Diss_16 Okt 2006 finalvers
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Anhand des Eliminierungstests ist das Verbkomplement eine fakultative Ergänzung, mittels<br />
des Paraphrasentests „sich beziehen auf“, der auf die Angabe anwendbar ist, wird dasselbe<br />
Verbkomplement zu der Angabe gerechnet:<br />
(149) (a) Er wartete auf seinen Freund.<br />
(b) Er wartete.<br />
(b) Er wartete. Das Warten bezieht sich auf seinen Freund.<br />
Storrer (1992:76–82) zeigt, dass ein und dasselbe Verbkomplement einen Ergänzungs-<br />
und/oder einen Angabestatus haben kann:<br />
(150) (a) Er isst in der Mensa das vegetarische Gericht. (Storrer, 1992:77)<br />
(b) *Er isst in der Mensa und das geschieht das vegetarische Gericht??.<br />
(c) Er isst in der Mensa, und zwar das vegetarische Gericht. (Storrer, 1992:79)<br />
Obwohl das Verbkomplement „das vegetarische Gericht“ in (150)(a) eindeutig einen<br />
Ergänzungsstatus hat, ist es in (150)(b) und (150)(c) unterschiedlich einzustufen: In (150)(b)<br />
hat das Verbkomplement einen Ergänzungsstatus, weil der geschehen-Test anwendbar ist, in<br />
(150)(c) hingegen wird dasselbe Verbkomplement für eine Angabe gehalten, weil es mittels<br />
und zwar ausgelagert wird, vgl. Storrer (1992:77). Unseres Erachtens führen die Tests deshalb<br />
zu widersprüchlichen Ergebnissen, weil mit diesen Tests eigentlich unterschiedliche<br />
Valenzphänomene ermittelt werden, die durch die zweifache Teilung der Verbbegleiter in<br />
Ergänzung und Angabe in der traditionellen Valenztheorie nicht erkannt bzw. völlig<br />
ausgeblendet wurden. Ein Lösungsansatz ist bei Helbig (1971; 1982; 1992) zu beobachten,<br />
der die Valenz als ein komplexes Phänomen auffasst. Schon in Helbig (1976:100ff.) wird die<br />
Valenz einer logisch-semantischen Ebene zugeordnet, 95 und der Begriff „logisch-semantische<br />
Valenz“ wird für die von einer Prädikatargumentstruktur eröffnete Leerstelle in Gestalt von<br />
Tiefenkasus verwendet. Ferner wird zwischen verschiedenen Valenzebenen unterschieden<br />
(die logische, semantische und syntaktische Ebene), die aufeinander bezogen, miteinander eng<br />
verbunden sind und durch die Attribute quantitativ, qualitativ und selektiv wiedergegeben<br />
werden:<br />
1) Quantitativ: Jedes Verb wird mit einer Indexzahl versehen, die angibt, wie viel Aktanten<br />
vom Verb gefordert werden. Fakultative Aktanten werden in Klammern, obligatorische ohne<br />
Klammern gesetzt, z.B. lesen 1(2) .<br />
95 Vgl. Bondzio (1971:88f.; 1976:359; 1977:262ff.).