Diss_16 Okt 2006 finalvers
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Der Agensbegriff wird hier sehr weit gefasst, denn der Begriff schließt sowohl handelnde als<br />
auch nicht-handelnde Größen ein. Damit lässt sich die semantische Charakterisierung des<br />
ursprünglich persönlichen Agens, das durch die Proto-Agens-Eigenschaften wie Belebtheit,<br />
Willentlichkeit und Kontrolle gekennzeichnet ist, auf die des unpersönlichen Agens<br />
ausdehnen, das unbelebte Größen umfasst. <strong>16</strong>0 Somit gehören zu den Agenzien neben den<br />
menschlichen, tierischen und pflanzlichen Lebewesen (einschließlich der Mikroorganismen<br />
wie Bakterien, Viren, Pilze), Institutionen/Körperschaften (Schule, Kirche, Regierung,<br />
Gewerkschaft), elektrische Geräte (Maschinen, Roboter, Automaten), die selbständig arbeiten<br />
und den Menschen in bestimmten Bereichen ersetzen, Naturkräfte/-erscheinungen sowie<br />
synthetische Mittel mit kinetischer Energie (Erdbeben, Vulkan, Sturm, Berg, Wasser, Sonne;<br />
Säure, Dünger, Sprengstoff), physisch und psychisch wirkende Kräfte (Kälte, Ohnmacht,<br />
Angst, Schwäche). <strong>16</strong>1<br />
Die herausgearbeiteten Agenstypen werden in zwei Gruppen unterteilt, erstens in eine<br />
Gruppe, die aus Agenzien besteht, die über inhärente Merkmale wie [hum], [eff], [int], [contr]<br />
und [respons] verfügen und außerdem die PAE wie Kontrolle, Verursachung, Belebtheit,<br />
Willentlichkeit und Wahrnehmung aufweisen (diese Merkmale müssen bei einem Agens<br />
jedoch nicht gleichzeitig vorliegen), zweitens in eine Gruppe, die solche Größen umfasst,<br />
denen die eben genannten PAE fehlen bzw. die einige inhärente Merkmale nicht besitzen. Die<br />
beiden Gruppen werden unter die Bezeichnungen „Agens im engeren Sinne“ – wenn die<br />
Agensgröße mindestens eine potentere PAE aufweist – und „Agens im weiteren Sinne“<br />
– wenn die Agensgröße keine potentere PAE hat – subsumiert. Die semantischen Rollen wie<br />
Urheber, Verursacher/Ursache, Vermittler, Träger einer psychischen Aktivität sind der ersten<br />
Gruppe, die wie Medium, Mittel und Zustandsträger der zweiten Gruppe zuzurechnen. Damit<br />
wird der Agensbegriff als Oberbegriff für ein Individuum aufgefasst, das über die inhärenten<br />
Merkmale [hum], [int], [eff], [contr], [respons], [bel], [konkr] bzw. [abstr] verfügt und die<br />
semantischen Funktionen wie Urheber, Verursacher/Ursache, Vermittler, Träger einer<br />
psychischen Aktivität, Medium, Mittel und Zustandsträger übernimmt. Ein Agens übt dann<br />
die Urheber- oder Verursacherfunktion aus, wenn es inhärente Merkmale hat, die prototypisch<br />
für ein Agens sind; weist es dagegen weniger Proto-Agens-Eigenschaften auf, kann es<br />
lediglich in der semantischen Rolle eines Mittels oder eines Zustandsträgers auftreten.<br />
159 Zu einem ähnlichen Schluss kommt Höhle (1978:<strong>16</strong>1), wenn er schreibt, dass der Agensausdruck eine<br />
Argumentstelle sei, der „keine lexikalisch spezifizierte Konstituente zugeordnet ist (...).“<br />
<strong>16</strong>0 Schenkel (1977:96) fasst das Agens als einen Sammelbegriff für „eine semantische Einheit“ auf, „die neben<br />
dem belebten Urheber ..., auch die unbelebte Naturerscheinung und unbelebte Ursachen ... umfasst.“<br />
<strong>16</strong>1 Vgl. auch Starke (1984:97), der Substantiven folgender Bedeutungsklassen die Funktion eines Agens zuweist:<br />
1) Einzelpersonen, Kollektive und Institutionen, 2) Tiere, 3) unbelebte Naturkräfte, 4) Artefakte (von Menschen<br />
hergestellte Gegenstände), 5) physisch und psychisch wirkende Kräfte.