Diss_16 Okt 2006 finalvers
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Dagegen ist einzuwenden, dass diese Konstruktion ein verbtypisches Argument, nämlich eine<br />
von-Phrase, zu sich nimmt. Lenz (1993b; 1995) nennt solche Konstruktionen „konfliktreiche<br />
Sätze“, weil sie gegen die allgemein gültige Gesetzmäßigkeit verstoßen, die besagt, dass ein<br />
verbtypisches Argument wie die von-Phrase mit einem adjektivtypischen Indiz wie dem<br />
Präfix un- in einem Satz nicht vereinbar ist:<br />
(97) Das Geständnis konnte vom Verfasser unabgelegt bleiben. (Lenz, 1995:217)<br />
(98) Es ist bemängelt worden, dass in unsrer Zeit die singend gehandhabten Lieder vom musikalischen<br />
Hochstil der Zeit unbeeinflusst bleiben. (Lenz, 1995:218)<br />
(99) Auch die Zwillings-Psyche bleibt von der Enge im Mutterleib nicht unbeeindruckt. (Lenz, 1995:218)<br />
Die von-Phrase in den bleiben-Konstruktionen wollen wir zunächst als einen Zustandsträger<br />
im weiteren Sinne fassen, der sich wie unten gezeigt wird von anderen Zustandsträgern durch<br />
spezifische Eigenschaften unterscheidet. Was die bleiben-Konstruktionen mit un-präfigierten<br />
Partizipien anbelangt, so kann der von-Phrase Januseigenschaften zugeschrieben werden: Sie<br />
erscheint einmal als Verbargument und als Präpositionalergänzung in einer prädikativen<br />
Konstruktion. Im letzten Fall ist das un-präfigierte Partizip nicht mehr verbal, sondern<br />
adjektivisch zu deuten, anders ausgedrückt, das Partizipialadjektiv ist auf dem besten Weg,<br />
lexikalisiert zu werden, denn echte verbale Partizipien erlauben keine un-Präfigierung.<br />
2.2.2.5. Das Agens in attributiven Partizipialkonstruktionen<br />
In den meisten Untersuchungen zu Partizipialattributen wird die Attributfähigkeit des<br />
Partizips II in Zusammenhang mit dessen Semantik und Aktionsart thematisiert. Was die<br />
Aktionsart anbetrifft, ist zu bemerken, dass der Begriff uneinheitlich gebraucht wird. Bei<br />
Grimm (1824), Wilmanns (1906), Erben (1967:28), Dal (1962:98f.), Paul (1968:79f.),<br />
Behaghel (1924:402ff.) und Jung (1980:202) wird der Begriff „Aktionsart“ als Synonym für<br />
„Aspekt“ verwendet. In der Tat steht der Begriff „Aspekt“ für eine grammatisch-semantische<br />
Kategorie, die den Verlauf oder Vollzug einer Handlung bezeichnet. Mit der Aktionsart<br />
hingegen wird eine lexikalisch-semantische Kategorie bezeichnet, die angibt, dass sich<br />
Verben durch inhärente zeitliche Komponenten wie Anfang, Dauer, Wiederholung, Ende<br />
voneinander unterscheiden. Die Anzahl der Hauptaktionsarten hängt von Autoren ab und<br />
variiert zwischen zwei und vier: Die Verben werden bei Grimm (1824), Dal (1962), Paul<br />
(1968), Behaghel (1924) in imperfektive und perfektive Aktionsart [Aspekt] unterteilt,<br />
Andersson (1972) unternimmt eine Unterteilung in nichtgrenzbezogene und grenzbezogene