Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Das hinter ihm Fahrende reagiert zu spät und fährt auf. Dem Trabanten samt seines
Fahrers wird dies zum Verhängnis. Nach dem Crash misst der PKW gerade mal ein
gutes Meter in seiner Länge.
Bald schon geht es zum nächtlichen Divisionsgefechtsschießen auf den »Klietzer
Acker«, einem riesigen Truppenübungsplatz nordwestlich von Branden-burg. Ihr
Gefechtsfahrzeug, ein LKW des Typs Robur LO-1800, macht auf der Hinfahrt einen
kurzen Zwischenstopp. Die Besatzung lässt ihren Granatwerfer, auf der Ladefläche
nur für kurze Zeit allein. Im Dorfkonsum von Großwudicke versorgt sich seine
Bedienung sprich vier Soldaten, ein Unteroffizier und der Fahrer, mit Alkoholitäten.
Eine Stunde später stehen sie auf dem zugigen Gefechtsfeld. Feuerbereit. Die B-Stelle
hat die Zielkoordinaten errechnet und an die vier Werfer-Batterien weitergegeben.
Richtkanonier Hennemann hat daraufhin seine Zieloptik eingerichtet. Nun heißt es
auf den Feuerbefehl warten. Die Nacht bricht herein und die Kälte und es wird frisch
in den Stellungen. Micky nimmt einen großen Schluck aus seiner Kräuterlikörflasche
der Marke »Altmeister«. Untätig verharren sie zwei weitere Stunden. Die Flasche ist
fast geleert, da kommt über Funk der Befehl: »Batterie richten!« Augenblicklich
will Micky sich hinknien, stolpert jedoch. Sein Hinterteil gerät dabei gegen das
Rohr des Werfers, die Waffe kommt aus ihrer Position. Keine Zeit für eine erneute
Justierung, denn jetzt heißt es: »Feuer aus allen Rohren!« Überrascht zeigt sich
Mickys Besatzung als es später heißt, sie hätten als einzige das Ziel getroffen, sprich
die Gefechtsaufgabe erfüllt. Ein Zahlendreher bei der Übermittlung der errechneten
Koordinaten verursachte die Fehlergebnisse. Ein dreifaches Hoch auf den Arsch des
Soldaten Hennemann.
Wie verheerender es ausgehen kann, wenn der Führungstrupp einen brachialeren
Fehler verschuldet, zeigt der folgende Vorfall: Ein Jahr zuvor standen drei Batterien
einer anderen Division feuerbereit im Klietzer Sand. Auch sie erhielten ihre Zielkoordinaten.
Das Fatale: Batterie A erhielt die Koordinaten der benachbarten Batterie
B. Volltreffer. Und der endete blutig, fünf Armisten ließen ihr Leben. Ein Feldscher,
sprich der Regimentsarzt, war als erster vor Ort. Die Soldaten sahen ihn den Erdwall
ersteigen und in die Senke blicken, in die der Tod Einzug gehalten hatte. Sekunden
später wendete sich der Oberstleutnant ab, um sich ausgiebig zu übergeben. Zu
einem weiteren tragischen Unfall in einer 120 mm-Granatwerferbatterie kam es,
als eine abzufeuernde Splittersprenggranate das Werferrohr nicht verlassen wollte.
Die Bedienung war ausgebildet und instruiert, konnte also mit dieser Situationen
umgehen. Das Rohr wurde aus der Bodenplatte aushängt und zwei Soldaten hoben
das hintere Ende an. Das Geschoss rutschte zur Mündung vor. Hier stand ein dritter
Mann, der es aufzufangen hatte. Dieser Werfer besitzt im Gegensatz zu seinem
kleineren Bruder eine Reißleine. Genau diese wurde im Eifer des Gefechts nicht
berücksichtigt. Sie war straff gespannt. Der Werferführer, ein Unteroffizier, schickte
den vierten Soldaten nach vorn, um die Granate mit zu übernehmen. Aufgeregt kam
dieser der Order nach, doch passierte ihm ein Missgeschick: In all seiner Hast und
Kopflosigkeit stolperte er über die Leine.
113