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Aktualisierung der Berichterstattung über die Verteilung

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Endbericht: <strong>Aktualisierung</strong> <strong>der</strong> <strong>Berichterstattung</strong> <strong>über</strong> <strong>die</strong> <strong>Verteilung</strong> von Einkommen und Vermögen 172<br />

Der empirische Ansatz <strong>der</strong> „integrierten Analyse von Einkommen und Vermögen“ besteht darin, <strong>die</strong><br />

Bestandsgröße Vermögen mit <strong>der</strong> Stromgröße Einkommen zumindest ansatzweise vergleichbar zu machen,<br />

indem <strong>die</strong> Bestandsgröße Vermögen in Einkommenseinheiten bewertet wird. Zählt man anschließend beide<br />

Größen zusammen, resultiert eine fiktive Maßgröße <strong>der</strong> finanziellen Situation eines Haushalts o<strong>der</strong> einer<br />

Person aus einer ganzheitlichen finanziellen Perspektive.<br />

Bei <strong>der</strong> Bewertung des Vermögens in Einkommenseinheiten sind grundsätzlich verschiedene Ansätze denkbar.<br />

Beispielsweise könnte man als Maßgröße das aus dem Vermögen generierte Einkommen (Asset Income)<br />

verwenden. Ein Nachteil bei <strong>die</strong>sem Ansatz besteht jedoch darin, dass <strong>die</strong> Wahl <strong>der</strong> individuellen<br />

Vermögensstruktur einen erheblichen Einfluss auf den aus dem Vermögen erzeugten Einkommensstrom hat.<br />

Im Vorfeld des letzten Armuts- und Reichtumsberichts wurde deshalb ein Ansatz vorgeschlagen, <strong>der</strong> verkürzt<br />

dargestellt auf <strong>der</strong> Idee basiert, das gesamte dem Haushalt verfügbare Vermögen im Rahmen einer Simulation<br />

„zu veräußern“, um es anschließend unter Annahme eines geeigneten Zinssatzes in eine bis zum erwarteten<br />

Lebensende währende, fiktive „Sofortrente“ umzuwandeln. 182 Damit spiegelt <strong>die</strong>se Rente den Wert des<br />

Vermögens unter weiteren Zusatzannahmen, etwa zur individuellen Restlebenserwartung o<strong>der</strong> zum Zinssatz,<br />

wi<strong>der</strong>. Ergänzt man schließlich das Einkommen <strong>der</strong> Person um <strong>die</strong>se fiktive Rente, so erhält man <strong>die</strong> im<br />

Folgenden auch vereinfachend als das „Integrierte Einkommen“ bezeichnete Größe. Diese erlaubt<br />

grundsätzlich Aussagen zur finanziellen Situation einer Person unter Berücksichtigung ihrer Einkommens- und<br />

Vermögensituation.<br />

Bei <strong>der</strong> späteren Interpretation <strong>der</strong> Ergebnisse sind zahlreiche Modifikationen, <strong>die</strong> an den ursprünglichen<br />

Einkommens- und Vermögensgrößen durchgeführt werden, zu beachten. Zu den beiden modifizierten<br />

Ressourcenbegriffen gehören das „laufend verfügbare Einkommen“ sowie das „frei verfügbare Vermögen. 183<br />

Ziel <strong>die</strong>ser Modifikationen ist es, <strong>die</strong> Vergleichbarkeit <strong>der</strong> Einkommens- und Vermögenssituation zwischen<br />

verschiedenen soziodemografischen Gruppen zu verbessern. Das frei verfügbare Einkommen, das auch bei<br />

unterschiedlichem sozialem Status weitestgehend vergleichbar sein soll, wird ermittelt, indem bei den<br />

Selbständigen <strong>die</strong> (fiktiven) Beiträge zur privaten Altersvorsorge abgezogen werden. Dar<strong>über</strong> hinaus wird für<br />

Arbeitnehmer ein (fiktiver) „Riester-Rentenbeitrag“ subtrahiert. Weiter werden den Selbständigen fiktive,<br />

akkumulierte Altersvorsorgebeiträge abgezogen, weil für (ehemals) abhängig Beschäftigte <strong>die</strong> Ansprüche aus<br />

<strong>der</strong> gesetzlichen Rentenversicherung nicht berücksichtigt werden können. Zudem wird das Vermögen im Fall<br />

<strong>der</strong> ehemals Selbständigen um den Rest des Altersvorsorgevermögens korrigiert. Zusammenfassend ist also<br />

festzustellen, dass <strong>die</strong> Anzahl an Annahmen und Modifikation im Fall <strong>der</strong> integrierten Analyse <strong>über</strong> <strong>die</strong><br />

Beamtenkorrektur, Bedarfsgewichtung, Imputation von Mieteinnahmen aus selbstgenutztem Wohneigentum<br />

etc., <strong>die</strong> ohnehin bereits bei <strong>der</strong> Verwendung des Begriffs des Nettoäquivalenzeinkommens implizit unterstellt<br />

werden, noch weiter zugenommen hat. 184<br />

182 Berücksichtigt werden dabei <strong>die</strong> aktuellsten altersspezifischen „Sterbetafeln“ <strong>der</strong> Deutschen Aktuarvereinigung e.V. aus<br />

dem Jahr 2004, <strong>die</strong> auf <strong>die</strong> jeweiligen Berichtsjahre fortgeschrieben werden.<br />

183<br />

Diese bislang realisierten Lösungsvorschläge, durch welche <strong>die</strong> traditionellen, eher „formal-juristischen“<br />

Ressourcenbegriffe adäquat gemacht werden können, wurden in Grabka et al. (2007) als zweites Integrationskonzept<br />

bezeichnet.<br />

184<br />

In Grabka et al. (2007) wurden drei verschiedene und mit Kardinalzahlen durchnummerierte so genannte<br />

„Integrationsansätze“ vorgestellt und diskutiert. Schließlich haben insbeson<strong>der</strong>e <strong>die</strong> Ergebnisse zum dritten<br />

Integrationsansatz Eingang in den 3. Armuts- und Reichtumsbericht gefunden. Um <strong>die</strong> adressatengerechte Kommunikation<br />

<strong>der</strong> empirischen Ergebnisse zu verbessern, <strong>die</strong> Transparenz <strong>der</strong> Vorgehensweise zu erhöhen und mögliche<br />

Mehrdeutigkeiten in <strong>der</strong> Begrifflichkeit zu verhin<strong>der</strong>n, wird <strong>die</strong>se Nomenklatur in <strong>die</strong>sem Gutachten zur Weiterentwicklung<br />

<strong>der</strong> <strong>Berichterstattung</strong> konsoli<strong>die</strong>rt und vereinfacht. Aus Gründen <strong>der</strong> Konsistenz wird darauf hingewiesen, dass in Abschnitt<br />

8.2 im Wesentlichen das bisher so genannte „erste Integrationsverfahren“ aufgegriffen wird. In Abschnitt 8.3 wird auf das<br />

so genannte „dritte Integrationsverfahren“ verwendet. Damit sollen <strong>die</strong> Begriffe <strong>der</strong> „gemeinsamen <strong>Verteilung</strong> von<br />

Einkommen und Vermögen“ sowie <strong>der</strong> „eindimensionalen integrierten <strong>Verteilung</strong> von Einkommen und Vermögen“ deutlich<br />

erkennbar voneinan<strong>der</strong> getrennt werden, da jeweils unterschiedliche Eigenschaften des Zusammenhangs von Einkommen<br />

und Vermögen untersucht werden.

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