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Diss_16 Okt 2006 finalvers

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als überflüssig empfunden, ähnlich wie bei den meisten sein-Passivsätzen, die die<br />

Hinzufügung von Agensphrasen nicht zulassen. Vgl. auch Wegener (1985b:208ff.), die davon<br />

ausgeht, dass das durch das bekommen-Passiv ausgedrückte Verbalgeschehen nicht nur<br />

perfektivisch, sondern auch resultativ interpretierbar ist.<br />

62<br />

In den nachstehenden<br />

Beispielsätzen jedoch lässt das Verbalgeschehen keine resultative Interpretation zu:<br />

(75) Ich bemerkte […], es müsse doch ein schönes Gefühl sein, 85 Jahre alt zu sein und eine derartige<br />

Verehrung, Anerkennung und so viel Dank entgegengebracht zu bekommen. (A. Poppinga: Meine<br />

Erinnerung an Konrad Adenauer, 1956, 51, zitiert nach Leirbukt, 1997:100)<br />

(76) Sie können natürlich Ihren Koffer auch bei uns aufbewahrt bekommen. (Leirbukt, 1997:100)<br />

Das bekommen-Passiv könnte als ein Valenzreduzierungsprozess betrachtet werden, das<br />

heißt, aus der dreistelligen Valenzstruktur /nom/akk/dat erhalten wir eine zweistellige,<br />

nämlich /nom/akk. Dabei weist die /nom-Subjektstelle primär das Merkmal [belebt] auf,<br />

kennzeichnet gewöhnlich ein Lebewesen (Mensch, Tier) bzw. eine personifizierbare Entität<br />

(eine Institution oder dergl.). Nicht-belebte Größen können, wenn auch ganz selten, die<br />

Subjektposition des bekommen-Passivs einnehmen: 63<br />

(77) Dieser Wein hat mehr Zucker zugesetzt bekommen, als ihm gut tut. (Leirbukt, 1997:118)<br />

(78) Auch Schiffe hatten im Weltkrieg das Eiserne Kreuz verliehen bekommen, und Meldehunde.<br />

(Leirbukt, 1997:118)<br />

(79) Der Boden wird der Sonnenwärme ausgesetzt und bekommt so viel Feuchtigkeit entzogen. (Leirbukt,<br />

1997:119)<br />

(80) Schließlich kriegt die Ameise das Stöckchen auf die Seite geschoben. (Leirbukt, 1997:120)<br />

Wir halten fest: Verben mit nicht-agentivischen Subjekten sowie manche psychologischen<br />

Verben zeichnen sich dadurch aus, dass sie die Bildung eines bekommen-Passivs nicht<br />

erlauben, vgl. Wegener (1985b). Dies würde bedeuten, dass das bekommen-Passiv von<br />

Verben, die die Valenzstruktur /nom/dat haben, ungrammatisch ist, 64 weil die Verben, die<br />

semantisch intransitiv sind, unvereinbar sind mit dieser Passivform, die von transitiven<br />

Verben gebildet wird. Es darf jedoch nicht geleugnet werden, dass es bekommen-Passivsätze<br />

gibt, deren zugrunde liegende Verben obligatorische Dativobjekte fordern:<br />

(81) * Er bekam vertraut, misstraut, nachgegeben, standgehalten, widerstanden, geschadet. (Wegener,<br />

1985b:208)<br />

(82) (??) Er bekam widersprochen, gratuliert, applaudiert. (Wegener, 1985b:208)<br />

62 Vgl. Reis (1985:146f.).<br />

63 Vgl. Eroms (1978:384), Leirbukt (1997:101, 118ff.).<br />

64 Da die Bildbarkeit eines bekommen-Passivs auf die Transitivität des Verbs festgelegt ist, nehmen Höhle<br />

(1978:44) und Haider (1986) an, dass Verben, die nicht transitiv sind bzw. keine /akk-Stelle haben, kein<br />

bekommen-Passiv bilden. Zum Begriff der „Transitivität“ vgl. Hopper/Thompson (1980) in Abschnitt 4.1.3.3.,<br />

Fußnote 213, S. 128.

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