Diss_16 Okt 2006 finalvers
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typischerweise obligatorisch, sinnnotwendig und subkategorisierend/subklassenspezifisch<br />
sind.<br />
Es gibt aber Verben, bei denen nicht alle genannten Merkmale vorliegen. Zum Beispiel<br />
können die Argumente obligatorisch, sinnnotwendig, aber nicht subkategorisierend/<br />
subklassenspezifisch sein, vgl. die Adverbialbestimmungen sowie weitere Ergänzungsbestimmungen<br />
bei den Verben wohnen, sich benehmen, verbringen. Das zweite Argument des<br />
Verbs wohnen kann verschiedenen semantischen Klassen angehören. In den Beispielsätzen<br />
(288) (a) Er wohnt in Berlin.<br />
(b) Er wohnt preiswert/billig/schön.<br />
(c) Er wohnt bei seinen Eltern.<br />
(d) Er wohnt zur Miete.<br />
(e) Er wohnt ganz anders als wir.<br />
sind die kursiv hervorgehobenen Ausdrücke in (288)(a), (288)(c) Präpositionalphrasen, die<br />
die Funktion einer lokalen Adverbialbestimmung übernehmen. In (288)(b) und (288)(d)<br />
hingegen haben wir es mit einem Adjektiv bzw. einer Präpositionalphrase zu tun, die eine<br />
Modalität ausdrücken; in (288)(e) wird mit der Vergleichspartikel „ganz anders“ ausgedrückt,<br />
dass die Sachverhaltsbeteiligten „er“ und „wir“ in Bezug auf den Sachverhalt „wohnen“<br />
ungleich sind. Die hervorgehobenen Ausdrücke in (288)(b), (288)(d) und (288)(e) sind für das<br />
Verb wohnen somit nicht subkategorisierend, das heißt, sie stellen keine<br />
subklassenspezifische Eigenschaft des Verbs wohnen dar; außerdem lassen sie sich nicht<br />
unter einen gemeinsamen Nenner subsumieren. Es handelt sich bei diesem Verb um eine<br />
Argumentstelle, die zwar zur Bedeutung des Verbs gehört, also obligatorisch und<br />
sinnnotwendig ist, aber inhaltlich betrachtet unbestimmt sein kann. Die Argumentstelle kann<br />
durch Größen besetzt werden, die unterschiedliche Funktionen ausüben.<br />
Andererseits gibt es Argumente, die weder obligatorisch noch sinnnotwendig, wohl aber<br />
subkategorisierend/subklassenspezifisch sind, vgl. die Richtungsadverbiale bei den<br />
Bewegungsverben sowie die indirekten Objekte bei den Verben des Sagens, Berichtens und<br />
Mitteilens.<br />
Schließlich sind solche Argumente zu nennen, die weder obligatorisch noch<br />
subklassenspezifisch/subkategorisierend, aber sinnnotwendig sind, vgl. etwa den so<br />
genannten freien Dativ bei den Verben, die eine Leerstelle für den Nutznießer eines<br />
Verbalgeschehens eröffnen, z.B. tragen, waschen, putzen, kochen.<br />
Wenn auf die Passiv-Verbkomplexe als Valenzträger Bezug genommen wird, können die<br />
Agensphrasen entweder als untypische Argumente oder untypische Modifikatoren im Sinne<br />
von Welke (2002) aufgefasst werden. Die Agensphrasen werden deshalb als untypische