Diss_16 Okt 2006 finalvers
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betrachtet und durch [+FOSP] gekennzeichnet werden. Im Gegensatz zu den nichtformspezifischen<br />
Agensphrasen sind sie markiert, vgl. folgende Belege:<br />
(263) Die Klimaforscher stehen im Wettlauf mit der Zeit angesichts der offensichtlich weltweit ansteigenden<br />
Temperatur, die vor allem durch die anhaltende Schadstoffbelastung der Luft bedingt ist. (Mannheimer<br />
Morgen, 11.01.1989)<br />
(264) Dieser Satz der Psalmisten aus dem babylonischen Exil, der das verlorene irdische und das erhoffte<br />
himmlische Jerusalem einer neuen Erde miteinander verknüpft, meint, dass eine humane, der<br />
Ebenbildlichkeit Gottes verpflichtete menschliche Existenz dadurch bedingt ist, dass die Erinnerung ein<br />
konstitutives Element der Gegenwart ist und bis zu einem gewissen Grade ihr Richtmaß bildet.<br />
(Frankfurter Rundschau, 10.04.1999, S. 3)<br />
(265) Zwischen Karl und Heinz wurde ein Abkommen ausgehandelt/ein Termin vereinbart/kein Wort<br />
gewechselt. (Höhle, 1978:153)<br />
In Abschnitt 4.2.2. wird die Frage behandelt, ob es tatsächlich Verben gibt, die im Passiv<br />
Agensphrasen mit formalen Merkmalen fordern. Darüber hinaus wird der Frage<br />
nachgegangen, ob aus der Nichtaustauschbarkeit geschlossen werden kann, dass die<br />
Agensphrasen formspezifisch sind.<br />
3.2.1.3. Die Valenzdimension der Inhaltsspezifik (INSP)<br />
Die Valenzdimension der Inhaltsspezifik umfasst alle Selektionsbeschränkungen, die von<br />
einem Verb für seine Mitspieler gefordert werden. Die Selektionsbeschränkungen beinhalten<br />
einmal die inhärenten Merkmale wie [±belebt], [±menschlich], [±konkret] und die<br />
semantischen Rollen wie Agens, Patiens, Instrumental, Experiencer, Lokativ, Source und<br />
Goal – Letztere werden bei Vater (1973:133) „kontextuelle Merkmale“ genannt. Die Liste der<br />
semantischen Rollen ist nicht hierarchisch geordnet. <strong>16</strong>9<br />
Die inhaltlichen Merkmale eines Verblexems lassen sich als dessen prototypische<br />
Valenzmerkmale definieren. 170 Bei den zweiwertigen Verben wie essen/fressen muss das<br />
Agens beim Verb essen belebt und menschlich sein, für das Verb fressen ist das Agens zwar<br />
symmetrisches miteinander gebraucht –, denn der Satz „Von Fritz und Emil wurde lange miteinander diskutiert”<br />
erweist sich als ungrammatisch bzw. weniger akzeptabel; vgl. Höhle (1978:154): * Von/zwischen Karl und Heinz<br />
wurde miteinander ein Abkommen ausgehandelt.<br />
<strong>16</strong>9 Abgesehen davon, dass das Agens in der Rollenhierarchie an der ersten Stelle steht, zumindest bei Verben,<br />
die ein Agens fordern, ist die Reihenfolge der semantischen Rollen nicht bei allen Autoren gleich. Fillmore<br />
(1971) geht von folgender Reihenfolge aus: AGENT – EXPERIENCER – INSTRUMENT – OBJECT –<br />
SOURCE – GOAL – LOCATION – TIME. Jackendoff (1972) nimmt eine andere Reihenfolge an, nämlich:<br />
AGENT > LOCATION/SOURCE/GOAL > THEME. In der Semantic Function Hierarchy von Dik (1978:75f.;<br />
1989:226) kommt diese Rollenhierarchie vor: AGENT > GOAL > RECIPIENT > BENEFICIARY ><br />
INSTRUMENT > LOCATIVE > TEMPORAL, vgl. Welke (2002:98). Eine detaillierte Liste der semantischen<br />
Rollen findet sich bei Fillmore (1968:24f.; 1971:34f.), von Polenz (1985:170ff.).<br />
170 Vgl. Meinhard (1990:589f.).