Diss_16 Okt 2006 finalvers
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Aktivsatz gerät das Agens in die Position einer obligatorischen Ergänzung (als Subjekt),<br />
im Passivsatz in die Position einer fakultativen Ergänzung (als Präpositionalphrase). 17<br />
2. Eine morphosyntaktische Agensdefinition: Das Agens im Passiv entspricht einer<br />
subjektfähigen Präpositionalgruppe, 18 die bei einer Transformation ins Aktiv zum Subjekt<br />
wird, siehe Brinker (1971:42).<br />
3. Eine Agensdefinition aus der Sicht der Generativen (Transformations-)Grammatik und der<br />
Generativen Semantik: Das Agens entspricht dem Tiefenstruktursubjekt bzw. dem<br />
externen Argument, das bei der Passivierung blockiert bzw. zurückgestuft wird, vgl.<br />
Haider (1984), Chomsky (1954), Grimshaw (1990).<br />
Zur Charakterisierung des Agens werden verschiedene Begriffe benutzt. Brinker<br />
(1971:42ff.) bezeichnet das Agens als „subjektfähige Präpositionalphrase“. Bei Pape-Müller<br />
(1980:72f.) wird das Agens eine „konvertierte aktivische Nominativergänzung“ bzw.<br />
„passivische Präpositivergänzung“, Askedal (1987:21) ein „grammatikalisiertes Agensglied“<br />
genannt. Schoenthal (1987:<strong>16</strong>8) nennt das Agens ein „von-Objekt“, Abraham (1987:54) ein<br />
„diathetisch aktives Subjekt“. Bei Rapp (1997:124) und Welke (2002:60f.) ist die Rede von<br />
einer „von-Phrase“ bzw. einer „vonPP“.<br />
Der nächste Abschnitt befasst sich mit dem Agens in den passivischen Verbformen. Dabei<br />
werden die Formen, Funktionen und das Vorkommen des Agens vorgestellt.<br />
2.2.1. Das Agens in passivischen Verbformen<br />
2.2.1.1. Formen und Funktionen des Agens aus historischer Sicht<br />
Obwohl das Agens unterschiedlich definiert wurde (und wird), war der Begriff für einen<br />
Sachverhaltsbeteiligten in einer spezifischen Rolle reserviert:<br />
„Er [der Sachverhaltsbeteiligte] ist belebt, löst einen Sachverhalt aus und kontrolliert seinen Ablauf …, und<br />
es gibt in altindogermanischen Sprachen keine morphologische Kategorie, die genau diesen Agens und sonst<br />
nichts bezeichnete (...).“ 19<br />
17 Vgl. Schoenthal (1987:<strong>16</strong>5).<br />
18 Die Definition der subjektfähigen Präpositionalphrase ist sehr vage. Nach Brinker (1971:47) bezeichnet die<br />
subjektfähige Präpositionalphrase den „Ausgangspunkt eines Verbalgeschehens“ (Handlung, Vorgang). Der<br />
Ausgangspunkt eines Verbalgeschehens ist semantisch betrachtet sehr vielfältig, er kann Urheber, Ursache,<br />
Erkenntnis-/Wahrnehmungs- oder Zustandsträger sein.<br />
19 Vgl. Hettrich (1990:61)