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Aktualisierung der Berichterstattung über die Verteilung

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Endbericht: <strong>Aktualisierung</strong> <strong>der</strong> <strong>Berichterstattung</strong> <strong>über</strong> <strong>die</strong> <strong>Verteilung</strong> von Einkommen und Vermögen 16<br />

Armutsrisikoschwelle nicht mit einem soziokulturellen o<strong>der</strong> physischen Existenzminimum verwechselt werden<br />

darf. Zusatzinformationen bieten deshalb auch Sensitivitätsanalysen, <strong>die</strong> zeigen, dass unterschiedliche<br />

Schwellen auch unterschiedliche Ergebnisse hinsichtlich <strong>der</strong> Verbreitung von finanziellem Reichtum in<br />

verschiedenen soziodemografischen Gruppen zur Folge haben.<br />

Oft wurde auch kritisiert, dass <strong>der</strong> Idee <strong>der</strong> Relativität von Armut mit einem einzigen Schwellenwert für <strong>die</strong><br />

Gesamtbevölkerung eines (großen) Landes mit möglicherweise sehr heterogenen Landesteilen nicht<br />

ausreichend Rechnung getragen werden kann. Dar<strong>über</strong> hinaus ist <strong>die</strong> Vergleichbarkeit <strong>der</strong> finanziellen Situation<br />

auch zwischen verschiedenen Lebensphasen eingeschränkt. In Kapitel 12 <strong>die</strong>ses Gutachtens wird deshalb auch<br />

eine Lebensaltersphasen-spezifische Betrachtung kurz diskutiert. Hinsichtlich internationaler Vergleiche von<br />

Armutsrisikoquoten ist insbeson<strong>der</strong>e zu berücksichtigen, dass sich Unterschiede o<strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ungen des<br />

gesamtgesellschaftlichen Wohlfahrtsniveaus in <strong>der</strong> Armutsrisikoquote nicht nie<strong>der</strong>schlagen. Hätten alle<br />

plötzlich das doppelte Einkommen, bliebe <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> „Armen“ unverän<strong>der</strong>t. Deshalb werden in <strong>die</strong>sem<br />

Gutachten auch <strong>die</strong> zeitlichen Entwicklungen <strong>der</strong> Durchschnittseinkommen betrachtet.<br />

Weiterhin ist festzustellen, dass sich Gerechtigkeit nicht in erster Linie an materiellen <strong>Verteilung</strong>saspekten<br />

orientieren kann, son<strong>der</strong>n auch ein Mehr an Gleichheit bei den Teilhabe- und Verwirklichungschancen<br />

bedeuten sollte (Bundesregierung 2008). Im Bewusstsein dessen und trotz aller Kritikpunkte ist es zu begrüßen,<br />

dass es zumindest im Bereich <strong>der</strong> EU eine Verständigung auf gemeinsame Äquivalenzskalen und<br />

Armutsschwellen gibt. Dabei liefert <strong>die</strong> Armutsrisikoquote eine (!) wichtige Information zur<br />

Einkommensverteilung: Der Anteil <strong>der</strong> armutsgefährdeten Personen auf Grundlage eines leicht verständlichen<br />

und auch einer breiten Öffentlichkeit vermittelbaren Verfahrens ist unter den genannten Einschränkungen<br />

international vergleichbar. Eine tiefer gehende Bewertung gesellschaftlicher Zustände o<strong>der</strong> sozialpolitischen<br />

Handelns kann <strong>die</strong>ses Maß dagegen alleine nicht leisten. Hier bedarf es immer eines Bündels auch komplexer<br />

Maße, <strong>die</strong> erst in <strong>der</strong> Zusammenschau einen Einblick in <strong>die</strong> soziale Wirklichkeit gestatten.<br />

Hinsichtlich <strong>der</strong> Nettoäquivalenzeinkommen werden mit <strong>der</strong> Armutsquote, <strong>der</strong> Armutslücke und <strong>der</strong><br />

Armutsintensität drei <strong>der</strong> wichtigsten Kennzahlen <strong>der</strong> Armutsmessung erfasst. Die Armutsquote erfasst den<br />

Anteil <strong>der</strong> Personen an <strong>der</strong> Gesamtbevölkerung, <strong>die</strong> <strong>über</strong> ein Nettoäquivalenzeinkommen unterhalb einer<br />

festgelegten Armutsgrenze verfügen. Als Armutslücke wird <strong>die</strong> Summe bezeichnet, <strong>die</strong> durchschnittlich je<strong>der</strong><br />

armen Person gezahlt werden müsste, damit <strong>die</strong>se <strong>die</strong> Armutsschwelle erreicht. Sie ist somit ein Maß dafür,<br />

wie weit <strong>der</strong> arme Bevölkerungsteil durchschnittlich von <strong>der</strong> Armutsschwelle entfernt ist, also wie „tief“ <strong>die</strong><br />

Armut ist. Mit dem Armutslückenverhältnis (o<strong>der</strong> auch normalisierte Armutslücke) wird <strong>der</strong> durchschnittliche<br />

prozentuale Abstand zur Armutsschwelle angegeben (Statistisches Bundesamt 2006: 611).<br />

Analog wird auch <strong>der</strong> Reichtum in Kapitel 9 <strong>die</strong>ses Gutachtens in dreierlei Dimensionen erfasst. Die<br />

Reichtumsquote beschreibt das Ausmaß des Reichtums (wie viele sind reich?). Der relative Reichtums<strong>über</strong>hang<br />

zeigt an, um wie viel Prozent Einkommen o<strong>der</strong> Vermögen <strong>der</strong> Reichen durchschnittlich <strong>über</strong> <strong>der</strong> jeweiligen<br />

Reichtumsschwelle liegen. Schließlich gibt <strong>die</strong> Konzentration des Reichtums an, wie ungleich Einkommen o<strong>der</strong><br />

Vermögen oberhalb <strong>der</strong> jeweiligen Reichtumsschwelle verteilt sind.<br />

Zur Messung von Reichtum werden in <strong>die</strong>sem Gutachten Reichtumsquoten auf Basis alternativer<br />

Reichtumsschwellen berechnet. Im Unterschied zum Vorgehen beim Einkommensreichtum, werden <strong>die</strong><br />

Reichtumsschwellen beim Vermögen basierend auf dem arithmetischen Mittel berechnet, da sehr viele<br />

Haushalte mit nur kleinem bzw. gar keinem Vermögen existieren und sich dadurch ein sehr geringer Median<br />

ergeben würde. 23 Dabei wird explizit <strong>die</strong> Sensitivität von Einkommensreichtumsquoten auf <strong>die</strong> Wahl <strong>der</strong><br />

Reichtumsschwelle – auch bei Differenzierung nach ausgewählten soziodemografischen Merkmalen –<br />

untersucht.<br />

23 Abschnitt 9.2 enthält eine Übersicht <strong>über</strong> alle betrachteten Schwellen.

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