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Diss_16 Okt 2006 finalvers

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36<br />

Die Relation, die zwischen einem zentralen Knoten (einem Verb) und dessen abhängigen<br />

Knoten (dessen Komplementen) besteht, wird bei Tesnière (1959:238) „Valenz“ genannt und<br />

folgendermaßen definiert:<br />

„On peut ainsi comparer le verbe à une sorte d’atome crochu susceptible d’exercer son attraction sur un<br />

nombre plus ou moins élevé d’actants, selon qu’il comporte un nombre plus ou moins élevé de crochets<br />

pour les maintenir dans sa dépendance. Le nombre de crochets que présente un verbe et par conséquent le<br />

nombre d’actants qu’il est susceptible de régir, constitue ce que nous appellerons la valence du verbe.“<br />

Die Valenz des Verbs kennzeichnet also dessen Fähigkeit, eine bestimmte Anzahl von<br />

Aktanten zu sich zu nehmen. Unter die Aktanten werden Substantive oder deren Äquivalente,<br />

die am vom Verb bezeichneten Prozess in irgendeiner (auch passiven) Weise beteiligt sind,<br />

subsumiert. 79 Hinsichtlich der Aktantenzahl unterscheidet Tesnière zwischen avalenten,<br />

mono-, di- und trivalenten Verben: Es sind Verben ohne Aktanten, mit einem, zwei und drei<br />

Aktanten. Darüber hinaus stellt er fest, dass nicht alle Aktanten eines Verbs gesättigt werden<br />

müssen. Bei den di- und trivalenten Verben kann ein Aktant weggelassen werden, Tesnière<br />

spricht von ungesättigten Valenzstellen [valences imployées ou libres]. Zu den Aktanten<br />

werden die Zirkumstanten (Umstände) nicht gerechnet, weil sie nach Tesnière diese Kriterien<br />

nicht erfüllen: a) Sie besitzen keinen Kasus, b) sie sind keine sinnnotwendigen Glieder des<br />

Verbs, 80 das heißt, die Zirkumstanten sind nicht an dem vom Verb ausgedrückten Prozess<br />

beteiligt, sie beschreiben lediglich die Umstände, unter denen sich der vom Verb bezeichnete<br />

Prozess abspielt, c) sie sind weglassbar. Die Zirkumstanten schließen die Adverbiale der Zeit,<br />

des Ortes, der Art und Weise ein (ebd., S. 103). Die eben genannten und für das Französische<br />

gültigen Kriterien sind auf das Deutsche jedoch nicht übertragbar, denn im Deutschen gibt es<br />

Verben, die Präpositionalobjekte oder Adverbialbestimmungen fordern und somit als<br />

Aktanten des Verbs einzustufen sind, vgl. denken + Präposition an, dauern + Zeitadverb<br />

(lang, zwei Stunden).<br />

Engel (1970; 1980) definiert die Valenz als eine subklassenspezifische, kontextselegierende<br />

Eigenschaft einer Wortklasse (z.B. eines Verbs). Bei ihm wird die Valenz mit<br />

der Rektion gleichgesetzt, obwohl beide auf verschiedene Phänomene referieren. 81 Da Engel<br />

79 Wörtlich heißt es: „Les actants sont les êtres ou les choses qui, à un titre quelconque et de quelque façon que<br />

ce soit, même au titre de simples figurants et de la façon la plus passive, participent au procès.“ (Tesnière,<br />

1959:102)<br />

80 Über den Begriff „sinnnotwendig“ vgl. Welke (1988:37ff) in Abschnitt 3.2.2.<br />

81 Die Rektion ist die Eigenschaft bestimmter Wortklassen, bestimmte Kasus (reine oder Präpositionalkasus) für<br />

ihre Begleiter zu fordern, die Valenz kennzeichnet die Fähigkeit bestimmter Wortklassen, Leerstellen im Satz zu<br />

eröffnen, die durch Lexeme (mit unspezifizierter Kasusforderung) besetzt werden. Der Hauptunterschied<br />

zwischen Rektion und Valenz besteht darin, dass in der Rektionseigenschaft eines Lexems keine<br />

Subkategorisierung für Subjektstellen vorgesehen ist, während in der Valenzbeschreibung alle Argumentstellen,<br />

einschließlich der Subjektstelle, berücksichtigt werden. Danach wird unter Rektion eines Lexems (Verbs,

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