29.12.2013 Aufrufe

Aktualisierung der Berichterstattung über die Verteilung

Aktualisierung der Berichterstattung über die Verteilung

Aktualisierung der Berichterstattung über die Verteilung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Endbericht: <strong>Aktualisierung</strong> <strong>der</strong> <strong>Berichterstattung</strong> <strong>über</strong> <strong>die</strong> <strong>Verteilung</strong> von Einkommen und Vermögen 187<br />

TEIL III: ERWEITERUNG DER<br />

REICHTUMSBERICHTERSTATTUNG<br />

Während Armut als soziales Phänomen seit <strong>über</strong> einem Jahrhun<strong>der</strong>t systematisch erforscht wird, liegen bis<br />

heute deutlich weniger Untersuchungen zum Thema Reichtum vor. Das vergleichsweise zurückhaltende<br />

Forschungsinteresse erklärt sich zum einen aus <strong>der</strong> Unschärfe des Begriffs „Reichtum“. Mehr noch als <strong>der</strong><br />

Terminus „Armut“ führt <strong>der</strong> Begriff „Reichtum“ eine Fülle von normativen Implikationen mit sich und entzieht<br />

sich daher leicht einer verbindlichen Definition. Zum an<strong>der</strong>en stellt sich gerade im Bereich <strong>der</strong> für <strong>die</strong><br />

Reichtumsforschung wesentlichen Informationen <strong>die</strong> Datenlage auch in Deutschland traditionell als lückenhaft<br />

dar.<br />

Finanzieller Reichtum an sich zeigt im Gegensatz zu Armut zunächst keinen unmittelbaren politischen<br />

Handlungsbedarf an (IAW 2010). Erst in dem Moment, in dem ausgeprägte finanzielle Privilegierung einzelner<br />

Personen und soziodemografischer Gruppen an<strong>der</strong>e weniger privilegierte gesellschaftliche Gruppen von ihrer<br />

gesellschaftlichen o<strong>der</strong> ökonomischen Teilhabe ausschließen, rückt Reichtum in den Fokus <strong>der</strong> politischen<br />

Diskussion (Stadlinger 2001, Volkert et al. 2003). Zudem ist es für <strong>die</strong> Akzeptanz des politischen Systems <strong>der</strong><br />

sozialen Marktwirtschaft von grundlegen<strong>der</strong> Bedeutung, dass Einkommens- und Vermögensunterschiede nicht<br />

als kaum <strong>über</strong>windbare gesellschaftliche Schranken wahrgenommen werden, son<strong>der</strong>n ihre Anreizfunktion zur<br />

Effizienzsteigerung und Innovationstätigkeit behalten. Auch in an<strong>der</strong>er Hinsicht hat Reichtum eine<br />

gesellschaftspolitische Funktion – beispielsweise im Hinblick auf das private Engagement von Reichen als<br />

Spen<strong>der</strong>, Mäzenanten o<strong>der</strong> Stifter sowie im Hinblick auf <strong>die</strong> Bedeutung des Vermögens für <strong>die</strong> private (Alters-<br />

)Vorsorge. Schließlich kann <strong>die</strong> Besteuerung vorhandenen Reichtums eine wichtige Grundlage für <strong>die</strong><br />

Finanzierung öffentlicher Leistungen darstellen (IAW 2010).<br />

Diese zahlreichen positiven wie negativen Funktionen des Reichtums in einer Gesellschaft sind gute Gründe für<br />

eine umfassende Reichtumsberichterstattung im Rahmen <strong>der</strong> Armuts- und Reichtumsberichterstattung <strong>der</strong><br />

Bundesregierung. Dies wiegt umso schwerer, als sich <strong>die</strong> verfügbaren Datengrundlagen durch <strong>die</strong> Einführung<br />

<strong>der</strong> Hocheinkommensstichprobe (seit 2002) und <strong>der</strong> Vermögensbilanzen im SOEP in den letzten Jahren deutlich<br />

verbessert haben. Erstmals stehen mit Blick auf den Armuts- und Reichtumsbericht aus dem SOEP<br />

Vermögensangaben für zwei Zeitpunkte (2002 und 2007) zur Verfügung.<br />

Der dritte Teil des Gutachtens umfasst daher in fünf Kapiteln eine Erweiterung <strong>der</strong> Reichtumsberichterstattung.<br />

Dabei werden zentrale im Rahmen des Gutachtens zu den „Möglichkeiten und Grenzen <strong>der</strong><br />

Reichtumsberichterstattung“ (IAW 2010) identifizierte Forschungslücken im Bereich des finanziellen Reichtums<br />

geschlossen. Diese wurden unter an<strong>der</strong>em in den folgenden Bereichen gesehen:<br />

−<br />

−<br />

−<br />

Die Vermögensstruktur am oberen Rand und ihre Entwicklung<br />

Die gemeinsame Betrachtung von Einkommens- und Vermögensreichtum und seine Determinanten<br />

Die Dauerhaftigkeit von Reichtum und seine Determinanten<br />

Dar<strong>über</strong> hinaus wurde empfohlen, <strong>die</strong> unterschiedlichen Aspekte des Reichtums – neben dessen Ausmaß (wie<br />

viele sind reich?) auch Intensität (wie reich sind <strong>die</strong> Reichen?) und Konzentration (wie ist <strong>der</strong> Reichtum unter<br />

den Reichen verteilt?) – sowie alternative Konzentrationsmaße mit einer höheren Sensitivität für den oberen<br />

Rand <strong>der</strong> <strong>Verteilung</strong> im Rahmen <strong>der</strong> Armuts- und Reichtumsberichterstattung verstärkt zu würdigen.<br />

Entsprechende Empfehlungen zur Weiterentwicklung <strong>der</strong> Reichtumsberichterstattung werden im dritten und<br />

letzen Teil <strong>die</strong>ses Gutachtens umgesetzt. Dabei wird zunächst <strong>die</strong> Dynamik am oberen Rand <strong>der</strong> <strong>Verteilung</strong><br />

durch <strong>die</strong> Betrachtung unterschiedlicher Konzentrations- und Reichtumsmaße untersucht. Insbeson<strong>der</strong>e

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!