Diss_16 Okt 2006 finalvers
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Mittels des formalsyntaktischen Merkmals „obligatorisch“ kann die Argumenthaftigkeit von<br />
Agensphrasen nicht beschrieben werden, denn selbst fakultative Agensphrasen haben einen<br />
Argumentstatus. Wir verwenden das Zeichen „φ“, um die Irrelevanz dieses Merkmals zu<br />
unterstreichen.<br />
Für die Sinnnotwendigkeit gilt: Eine Agensphrase ist an dem durch den Passiv-<br />
Verbkomplex beschriebenen Sachverhalt beteiligt – jede Agensphrase sättigt eine<br />
Argumentstelle, die von dem Passiv-Verbkomplex eröffnet wird –, folglich ist sie für den<br />
Passiv-Verbkomplex sinnnotwendig, daher das Pluszeichen.<br />
Da die formalen Merkmale von Agensphrasen nicht von Passiv-Verbkomplexen bestimmt<br />
sind, können die Agensphrasen nicht subklassenspezifisch sein. Für Verben, die im Passiv<br />
bestimmte Agenspräpositionen bevorzugen, ist eine Subklassenspezifik für die betreffenden<br />
Agenspräpositionen durchaus annehmbar. Das würde bedeuten, dass die Agensphrasen im<br />
Normalfall nicht subklassenspezifisch (daher das Minuszeichen), aber in Spezialfällen als<br />
subklassenspezifisch einzustufen sind (daher das Zeichen „+∞“).<br />
Als selbständige Einheiten dienen die Agensphrasen dazu, die durch die Passiv-<br />
Verbkomplexe beschriebenen Sachverhalte näher zu bestimmen, sie können somit als<br />
sekundäre Prädikationen aufgefasst werden, und als solche sind sie mit den Adverbien bzw.<br />
Adverbialbestimmungen vergleichbar; das Pluszeichen deutet auf den adverbialen Charakter<br />
von Agensphrasen hin.<br />
Hinsichtlich des geschehen-Tests werden zwei Möglichkeiten unterschieden: Erstens sind<br />
von-Phrasen sowie obligatorische durch- und zwischen-Phrasen mittels „und das geschieht“<br />
nicht auslagerbar (daher das Minuszeichen), zweitens können alle anderen fakultativen<br />
Agensphrasen ausgelagert werden (daher das Pluszeichen). In beiden Fällen haben die<br />
Agensphrasen einen Argumentstatus (vgl. die Ergebnisse des geschehen-Tests in Abschnitt<br />
4.1.4.1.).<br />
In jedem Passivsatz ist ein Agensargument latent, es kann durch die Paraphrase „Es gibt<br />
X, der/die/das etwas macht/tun.“ sichtbar gemacht werden, und dies ist ein Anhaltspunkt für<br />
die Argumenthaftigkeit von Agensphrasen in Passivsätzen, daher das Pluszeichen.<br />
Schließlich wird den abgeleiteten Lexemen auf -lich, -isch, -ell, obwohl sie Eigenschaften<br />
von Adjunkten haben - sie sind nicht subklassenspezifisch/subkategorisierend, aber autonom<br />
kodierend -, ein Argumentstatus zugewiesen, weil sie sinnnotwendig sein und auf<br />
Sachverhaltsbeteiligte referieren können, die durch Paraphrasen bzw. Transformationen die<br />
Agensgrößen charakterisieren.