Diss_16 Okt 2006 finalvers
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immer füreinander benutzt werden, zum Beispiel, wenn sie verschiedene Sachverhalte<br />
beschreiben, ausführlich dazu in den Abschnitten 4.2.2.2., S. <strong>16</strong>8–170 und 4.2.2.3., S. 170f.<br />
Ágel (1995) hält die Agensphrase deshalb für eine Angabe, weil sie aus der<br />
Valenzrealisierungsstruktur [Aktantenstruktur] der passivischen Verbform herauskatapultiert<br />
wird und nicht mehr als Ergänzung zur Disposition steht. Formal wird die als Angabe<br />
fungierende Agensphrase durch die (nicht grammatikalisierten) Präpositionalkonstituenten<br />
mit regulären Bedeutungen der Präpositionen von Dat und/oder durch Akk wiedergegeben. 125 Im<br />
Passiv sei das Erscheinen des Passivagens [von-Phrase] semantisch nicht mehr motiviert,<br />
denn da könne es kein Akteur im Sinne von Aktant sein, vielmehr fungiere die Agensphrase<br />
als ein semantischer Hintergrund-Teilnehmer, dem syntaktisch eine sekundär prädizierende<br />
Angabe entspräche. 126<br />
Bei Zifonun (1992:255f.) wird das Präpositivkomplement [die Agensphrase] als ein<br />
„Komplement im Randbereich” definiert, das den passivischen Verbalkomplex lediglich<br />
modifiziert und somit nur ein Modifikator sein kann. 127 Mit der Bezeichnung „Komplement<br />
im Randbereich“ wird ein untypisches Komplement gemeint, das sich syntaktisch wie ein<br />
Supplement verhält. Die Einstufung der Agensphrase als Angabe erweist sich deshalb als<br />
problematisch, weil manche dieser Komplemente im Randbereich, die nach Zifonun (1997)<br />
den Anschlusstest mit und das X 128 (wobei X für eine reduzierte Phrase steht) zulassen und als<br />
Supplemente im Sinne von Angaben definiert werden, mancherorts wider Erwarten zu den<br />
unverzichtbaren Gliedern bzw. zu den obligatorischen Ergänzungen gerechnet werden, vgl.<br />
die von-Phrase bei dem Passiv-Verbkomplex ausgelöst werden. Unseres Erachtens ist die<br />
Durchführbarkeit des Anschlusstests kein sicheres Kriterium, ein Präpositivkomplement als<br />
Supplement einzustufen:<br />
(<strong>16</strong>7) (a) Thomas wird von allen geliebt. (Strecker, 1997:686)<br />
(b) Thomas wird geliebt, und das von allen. (Strecker, 1997:686)<br />
125 Vgl. Ágel (1995:18).<br />
126 Vgl. Ágel (1997:<strong>16</strong>1).<br />
127 Nach Langendonck (1983:139ff.) ist die zurückgestufte von-Phrase eine sekundäre Prädikation, die den<br />
Passiv-Verbkomplex modifizieren. Ähnlich argumentiert Weinrich (1985:366), der die präpositionale Ergänzung<br />
[die Agensphrase] als eine Art Erweiterungsglied des Passivs bzw. als eine Art Zusatzprädikation zum Passiv<br />
auffasst. Welke (2002:62) sieht in den vonPP einen untypischen Modifikator, weil er ein invariantes Merkmal<br />
der Verbbedeutung, nämlich die Subklassenspezifik, repräsentiert – jeder Passivsatz setzt voraus, dass eine<br />
vonPP implizit vorhanden ist.<br />
128 Der Anschlusstest und das X ist mit dem geschehen-Test von Eroms (1981) vergleichbar, m Unterschied zu<br />
diesem, der nur die Auslagerung von (fakultativen) durch-Phrasen zulässt, ermöglicht der Anschlusstest die<br />
Auslagerung von durch- und von-Phrasen. Damit erweist sich dieser Test als ungeeignet für die Einstufung der<br />
Agensphrasen als Komplement oder Supplement; vgl. etwa diese Beispielsätze bei Strecker (1997:686): Fritz<br />
wurde von Walter geschlagen – Fritz wurde geschlagen, und das von Walter; Jonas wird von seinem Vater<br />
bestraft – Jonas wird bestraft, und das von seinem Vater. Vgl. auch Zifonun (1997:1056): Er wurde beobachtet,<br />
und das durch einen Vogel.