Diss_16 Okt 2006 finalvers
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3. Theoretischer Untersuchungsrahmen<br />
3.1. Präzisierung des Agensbegriffs<br />
In Abschnitt 2.2. wurde dargelegt, dass das Agens nicht nur formal vielfältig ist, sondern auch<br />
semantisch betrachtet verschiedene Funktionen ausübt. Eine erste Erkenntnis aus den<br />
Ausführungen ist, dass der Begriff sehr uneinheitlich aufgefasst wird. Eine adäquatere<br />
Bestimmung des Agens setzt voraus, dass alle Eigenschaften des Agens identifiziert werden.<br />
3.1.1. Charakteristische Eigenschaften eines Agens<br />
3.1.1.1. Semantische Eigenschaften<br />
Gewöhnlich wird das Agens durch die Merkmale [+belebt], [+menschlich], [+konkret]<br />
charakterisiert. Ein Agens mit den Merkmalskomponenten [+belebt], [+menschlich] bzw.<br />
[+belebt], [-menschlich]/[+tierisch] weist auf eine Person bzw. auf ein Tier hin. Dagegen<br />
werden die Institutionen (Schule, Institut, Kirche) durch die Merkmale [-menschlich],<br />
[-belebt], [+konkret], gekennzeichnet, wenn sie nicht personifiziert sind, eine personifizierte<br />
Institution weist folglich die gleichen Merkmale auf, die für menschliche Größen gelten.<br />
Neben den inhärenten Merkmalen weist ein Agens weitere Merkmale auf, die ihm von<br />
einem Verb auferlegt werden, es sind: Aktivität, Kontrolle, Verursachung, Willentlichkeit,<br />
Wahrnehmungs- und Empfindungsfähigkeit. 143 Andere Größen, die keine der genannten<br />
Merkmale aufweisen (vgl. etwa die Naturkräfte und die Träger einer psychischen Aktivität),<br />
können dennoch zu den Agenzien gerechnet werden, weil sie einen Vorgang auslösen, auf<br />
eine Größe einwirken und so eine Zustandsveränderung herbeiführen können. Eine<br />
semantische Größe ist dann ein Agens, wenn sie mindestens durch eine Proto-Agens-<br />
Eigenschaft (PAE) gekennzeichnet ist. 144 Die PAE können mehr oder weniger potent sein. Zu<br />
143 Ehrich (1996:237) definiert diese Merkmale so: Willentlichkeit bedeutet, dass ein Argument ein willentlicher<br />
Partizipant einer Handlung ist, Empfindungs- bzw. Wahrnehmungsfähigkeit besagt, dass ein Argument an der<br />
Handlung als empfindungs- und/oder wahrnehmungsfähiges Individuum beteiligt ist, und mit Verursachung<br />
wird ausgedrückt, dass ein Argument Verursacher einer Zustandsveränderung bei einem anderen Partizipanten<br />
der Handlung ist. Wie unten dargelegt wird sind einige dieser Merkmale (Belebtheit, Bewusstheit,<br />
Willentlichkeit) keine potenten Agensmerkmale, vgl. Blume (2000), Engelberg (2000).<br />
144 Nach Dowty (1991:572) sind folgende Eigenschaften für das Agens prototypisch: (a) volitional involvement<br />
in the event or state, (b) sentence (and/or perception), (c) causing an event or change of state in another<br />
participant, (d) movement (relative to the position of another participant), (e) exists independently of the event<br />
named by the verb. Siehe auch die logischen Implikationsbeziehungen zwischen den Proto-Agens-Eigenschaften<br />
bei Blume (2000:136f.) und Welke (2002:215).