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Diss_16 Okt 2006 finalvers

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2.3.1.4. Die multidimensionale Valenztheorie<br />

Jacobs (1994a:54) stellt die Valenz als einen „Sammelbegriff für inhaltlich verschiedene<br />

Phänomene“ dar, der die Relationen bzw. Valenzdimensionen 97 wie Notwendigkeit,<br />

Formspezifik, Inhaltsspezifik und Argumenthaftigkeit kennzeichnet, welche unabhängige<br />

Größen repräsentieren, nebeneinander existieren und sich aber nicht gegenseitig beeinflussen<br />

müssen. Das Vorliegen bzw. Nichtvorliegen einer Valenzdimension wird mittels Variablen<br />

(X,Y), die für Komplemente eines Verbs V in einem Satz S stehen, formal repräsentiert.<br />

Dabei gibt das Plus- bzw. Minuszeichen bei einer Valenzdimension an, dass die<br />

Komplemente in einer bzw. in keiner entsprechenden Relation zu dem Verb stehen. Im<br />

Folgenden werden die einzelnen Valenzdimensionen vorgestellt.<br />

1. Die Valenzdimension der Notwendigkeit wird formal durch NOT(X, Y) wiedergegeben<br />

und lässt sich so paraphrasieren: Für alle Sätze S und alle Konstituenten X und Y von S gilt:<br />

X steht in der NOT-Relation zu Y in S genau dann, wenn X aufgrund der lexikalischen<br />

Füllung von Y in S nicht weggelassen werden kann, ohne dass die dadurch entstehende<br />

Struktur bei gleich bleibender Interpretation von Y ungrammatisch wird. 98 Damit wird<br />

ausgedrückt, dass es Verben gibt, deren Begleiter notwendig sind. Das Verb vertrödeln z.B.<br />

fordert eine Temporalangabe, das Verb schlafen dagegen nicht. Vgl. folgende Beispiele: 99<br />

(151) Weil Peter den ganzen Tag vertrödelt. +NOT<br />

(152) Weil Peter den ganzen Tag schläft. -NOT<br />

2. Die Valenzdimension der Formspezifik (FOSP) wird formal durch FOSP(X, Y)<br />

wiedergegeben und lässt sich so paraphrasieren: Für alle Sätze S und alle Konstituenten X<br />

und Y von S gilt: X steht in der FOSP-Relation zu Y in S genau dann, wenn X einer von Y<br />

ausgehenden Forderung nach einem bestimmten Formmerkmal unterliegt. 100 Das heißt,<br />

Verben können bestimmte formale Merkmale an ihren Begleiter im Satz fordern und die<br />

Begleiter damit für sie formspezifisch machen. Das Verb sich abgeben beispielsweise fordert<br />

die Präposition mit:<br />

97 In Jacobs (1986/1994a) wurde von sieben Valenzdimensionen (kurz Dimensionen genannt) (Notwendigkeit,<br />

Beteiligtheit, Argumenthaftigkeit, Exozentrizität, formale Spezifizität, inhaltliche Spezifizität und Assoziiertheit)<br />

ausgegangen.<br />

98 Vgl. Jacobs (1986/1994a:14).<br />

99 Die Beispielsätze (151) – (158) stammen aus dem Hauptseminar „Valenz im Deutschen“ von Jacobs (1998).<br />

100 Vgl. Jacobs (1999:26).

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