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Aktualisierung der Berichterstattung über die Verteilung

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Endbericht: <strong>Aktualisierung</strong> <strong>der</strong> <strong>Berichterstattung</strong> <strong>über</strong> <strong>die</strong> <strong>Verteilung</strong> von Einkommen und Vermögen 326<br />

13 Die Dauerhaftigkeit von individuellem Einkommensreichtum und ihre<br />

Determinanten<br />

13.1 Motivation<br />

Ziel <strong>die</strong>ses Abschnitts ist es, erstmals ausführlich das Ausmaß und vor allem <strong>die</strong> Determinanten des<br />

persistenten Einkommensreichtums in Deutschland zu quantifizieren. Eine Betrachtung des persistenten<br />

Einkommensreichtums ist vor allem aus verteilungspolitischer Sicht bedeutsam. Einperiodige Reichtumsquoten<br />

wie <strong>die</strong> in Kapitel 9 ausgewiesenen geben zwar Auskunft <strong>über</strong> <strong>die</strong> Aufteilung <strong>der</strong> Bevölkerung in einen reichen<br />

und einen nicht-reichen Teil, sie beantworten jedoch nicht <strong>die</strong> Frage, ob es immer <strong>die</strong>selben Personen sind, <strong>die</strong><br />

in einem gegebenen Zeitraum zu den Reichen gehören o<strong>der</strong> inwiefern sich <strong>die</strong> Gruppe <strong>der</strong> Reichen von Jahr zu<br />

Jahr neu zusammensetzt. Das Wissen um <strong>die</strong> Fluktuation innerhalb <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Reichen kann aber zu einem<br />

vertieften Verständnis und einer differenzierteren Bewertung <strong>der</strong> Ungleichheit in einer Gesellschaft beitragen.<br />

Von unmittelbarem Interesse ist dabei auch, welche Bevölkerungsteile <strong>die</strong> größten Chancen auf persistenten<br />

Reichtum besitzen.<br />

Mit <strong>der</strong> Persistenz von Einkommenspositionen in Deutschland haben sich bereits einige Stu<strong>die</strong>n befasst. So<br />

betrachtet Groh-Samberg (2009) den Einkommensreichtum anhand <strong>der</strong> Daten des SOEP (1995-2008). Er findet<br />

einen Anteil von Personen mit einem Nettoäquivalenzeinkommen jenseits <strong>der</strong> 200%-Grenze an <strong>der</strong><br />

Gesamtbevölkerung von etwa 5 bis 7%. Der Anteil weist dabei eine klar steigende zeitliche Tendenz auf. Der<br />

Anteil <strong>der</strong>jenigen Personen, <strong>die</strong> in einem Zeitraum von 5 Jahren stets <strong>über</strong> <strong>der</strong> 200%-Grenze lagen, fällt mit 2<br />

bis 3% deutlich geringer aus. Auch hierbei deutet sich eine Zunahme des Anteils <strong>der</strong> dauerhaft<br />

Einkommensreichen in den letzten Jahren an.<br />

Eine ähnliche Analyse findet sich in Weick (2000), <strong>der</strong> mit Hilfe des SOEP für <strong>die</strong> Jahre 1992 bis 1998 eine N-<br />

Times-X-Messung <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> oberhalb <strong>der</strong> 200%-Schwelle des Nettoäquivalenzeinkommens verbrachten<br />

Jahre durchführt. 11% <strong>der</strong> Personen in Westdeutschland gelingt es nach seiner Analyse, in jedem <strong>der</strong><br />

betrachteten sieben Jahre einkommensreich zu sein. Krause/Wagner (1997) führen auf Basis des SOEP, für <strong>die</strong><br />

Sechs-Jahres-Zeiträume von 1984 bis 1989 und 1990 bis 1995 ebenfalls N-Times-X-Messungen durch. Sie finden<br />

einen Anteil von 1% <strong>der</strong> Bevölkerung, <strong>der</strong> in allen sechs Jahren ein Einkommen oberhalb <strong>der</strong> 200%-Schwelle <strong>der</strong><br />

Nettoäquivalenzeinkommen bezog.<br />

Auch aus <strong>der</strong> reichhaltigen Literatur <strong>über</strong> <strong>die</strong> Mobilität hinsichtlich des Einkommens o<strong>der</strong> des Vermögens<br />

lassen sich Erkenntnisse zur Persistenz ableiten. 227 Aussagen <strong>über</strong> Dynamik o<strong>der</strong> Stabilität von<br />

Einkommenspositionen werden üblicherweise mit Transitionsmatrizen dargestellt. Dabei wird <strong>die</strong><br />

zweidimensionale Häufigkeitsverteilung von Einkommensklassen für zwei verschiedene Zeitpunkte betrachtet<br />

und angegeben, wie hoch <strong>die</strong> Anteile <strong>der</strong> Übergänge zwischen verschiedenen Klassen sind. Ihr großer Vorteil<br />

liegt in <strong>der</strong> hohen Anschaulichkeit und <strong>der</strong> einfachen und umfassenden Interpretation <strong>der</strong> Ergebnisse. Zudem<br />

erlauben sie auch eine Aussage <strong>über</strong> <strong>die</strong> Verweilquoten in den einzelnen Klassen. Der weitaus größte Teil<br />

bisheriger Stu<strong>die</strong>n, <strong>die</strong> <strong>die</strong>se Methodik verwenden, greift auf das SOEP zurück (z.B. <strong>die</strong> Armuts- und<br />

Reichtumsberichte <strong>der</strong> Bundesregierung sowie SVR 2009a, Frick/Grabka 2009, Schupp et al. 2005,<br />

Wagner/Krause 2001, Becker/Hauser 2004). Lediglich Merz/Zwick (2008) werten das Taxpayer-Panel aus. 228<br />

227<br />

Mobilitätsbetrachtungen spielen auch in den Armuts- und Reichtumsberichten <strong>der</strong> Bundesregierung eine Rolle,<br />

zumindest wenn es um <strong>die</strong> Betrachtung von Armut geht (vgl. Bundesregierung (2008, S.26) sowie Bundesregierung (2005,<br />

S.24f.) und Bundesregierung (2001, S. 29f.).<br />

228 Auch in <strong>der</strong> internationalen Forschung finden Transitionsmatrizen eine breite Anwendung, vgl. z.B. Acs/Zimmermann<br />

(2008), Bover (2008), Riihelä (2009), Saez/Veall (2007) und Jianakoplos/Menchik (1997). Eine weitere Möglichkeit <strong>der</strong><br />

Messung von Mobilität stellen spezielle Indizes dar, wie etwa <strong>der</strong> Shorrocks- o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Bartolomew-Index. Sie erlauben<br />

jedoch keine Aussagen zur Stabilität von Einkommens- und/o<strong>der</strong> Vermögenspositionen und werden daher im vorliegenden<br />

Kapitel nicht weiter betrachtet. Ein Überblick <strong>über</strong> verschiedene Messkonzepte zur Mobilität findet sich etwa in Fabig<br />

(1999).

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