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Diss_16 Okt 2006 finalvers

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Gewöhnlich werden zu den Satzgliedern sowohl notwendige als auch nicht-notwendige<br />

Bestandteile des Satzes gerechnet. Engel (1970) nimmt in seiner Definition alle<br />

Verbergänzungen und -angaben auf, die mittels der Anaphorisierung relativ frei substituierbar<br />

sind. In einem Satz wie<br />

(159) Otto hat gestern einen Anzug geschenkt bekommen.<br />

können die Satzglieder Otto, gestern, einen Anzug durch die Anaphern er, heute/vor kurzem,<br />

ihn ersetzt werden. Eine Darstellung des Satzes in unmittelbaren Konstituenten ergibt:<br />

[Otto] NPnom [hat] VK [gestern] ADV [einen Anzug] NPakk [geschenkt bekommen] VK .<br />

Andere Autoren versuchen, die Satzglieder über ihre Funktionen zu definieren. Dabei<br />

wird postuliert, dass die Satzglieder spezifische Funktionen im Satz ausüben und dass die<br />

Funktionen Relationen darstellen, die zwischen den Satzgliedern und dem Verb in einer<br />

gegebenen syntaktischen Grundstruktur bestehen. Für Helbig (1978) sind die grammatischen<br />

Funktionen wie Subjekt, Objekt, Adverbial nichts anderes als Relationsbegriffe bzw.<br />

Funktionsglieder in einer gegebenen syntaktischen Grundstruktur. Eine Änderung der<br />

syntaktischen (Grund-)Struktur eines Satzes wie im Passiv hat zur Folge, dass die Glieder<br />

neue grammatische Funktionen erfüllen: Aus dem tiefenstrukturellen Objekt im Aktiv wird<br />

ein Oberflächensubjekt bzw. eine Subjekt-NP im Passiv, aus dem tiefenstrukturellen Subjekt<br />

eine Präpositionalphrase:<br />

(<strong>16</strong>0) (a) Peter kauft den Anzug. (Helbig, 1978:84)<br />

(b) Der Anzug wird (von Peter) gekauft. (Helbig, 1978:84)<br />

Wenn vom Verb als dem strukturellen Zentrum eines Satzes ausgegangen wird (wie es in<br />

der Dependenz- bzw. Valenzgrammatik der Fall ist), erweisen sich die Bezeichnungen wie<br />

Oberflächensubjekt und -präpositionalobjekt als unbrauchbar, weil dort nämlich lediglich<br />

zwischen den vom Verb geforderten und nicht vom Verb geforderten Satzgliedern<br />

unterschieden wird. Erstere entsprechen den so genannten Aktanten – weitere Bezeichnungen<br />

für Aktanten sind Mitspieler, Ergänzungen, Ergänzungsbestimmungen, semantemkonstitutive<br />

Glieder –, 110 Letztere den Angaben. Auf das oben angeführte Beispiel bezogen sind die<br />

110 Semantemkonstitutive Glieder sind solche, die einen wichtigen Bestandteil des Verbinhalts darstellen, bei<br />

ihrer Weglassung verändert sich der Verbinhalt bzw. wird der Satz ungrammatisch, vgl. die Verben sehen und<br />

besuchen mit semantemkonstitutiven Gliedern wie in ihm bzw. ihn: Ich habe in ihm meinen Freund gesehen<br />

(verbales Semantem: in jemandem jemanden sehen) ≠ Ich habe meinen Freund gesehen (verbales Semantem:<br />

jemanden sehen). Ich besuche ihn (verbales Semantem: jemanden besuchen) vs. * Ich besuche. (Brinker,<br />

1972:189) Dass der Begriff „semantemkonstitutives Glied” nicht deckungsgleich ist mit „Ergänzung”, zeigt sich

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