Wissen als latente Variablen: Ihre ...
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Diskussion 227<br />
hingegen durch die Annahme erklärt werden, dass Probanden mit hinreichend großem<br />
<strong>Wissen</strong> mehr Zeit zur Lösungsfindung <strong>und</strong> akkuraten Lösungseingabe brauchen <strong>als</strong><br />
Probanden, die aufgr<strong>und</strong> eines Mangels an Lösungswissen nicht viel Zeit sinnvoll mit<br />
Lösungsfindung <strong>und</strong> -eingabe verbringen können. Die Beobachtungen der Versuchsleiter<br />
bestätigen diese Vermutung.<br />
Weil die Problemlösedauer eine hohe interne Konsistenz aufweist, das beobachtete<br />
Phänomen über alle Messzeitpunkte von Studie 1 (<strong>und</strong> Studie 2) hinweg stabil auftrat <strong>und</strong><br />
sich gut erklären lässt, wurde das Maß nicht von den nachfolgende Analysen<br />
ausgeschlossen <strong>und</strong> auch in Studie 2 benutzt. Diese Entscheidung hat auch negative<br />
Implikationen, weil der Ausschluss nicht vollständig valider Maße von weiteren Analysen<br />
gewöhnlich die Interpretation der Ergebnisse erleichtert. Jedoch ist zu bedenken, dass die<br />
konvergente Validität aller vier Maße prozeduralen <strong>Wissen</strong>s, <strong>als</strong>o auch der<br />
Problemlösedauer, nachgewiesen wurde <strong>und</strong> dass die Parameterschätzung der<br />
Strukturgleichungsmodelle umso besser konvergiert <strong>und</strong> umso validere Lösungen liefert, je<br />
mehr Indikatoren pro Faktor zur Verfügung stehen. Die weitere Nutzung des Maßes in den<br />
Analysen von Studie 1 <strong>und</strong> Studie 2 stellt somit das kleinere von zwei Übeln dar. Weitere<br />
Untersuchungen sollten aber, soweit möglich, auf das Maß verzichten <strong>und</strong> ökologisch<br />
validere Alternativen nutzen.<br />
Forschungsfrage 2: Variieren Maße konzeptuellen <strong>und</strong> prozeduralen <strong>Wissen</strong>s (zumindest<br />
teilweise) unabhängig voneinander, so dass ihnen divergente Validität zugesprochen<br />
werden kann?<br />
Wenn sich zwei hypothetische Konstrukte unter keinen Umständen teilweise unabhängig<br />
voneinander messen lassen, sollte die theoretische Unterscheidung zwischen ihnen nicht<br />
aufrechterhalten werden. Denn es gibt dann keine empirische Beobachtung, zu deren<br />
Erklärung die Unterscheidung der Konstrukte notwendig wäre (vgl. Abschnitt 4.4.6).<br />
Die Bef<strong>und</strong>e aus Studie 1 <strong>und</strong> Studie 2 sind in dieser Hinsicht nicht eindeutig. Die in<br />
Studie 1 gewonnenen Daten sind etwa gleich gut mit der Annahme, dass zwei<br />
<strong>Wissen</strong>sarten gemessen wurden, <strong>und</strong> der Annahme, dass nur eine <strong>Wissen</strong>sart gemessen<br />
wurde, vereinbar. Modelliert man konzeptuelles <strong>und</strong> <strong>prozedurales</strong> <strong>Wissen</strong> pro<br />
Messzeitpunkt <strong>als</strong> zwei <strong>latente</strong> Faktoren, so sind die beiden jeweils sehr hoch, jedoch nicht<br />
perfekt interkorreliert. Wegen der großen theoretischen Wichtigkeit der Unterscheidung<br />
der <strong>Wissen</strong>sarten <strong>und</strong> um die Analyse der Kausalbeziehungen zwischen ihnen zu<br />
ermöglichen, wurden konzeptuelles <strong>und</strong> <strong>prozedurales</strong> <strong>Wissen</strong> trotzdem in Studie 1 <strong>und</strong><br />
Studie 2 <strong>als</strong> zwei getrennte Konstrukte modelliert.