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Aktualisierung der Berichterstattung über die Verteilung

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Endbericht: <strong>Aktualisierung</strong> <strong>der</strong> <strong>Berichterstattung</strong> <strong>über</strong> <strong>die</strong> <strong>Verteilung</strong> von Einkommen und Vermögen 71<br />

gesellschaftlichen Leben durch finanzielle Einschränkungen ist. Als Standard in <strong>der</strong> Literatur hat sich dabei 60%<br />

des Median des Nettoäquivalenzeinkommens als so genannte „Armutsrisikogrenze“ etabliert, weshalb <strong>die</strong>se<br />

Schwelle auch hier hauptsächlich verwendet wird. 120 Da es auch bei <strong>der</strong> Untersuchung von Subpopulationen<br />

um <strong>der</strong>en Status im Vergleich zur Gesamtbevölkerung geht, werden alle Kennzahlen auf den gesamtdeutschen<br />

und nicht den gruppenspezifischen Median bezogen.<br />

Abschnitt 5.4.1 stellt zunächst <strong>die</strong> allgemeinen Erkenntnisse zu Ausmaß und Intensität <strong>der</strong> Armut in<br />

Deutschland am aktuellen Rand sowie zu <strong>der</strong>en zeitlicher Entwicklung dar, bevor sich Abschnitt 5.4.2 dem<br />

Thema Kin<strong>der</strong>armut zuwendet.<br />

5.4.1 Allgemeine Ergebnisse zur Armut in Deutschland<br />

Die Daten des SOEP zeigen, dass <strong>die</strong> anhand <strong>der</strong> 60%-Grenze gemessene Armutsrisikogrenze bis auf einen<br />

Anstieg im Jahr 2007 kontinuierlich gesunken ist und sich real von 10.928 Euro im Jahr 2002 auf 10.648 Euro im<br />

Jahr 2008 verringert hat. Auch im Berichtszeitraum hat sich <strong>der</strong> Rückgang <strong>der</strong> Schwelle fortgesetzt. Trotz <strong>die</strong>ses<br />

Rückgangs <strong>der</strong> Armutsrisikogrenze, <strong>die</strong> unter sonst konstanten Bedingungen ein Sinken <strong>der</strong> Armutsrisikoquote,<br />

d.h. des Anteils <strong>der</strong> Personen, <strong>die</strong> <strong>über</strong> ein Nettoäquivalenzeinkommen unterhalb <strong>die</strong>ser Grenze verfügen,<br />

impliziert, ist <strong>die</strong> Armutsrisikoquote im Berichtszeitraum von 14,4% auf 14,7% leicht angestiegen. Der Anstieg<br />

fiel jedoch deutlich geringer aus als von 2002 bis 2005 (13,6% auf 14,4%).<br />

Die Daten <strong>der</strong> EVS bestätigen <strong>die</strong> auf Basis des SOEP für den Zeitraum 2002-2008 gewonnenen Ergebnisse zur<br />

Entwicklung von Armutsrisikoschwelle und -quote. Auch auf Basis <strong>die</strong>ser Daten ist <strong>die</strong> Armutsrisikoschwelle<br />

zwischen 2003 und 2008 gesunken, während <strong>die</strong> Armutsrisikoquote jedoch angestiegen ist. Die Werte auf Basis<br />

<strong>der</strong> EU-SILC und des Mikrozensus zeigen eine an<strong>der</strong>e Tendenz und ergeben eine Zunahme <strong>der</strong><br />

Armutsrisikoschwelle zwischen 2005 und 2008. Dabei ist zu beachten, dass <strong>die</strong> fiktiven Mietwerte<br />

selbstgenutzten Wohneigentums, <strong>die</strong> in <strong>die</strong> Berechnungen auf Basis des SOEP und <strong>der</strong> EVS einfließen, in den<br />

Ergebnissen aus <strong>der</strong> EU-SILC und dem Mikrozensus nicht enthalten sind. Außerdem ist <strong>die</strong> EU-SILC bis zum<br />

Erhebungsjahr 2008 nur eingeschränkt vergleichbar, da <strong>die</strong> Stichprobenziehung bis zu <strong>die</strong>sem Jahr keine<br />

einfache Zufallsauswahl darstellte, son<strong>der</strong>n als Kombination aus Quoten- und Zufallsstichprobe konstruiert<br />

war. Das höhere Niveau <strong>der</strong> Werte, <strong>die</strong> auf Basis <strong>der</strong> EU-SILC berechnet wurden, lässt sich mit <strong>der</strong> Art <strong>der</strong><br />

Stichprobenziehung erklären: Zum einen wird <strong>die</strong> Stichprobe aus <strong>der</strong> Dauerstichprobe befragungsbereiter<br />

Haushalte des Mikrozensus gezogen und <strong>die</strong> Beantwortung des Fragebogens erfolgt auf freiwilliger Basis<br />

(Statistisches Bundesamt 2011b). Zum an<strong>der</strong>en erfolgt <strong>die</strong> Befragung schriftlich und <strong>der</strong> Fragebogen ist nur in<br />

deutscher Sprache verfügbar. Diese Merkmale des Erhebungsdesigns lassen eine Unterrepräsentation von<br />

ärmeren Haushalten erwarten.<br />

Untersucht man <strong>die</strong> Armutsquote auf Basis <strong>der</strong> Schwelle von 40% des Median, also den Anteil <strong>der</strong> Personen,<br />

<strong>die</strong> im Vergleich zum Bevölkerungsmittel in so genannter „strenger Armut“ (Klocke 2000) leben, so kann auf<br />

Basis des SOEP konstatiert werden, dass <strong>der</strong> Anstieg hier von 3,7% auf 4,5% von 2002 auf 2005 relativ gesehen<br />

noch deutlicher ausfiel als bei <strong>der</strong> 60%-Grenze. Zwischen 2005 und 2008 ist allerdings ein Rückgang <strong>der</strong> Quote<br />

<strong>der</strong> strengen Armut zu verzeichnen. Im Jahr 2007 erreicht <strong>die</strong> Armutsquote auf Basis <strong>der</strong> 40%-Schwelle mit<br />

3,4% ihren niedrigsten Wert im Analysezeitraum, stieg allerdings von 2007 auf 2008 wie<strong>der</strong> auf 4,1% an und lag<br />

damit 2008 immer noch <strong>über</strong> dem Wert des Jahres 2002.<br />

Durch <strong>die</strong> Darstellung von Armutsquoten allein wird jedoch <strong>die</strong> Armutssituation in einer Volkswirtschaft nicht<br />

hinreichend erfasst. Es lässt sich we<strong>der</strong> erkennen, wie groß <strong>der</strong> Abstand des Einkommens <strong>der</strong> als arm geltenden<br />

Personen von <strong>der</strong> festgelegten Armutsschwelle ist, noch wie hoch <strong>die</strong> Einkommensunterschiede innerhalb des<br />

armen Bevölkerungsteils sind. Deshalb wird zusätzlich zur Entwicklung <strong>der</strong> Armutsquote das so genannte<br />

Armutslückenverhältnis, also <strong>der</strong> durchschnittliche prozentuale Abstand zur Armutsschwelle (vgl. Abschnit 3.4),<br />

betrachtet.<br />

120 Eine kritische Auseinan<strong>der</strong>setzung mit <strong>die</strong>ser Schwelle erfolgte in Abschnitt 3.1.5.

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