Diss_16 Okt 2006 finalvers
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2) Qualitativ: Die syntaktischen Umgebungen der quantitativ ermittelten Aktanten werden<br />
durch formale Begriffe fixiert, und zwar wie folgt: S n , S a , S d , S g , p S; NS, A. Dabei steht S n für<br />
Substantiv im Nominativ, S a für Substantiv im Akkusativ, S d für Substantiv im Dativ, S g für<br />
Substantiv im Genitiv, p S für Substantiv mit präpositionalem Objekt, NS für Nebensatz, A für<br />
Adjektiv. Ein Verb wie lesen wird durch die syntaktischen Umgebungen S n (S a ) repräsentiert.<br />
3) Selektiv: Die qualitativ ermittelten Aktanten werden semantisch fixiert, dabei werden die<br />
semantischen Merkmale der herausgearbeiteten Aktanten näher spezifiziert, indem gezeigt<br />
wird, dass die semantischen Merkmale, die auch als semantische Umgebungen des Verbs<br />
aufgefasst werden, Selektionsbeschränkungen unterliegen. Das heißt, die Aktanten müssen<br />
belebt, menschlich oder abstrakt sein. Die gängigen semantischen Merkmale sind: [±hum]<br />
(menschlich), [±anim] (belebt), [±konkr] (konkret), [±abstr] (abstrakt), [±loc] (Ort), [±dir]<br />
(Richtung), [±temp] (Zeit). Das Verb lesen fordert für das erste Argument ein menschliches<br />
Lebewesen [+hum], für das zweite ein unbelebtes Objekt [-anim]; hiervon ausgenommen sind<br />
nicht-menschliche Argumente wie Rechner, Computerprogramme, die eine Tätigkeit<br />
durchführen können.<br />
Die Valenz (des Verbs) wird als das „Ergebnis einer Syntaktifizierung von semantischen<br />
Beziehungen zwischen elementaren semantischen Einheiten (Prädikaten bzw. Funktoren und<br />
Argumenten)“ aufgefasst, 96 und mit der Valenz einer Wortart wird folglich dreierlei<br />
bezeichnet, a) die Bedeutungsstruktur (Argumente der Wortart), b) deren linearisierte und<br />
reduzierte Abbildung in semantischen Kasus wie Agens, Patiens, Adressat u.a. (die<br />
semantische Valenz) und c) deren konkrete Realisierung in der Oberflächenstruktur durch<br />
Aktanten (syntaktische Valenz).<br />
Aus den verschiedenen Ausführungen zur Valenz geht hervor, dass die Valenz auf<br />
mehreren Ebenen lokalisiert ist. In der multidimensionalen Valenztheorie (siehe Abschnitt<br />
2.3.1.4.) wird davon ausgegangen, dass die Valenzebenen bzw. -dimensionen unabhängig<br />
voneinander existieren und unter Umständen einander bedingen bzw. gegenseitig<br />
beeinflussen. Im Hinblick auf die oben besprochenen Fälle bietet die multidimensionale<br />
Valenztheorie adäquatere Lösungsansätze.<br />
96 Siehe Helbig (1982:70).