Diss_16 Okt 2006 finalvers
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(421) Insekten werden vom Licht angelockt. (Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, 1974–1977, Bd.<br />
1, S. 157)<br />
(422) Das Ereignis wurde im Ausland allgemein beachtet. (Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache,<br />
1974–1977, Bd. 1, S. 438)<br />
(423) Er wird wegen seines Erfolges von vielen beneidet. (Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache,<br />
1974–1977, Bd. 1, S. 515)<br />
(424) Der Jubilar war von allen Seiten geehrt worden. (Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, 1974–<br />
1977, Bd. 1, S. 915)<br />
(425) Er wurde von vielen gehasst. (Wörterbuch der dt. Gegenwartssprache, 1974–1977, Bd. 3, S. 1732)<br />
Bei den Psych-Verben, deren Subjekte weniger agentivische Merkmale haben, muss<br />
untersucht werden, ob und inwiefern das Subjekt an dem Verbalgeschehen beteiligt ist und ob<br />
es den Verlauf kontrollieren kann. Wird mit dem Verb keine Aktivität ausgedrückt bzw.<br />
nimmt das Subjekt keinen Einfluss auf den Verlauf des Verbalgeschehens – zum Beispiel,<br />
wenn die Subjektposition durch ein Expletivum (es), einen dass-Satz, ein Abstraktum oder<br />
einen Gegenstand besetzt wird –, dann kann davon ausgegangen werden, dass die Psych-<br />
Verben keine Passivbildung erlauben. 217 Ein werden-Passiv ist ausgeschlossen bzw. nicht<br />
ganz akzeptabel, und die sein-Konstruktionen solcher Psych-Verben könnten als<br />
Zustandsprädikate betrachtet werden. Da es Psych-Verben gibt, deren Subjekte belebt sind<br />
und als Verursacher des mentalen Zustands auftreten, können nicht alle sein-Konstruktionen<br />
als Zustandsprädikate aufgefasst werden. Das würde bedeuten, dass zwei Untergruppen zu<br />
differenzieren sind, eine Untergruppe, die Verben umfasst, welche primär kein belebtes<br />
Subjekt fordern, und eine andere Untergruppe, die aus Verben besteht, welche sich sowohl<br />
mit einem belebten als auch einem unbelebten Subjekt verbinden lassen. Der ersten<br />
Untergruppe gehören Verben wie amüsieren, anekeln, ängstigen, aufrütteln, aufwühlen,<br />
beängstigen, beanspruchen, bedrücken, beeindrucken, befriedigen, begeistern, beherrschen,<br />
beklemmen, bekümmern, beglücken, belasten, berauschen, berühren, bestürzen, betören,<br />
betreffen, betrüben, bewegen, empören, entkräften, entrüsten, entzücken, erfreuen, ergreifen,<br />
erleichtern, erschüttern, faszinieren, überraschen, überwältigen, verängstigen, verärgern,<br />
verblüffen an. 218 Die sein-Konstruktionen dieser Verben lassen sich als Zustandsprädikate<br />
einstufen, und zur Beweisführung seien folgende Argumente angeführt:<br />
217 Für einige Verben ist die Passivierung nur dann möglich, wenn sie eine Aktivität ausdrücken und wenn das<br />
Subjekt das Verbalgeschehen kontrolliert, oder wenn diese Verben anders gebraucht werden, d.h. wenn sie keine<br />
psychischen Zustände mehr benennen, z.B. beanspruchen, befriedigen, beherrschen, betreffen (im Sinne von<br />
erwischen), stören, überraschen (im Sinne von ertappen, zustoßen), überwältigen, verletzen.<br />
218 Siehe Günther (1974:177), insbesondere den Abschnitt 6.2.3. „Bestürzen“, wo die Verben (bedrücken,<br />
beengen, beherrschen, beklemmen, belasten, berühren, beschäftigen, beschweren, bestimmen, bestürzen,<br />
betäuben, bewegen) mit einem expliziten Agens ausgeschlossen sind. Hierher gehören auch Verben wie<br />
beschwingen, beseelen, beseligen, bestärken in folgenden Beispielsätzen (Günther, 1974:181):<br />
i) Der Gedanke beschwingt mich.<br />
ii) Ein fester Wille beseelte die Frau.