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Diss_16 Okt 2006 finalvers

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belebt, muss aber nicht menschlich sein (vgl. etwa Tier, Vogel oder dergl.). Das heißt, beide<br />

Tätigkeitsverben (durch [+akt] bzw. [+proc] markiert) fordern für das Agensargument, dass es<br />

die Merkmale [+eff], [+int] hat, das Verbalgeschehen kontrolliert ([+contr]); das<br />

Patiensargument des Verbs muss ein unbelebtes, festes, für den Verzehr geeignetes Objekt<br />

sein:<br />

(266) Kinder essen gern Süßigkeiten.<br />

(267) Kühe fressen Gras.<br />

Wenn auf eine von-Phrase als Valenzstelle des Passiv-Verbkomplexes Bezug genommen<br />

wird, zeigt sich, dass ihre inhaltlichen Merkmale vom Verb festgelegt sind, denn sie<br />

entsprechen den sortalen und Rollenforderungen des Subjektarguments im Aktiv. Zunächst<br />

seien diese Beispielsätze genannt:<br />

(268) Die (vom Lehrer) aus dem Schrank geholten Hefte ... (Schenkel, 1971:75)<br />

(269) Das Gericht wurde vom Chefkoch persönlich zubereitet.<br />

(270) Die Giraffe wurde von den hungrigen Löwen schnell gefressen.<br />

(271) Der untreue Ehemann wurde von einem Privatdetektiv beobachtet.<br />

(272) Das Kind wurde (von seinen Eltern) geschlagen.<br />

Das Handlungsverb holen in (268) fordert für das erste Argument eine menschliche belebte<br />

Größe (Agens) 171 – das Agensargument verfügt außerdem über die Merkmale [+int], [+contr]<br />

und [+respons] –, für das zweite Argument eine belebte oder unbelebte Größe (Patiens).<br />

Im Hinblick auf die inhaltlichen Merkmale der Verben zubereiten und fressen in (269)<br />

und (270) fordern beide Verben für das Agens die gleichen Merkmale, nämlich [+eff], [+int],<br />

[+contr], [+respons], [+bel]. Hinsichtlich des Merkmals [+hum] verhalten sie sich<br />

unterschiedlich, und zwar ist das Agensargument bei dem Verb zubereiten menschlich<br />

[+hum], bei dem Verb fressen hingegen muss das Agensargument das Merkmal [+tierisch]<br />

haben, d.h. es darf kein menschliches Lebewesen sein. Ist das Agensargument ein<br />

menschliches Lebewesen, dann hat das Verb eine andere Bedeutung, und zwar hat das Verb<br />

eine abwertende Konnotation, vgl. den Satz Er frisst (für drei) anstatt Er isst viel. Darüber<br />

hinaus ist das Verb fressen metaphorisch verwendbar, und in dieser Verwendung sind die<br />

inhaltlichen Merkmale der Mitspieler mit denen desselben Verbs in der Standardverwendung<br />

nicht identisch. In der metaphorischen Verwendung des Verbs fressen setzt die Passivierung<br />

voraus, dass der Geschehensträger agensfähig oder topikalisierbar ist. Die Beispielsätze (273),<br />

(276), (277) und (278) sind passivierbar, (274) und (275) hingegen nicht, weil die jeweiligen<br />

171 Das erste Argument kann eine personifizierte Größe (Betrieb, Institut) darstellen, vgl. Helbig (1973:434).

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