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Diss_16 Okt 2006 finalvers

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Wenn aber keine Implikationsbeziehung zwischen einem Passivsatz mit Agensausdruck von<br />

der Form (a) und dem gleichen Satz ohne Agensausdruck von der Form (b) besteht, dann wird<br />

der Agensausdruck als obligatorisch bzw. nicht fakultativ gedeutet. 121 (In Abschnitt 4.2.1., S.<br />

142ff. wird zu sehen sein, dass es verschiedene Typen von obligatorischen Agensphrasen im<br />

Passiv gibt, die nicht miteinander verwechselt werden sollten.)<br />

Mittels des von Eroms (1981) entwickelten geschehen-Tests stuft Milan (1985) die von-<br />

Phrasen – bei ihm werden sie kE5 genannt – sowie einige x-Phrasen (wobei x eine beliebige<br />

Präposition bezeichnet), deren Präpositionen verblexemgesteuert, d.h. lexikalisch festgelegt<br />

sind, 122 als Ergänzungen (E) ein, weil sie den Test nicht zulassen; ist der Test durchführbar,<br />

werden die Agensphrasen als Angabe (A) klassifiziert. 123 Vgl. die nachfolgenden Beispiele<br />

mit Agenspräpositionen als Ergänzungen:<br />

(<strong>16</strong>4) ... da die Sterne während dieser Phase von einer dichten Gas- und Staubwolke umgeben sind. (Milan,<br />

1985:145)<br />

(<strong>16</strong>5) Manche der Rehabilitanden sind durch ihre Behinderung in ihrer Bewegungs-Koordination<br />

beeinträchtigt. (Milan, 1985:145)<br />

(<strong>16</strong>6) Wenn die Sowjets nun über einen Erstschlag von europäischem Boden aus beunruhigt sind ... 124 (Milan,<br />

1985:147)<br />

Gesichtspunkt 2: Charakteristisch hierfür ist, dass der Agensphrase ein Angabestatus<br />

zugeschrieben wird. Sadziński (1982; 1987; 1989) begründet den Angabestatus der<br />

Agensphrase damit, dass sie in der Passivstruktur „eine Art Konstruktion ad sensum“<br />

darstellt, Sadziński (1989:140). Das heißt, die Agensphrase sättigt keine vom passivierten<br />

Verb geforderte Valenzstelle und kann ohne weiteres ungenannt bleiben. Außerdem sieht<br />

Sadziński in der (freien) Austauschbarkeit der Agenspräposition von durch die Präposition<br />

durch einen Beweis dafür, dass die Agensphrase keine Valenzstelle (des passivierten Verbs)<br />

darstellt. Gegen diese Behauptung ist einzuwenden, dass beide Agenspräpositionen nicht<br />

121 Vgl. Höhle (1978:140).<br />

122 Eine Agenspräposition, die vom Verblexem festgelegt ist, lässt sich gegen andere Präpositionen nicht<br />

austauschen. Zu beachten ist, dass manche scheinbar verblexemgesteuerten Präpositionen in Wirklichkeit<br />

semantischen Beschränkungen unterliegen. Die betreffenden Präpositionen können bei manchen Verben im<br />

Passiv deshalb nicht vorkommen, weil sie mit den Verben inkompatibel sind. Solche Präpositionen sind also<br />

nicht als verblexemgesteuert zu betrachten, sie unterliegen vielmehr Restriktionen semantischer Art, ausführlich<br />

in Abschnitt 4.2.2.<br />

123 Vgl. Milan (1985:134–149).<br />

124 Es ist verwunderlich, dass eine Struktur wie sein + Partizip II in Verbindung mit der Präposition über, die ja<br />

ein adjektivisches Indiz darstellt, passivisch interpretiert wird. Die Partizipien II psychologischer Verben, die<br />

sich mit der Präposition über verbinden (beunruhigen, empören, erfreuen, erleichtern, erstaunen u.a.), bilden<br />

eher partizipiale Adjektive bzw. adjektivierte Partizipien. Die Konstruktion sein + Partizip II + über kann daher<br />

nur eine Dauer-Zustands-, aber keine Folge-Zustands-Prädikation sein. Bei einer Dauer-Zustands-Interpretation<br />

findet keine Vererbung des externen Arguments statt, und die von/durch/über-Phrasen sind als Modifikatoren<br />

der adjektivierten Partizipien einzustufen.

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