128 ernüchtern, erregen, erschrecken, erschüttern, faszinieren, fürchten, gefährden, hassen, irritieren, kränken, langweilen, lieben, mögen, peinigen, plagen, quälen, reizen, schätzen, schonen, stören, trösten, überraschen, überwältigen, überzeugen, verabscheuen, verachten, verängstigen, verärgern, verblüffen, verehren, verhexen, verkraften, verletzen, verstehen, verwirren, verwunden, verzaubern. 210 Diese Verben werden semantisch durch die thematischen Relationen [Experiencer, Theme] bzw. [Agent, Experiencer] wiedergegeben, sie erhalten außerdem die semantischen Rollen [Agens, Theme/Stimulus] und [Experiencer, Theme/Stimulus] zugewiesen. 211 Syntaktisch lassen sie sich durch diese Valenzstrukturen repräsentieren: /nom (Ich friere.), /akk (Mich friert.), /dat (Mir ist bange.), /präp (In mir kocht es.); /nom/akk (Ich mag ihn.), /nom/dat (Er gefällt mir.), /nom/gen (Wir gedenken der toten Soldaten.), /nom/präp (Ich zittere vor Angst.), dat/präp (Mir graut vor der Prüfung.). 212 Nichtpassivierbare Psych-Verben (frieren, grauen, gefallen, einfallen, misslingen, auffallen, einleuchten) werden nicht berücksichtigt. Andererseits werden die Wahrnehmungs- und Einstellungsverben wie ahnen, annehmen, begreifen, beurteilen, einsehen, einschätzen, schätzen, erfassen, erkennen, feststellen, glauben, hören, kennen, merken, mögen, sehen, vermuten, verstehen, wissen und zweifeln außer Acht gelassen, wenn sie nicht transitiv sind, 213 d.h., wenn sie keine Handlung ausdrücken, die von einem menschlichen Subjekt kontrolliert wird. 214 Im Folgenden wird die Passivierung der Psych-Verben im Zusammenhang mit der Agentivität des Subjekts und der Affiziertheit des Objekts zur Diskussion stehen. Es wird überprüft, ob die von Belletti/Rizzi (1986) herausgearbeiteten zwei Klassen von passivfähigen Psych- Verben (die temere-Verbklasse bzw. preoccupare-Verbklasse) für die deutschen 210 Diese Verbliste ist nicht vollständig. 211 Primus (1994:177) geht von folgenden möglichen Hierarchien der semantischen Rollen aus: a) Agens > Patiens >Rezipient > Benefaktiv > Instrument > Ort > Zeit b) Träger [eines Zustands/Exp] > Stimulus >Rezipient > Benefaktiv > Instrument > Ort > Zeit 212 Vgl. Silvia Kutscher/Katarina Klein (2002): Psych-Verbs and Lexical Economy, 41 S. (Theorie des Lexikons; 122) 213 Zur Ermittlung der Transitivität eines Verbs operieren Hopper/Thompson (1980:252) mit folgenden Merkmalen: A. Participants, B. Kinesis, C. Aspect, D. Punctuality, E. Volitionality, F. Affirmation, G. Mode, H. Agency, I. Affectedness of O (object), J. Individuation of O. Sie kommen zu dem Schluss, dass ein Verb mit vielen Merkmalen (d.h. ‚2 or more participants, action, telic, punctual, volitional, affirmative, realis, A (agent) high in potency, O totally affected, O highly individuated’) höher auf der Transitivitätsskala liegt als ein Verb mit weniger Merkmalen (d.h. ‚1 participant, non-action, atelic, non-punctual, non-volitional, negative, irrealis, A low in potency, O not affected, O not individuated’). Vgl. die kritische Erläuterung dieser Merkmale bei Blume (2000:181ff.). 214 Es handelt sich um solche Verben, die eine Wahrnehmung oder eine Einstellung ausdrücken und deren Subjekt- bzw. Objektposition durch das Expletivum es besetzt wird: Es freut/wundert/interessiert/erstaunt mich vs. Ich weiß/verstehe/glaube/mag es. Für manche Verben (annehmen, zweifeln, vermuten, glauben) ist die Passivierung erst dann möglich, wenn das Subjekt belebt ist und die Handlung kontrolliert; vgl. auch Rapp (1997:145), Fußnote 135.
