Diss_16 Okt 2006 finalvers
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1. Einleitung<br />
1.1. Gegenstand und Zielsetzung<br />
Jeder, der sich mit den Agensphrasen als Untersuchungsgegenstand befasst, muss zunächst<br />
die Frage klären, unter welchen Gesichtspunkten (inhaltlich, relationslogisch und<br />
morphosyntaktisch) er das Passiv definiert haben will. Unabhängig davon, dass der Begriff<br />
„Passiv“ unterschiedlich aufgefasst wird, gehen die bestehenden Passivbestimmungen von<br />
einer Passivkonstruktion, die formal durch die Hilfsverben werden/sein + Partizip II<br />
gekennzeichnet ist. Daneben werden die Strukturen „bekommen/kriegen/erhalten + Partizip<br />
II“ passivisch interpretiert, weil sie in eine Passivkonstruktion transformiert werden können.<br />
Mit der Passivbestimmung eng verbunden ist die Frage nach dem Wesen und<br />
Valenzstatus der Agensphrasen. Zum Beispiel werden verschiedene Termini zum Ausdruck<br />
des Agens verwendet, wobei die Agensphrasen unterschiedlich aufgefasst werden.<br />
Gewöhnlich werden sie in der Literatur (Brinker, 1971, Trempelmann, 1973, Helbig/Kempter,<br />
1973, Höhle, 1978, Helbig/Buscha, 1980, Heidolph et al., 1981, Milan, 1985, Zifonun et al.,<br />
1997) durch die Agenspräpositionen von, durch gekennzeichnet, aber wie unten gezeigt wird<br />
können andere Lexeme die Agensfunktion in einem Passivsatz ausüben (vgl. hierzu<br />
ansatzweise Schoenthal, 1976, Pape-Müller, 1980).<br />
Kontrovers diskutiert wird der Valenzstatus von Agensphrasen, vgl. z.B. Ágel, 1995;<br />
1997, Eroms, 1974, Leiss, 1992, Rapp, 1997, Sadziński, 1987; 1989, Weinrich, 1985, Welke,<br />
2002. Die Unstimmigkeit über den Valenzstatus von Agensphrasen ergibt sich daraus, dass<br />
sie in den jeweiligen Passivbestimmungen unterschiedlich dargestellt werden.<br />
Nichtsdestoweniger wird den Agensphrasen in den meisten Untersuchungen der fakultative<br />
Valenzstatus zugewiesen.<br />
In der vorliegenden Untersuchung werden die Agensphrasen hinsichtlich ihrer Form,<br />
Funktion und ihres Valenzstatus in Passivsätzen folgender Struktur „Hilfsverb werden, sein,<br />
bekommen/kriegen/erhalten, gehören, bleiben + Partizip II“, in erweiterten Partizipialgruppen<br />
und in attributiven Partizipialkonstruktionen eingehend beschrieben. Weitere<br />
passivähnlichen Konstruktionen wie „lassen + sich + Infinitiv“, „sein + zu + Infinitiv“ werden<br />
nicht berücksichtigt, weil sie grundsätzlich kein Agens erlauben bzw. weil die impliziten<br />
Agensphrasen schwer zu ermitteln sind.<br />
Bezüglich der Form wird gezeigt, dass die Agensphrasen nicht nur durch die gängigen<br />
Präpositionen von, durch, sondern auch durch andere Präpositionen wie zwischen, unter, bei,<br />
mit, aus, seitens/von Seiten wiedergegeben werden. Andere von Brinker (1971) aufgefassten