Diss_16 Okt 2006 finalvers
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13<br />
2.2.1.2. Formen und Funktionen des Agens aus synchronischer Sicht<br />
Was die Vielfalt der Ausdrucksmittel des Agens im heutigen Deutsch betrifft, 32 so wurden die<br />
Präpositionen von, durch, mit, bei, zwischen, aus, unter und in früher für die Bezeichnung von<br />
Kasus wie dem Ablativ, dem Instrumental und dem Lokativ gebraucht, die das Agens<br />
kennzeichneten. Die Präferenz für die Präpositionen von und durch, die polyfunktionell sind,<br />
beruht somit auf einer sprachhistorischen Gegebenheit, das heißt, mit den beiden<br />
Präpositionen wird heute das bezeichnet, was früher ein agentivischer Kasus war, nämlich der<br />
Ablativ, und gewissermaßen der Instrumental. Beide Präpositionen werden als<br />
grammatikalisierte Mittel der Agensbezeichnung verstanden. Ähnlich ist die Ausführung<br />
Trempelmanns (1973) zu deuten, wenn sie schreibt, dass beide Präpositionen in der<br />
dreigliedrigen Passivkonstruktion zu einem analytischen grammatischen Mittel geworden<br />
sind, mit Hilfe dessen der Ausgangspunkt des Geschehens bezeichnet wird. 33<br />
Im Hinblick auf die semantischen Funktionen der Agensphrasen kann mit Trempelmann<br />
(1973) argumentiert werden, dass sie durch folgende Eigenschaften bestimmt sind: 1) die<br />
semantische Charakterisierung des Verhältnisses zwischen dem Ausgangspunkt des<br />
Geschehens und dem Geschehen selbst [semantische Rollen, die eine Agenspräposition<br />
übernimmt], 2) die Zugehörigkeit des Anschlussnomens zu einer bestimmten Substantivklasse<br />
[inhärente Merkmale der Agenspräpositionen].<br />
1) Semantische Rollen, die eine Agenspräposition übernimmt<br />
Mittels von wird ein Geschehensträger genannt, der Urheber, Ursache oder etwas anderes sein<br />
kann. Das heißt, der Anschluss mit von weist kein eigenständiges semantisches Merkmal auf,<br />
oder um es mit Milan (1985) besser zu formulieren, „im von-Phrasen-Bereich liegt vielmehr<br />
eine Fülle an semantischen Merkmalen vor, der die strenge Koppelung von Präposition und<br />
semantischer Funktion traditioneller Ansätze nicht gerecht wird.“ 34 Das Verhältnis zwischen<br />
dem Ausgangspunkt des Geschehens und dem Geschehen selbst wird bei Trempelmann<br />
deshalb als „abstrakt“ bzw. „neutral“ dargestellt. Dagegen wird mit der Präposition durch eine<br />
verursachende, vermittelnde Größe genannt. Semantisch gesehen drückt die Präposition eine<br />
32 Die Wiedergabe des Agens durch abgeleitete Lexeme auf -lich, -isch, -ell und -seits, deren Substantivbasen<br />
auf belebte oder unbelebte Größen referieren, welche eine Handlung ausführen, ist eine relativ junge<br />
Erscheinung.<br />
33 Vgl. Trempelmann (1973:108).<br />
34 Vgl. Milan (1985:136).