129 Entsprechungen fürchten bzw. ängstigen gelten, 215 und ob die von-Phrasen bei den sein- Konstruktionen von Psych-Verben als Agensphrasen zu betrachten sind. Obwohl die oben angeführten Psych-Verben syntaktisch betrachtet transitiv sind - sie sind durch die syntaktische Valenz /nom/akk repräsentierbar -, unterscheiden sie sich voneinander dadurch, dass der /nom-Stelle verschiedene semantische Rollen (z.B. Agens, Experiencer, Thema) zugewiesen werden können. Im Hinblick auf die Passivierung, die voraussetzt, dass das erste Argument eines Verbs eine Agensfunktion hat, ergibt sich, dass diejenigen Psych- Verben, deren /nom-Stelle agentivische Merkmale hat (z.B. [+bel], [+contr], [+eff] und [+int]), die Passivierung erlauben. 2<strong>16</strong> Für die nachfolgenden Psych-Verben ist jedoch nur ein werden-Passiv möglich: anbeten, anfeuern, anlocken, ärgern, beachten, begehren, belästigen, bemerken, bemitleiden, beneiden, bewundern, dulden, ehren, fürchten, hassen, lieben, mögen, schonen, verabscheuen, verehren, verachten, erschrecken, erkennen. Das sein-Passiv scheint deshalb hier ausgeschlossen zu sein, weil es durch das Vorhandensein einer sein-Konverse blockiert wird, vgl. etwa „*ist geärgert vs. ist verärgert“; „*ist bewundert vs. ist verwundert“; „*ist gehasst vs. ist verhasst“; „*ist geängstigt vs. ist verängstigt“. Als Argumente, die dafür sprechen, dass diese Verben nur ein werden-Passiv zulassen, können folgende genannt werden: - Der verbale Test mittels „Ich bin dabei, etwas zu + Verb“ ist anwendbar (Ich bin dabei, ihn zu quälen), siehe etwa die Zulässigkeit der Infinitivbildung bei Eisenberg (1976). - Das Passivmorphem worden ist in den sein-Konstruktionen ist hinzufügbar (Sie ist von ihrem Ehemann gequält worden). - Das Partizip II ist nur mit Hilfe von mehr, am meisten graduierbar. - Zwei Partizipien dieser Verbgruppe sind koordinierbar (unzulässig ist dagegen die Verbindung eines Adjektivs mit einem Partizip II dieser Verbgruppe). - Der Zeitadverbial-Test (von 2 bis 4 Uhr, zwei Stunden lang, langsam) ist durchführbar. - Die aktivitätsbezogenen bzw. agensbezogenen Adverbien wie absichtlich, gern, willentlich sind in dem Verbalgeschehen hinzufügbar (vgl. Wegener, 1985b:207f.). Folgende Belege können angeführt werden: 215 Die dritte Verbklasse, die piacere-Klasse, die im Deutschen Verben mit einem Experiencer im Dativ oder im Akkusativ umfasst (auf-, ein-, ge-, missfallen, passen, einleuchten, reichen; interessieren, empören, amüsieren), wird hier nicht berücksichtigt, weil sie keine Passivbildung erlaubt. 2<strong>16</strong> Vgl. Zifonun (1992:267), die darlegt, dass die Passivierung nur zulässig ist, wenn Menschen oder menschliche Verhaltensweisen als Auslöser des kognitiven oder emotionalen Prozesses benannt werden, aber nicht wenn nur der Gegenstand als das Thema der Gemütsbewegung benannt wird.
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Agensphrasen in deutschen Passivsä
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V Inhaltsverzeichnis VORWORT.......
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VII 4.3.2. Die möglichen Kombinati
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IX DARSTELLUNGSVERZEICHNIS Darstell
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XII
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2 Agenspräpositionen (in, auf, üb
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5 2. Ansätze zum Passiv, Agens und
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7 Allen Passivbestimmungen ist geme
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9 eigentlich passivischen Bedeutung
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11 Im Indogermanischen und später
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13 2.2.1.2. Formen und Funktionen d
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15 (13) Das Schiff wurde von einem
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17 (32) (...) und ein Gesicht, das
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31 Verben, und Vendler (1967) unter
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35 2.3.1. Die verschiedenen Valenza
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37 die Valenzauffassung von Tesniè
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39 2.3.1.2. Die semantische Valenz
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41 Mitspielers betrachtet, d.h. die
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43 Nichtrealisierung eines Aktanten
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45 2) Qualitativ: Die syntaktischen
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47 (153) Weil Peter sich nicht mit
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49 steht die Variable X zwangsläuf
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53 Satzglieder der Anzug und von Pe
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55 sinnnotwendig. Gleichzeitig ist
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57 Wenn aber keine Implikationsbezi
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59 (168) (a) Er wurde von dem Lärm
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61 Behauptung von Eroms (1986:78f.)
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63 halten, lässt sich zeigen, dass
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65 auch bei der Passivtransformatio
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67 (1973), Höhle (1978), Helbig (1
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