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Und nach den Ferien mache ich eine Beatband auf

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Nun fiel des Richters Blick auf Micky. Und der reagierte spontan. Mit einem „Schenken

sie dem Angeklagten mehr Glauben, als einem Nichtvorbestraften?!“ konnte er

sich aus der Situation ziehen.

Jetzt erneut mit Ronnie ins Gespräch gekommen, bietet dieser einen Dachboden als

Proberaum im Pflegeheim Salzelmen an. Der Ronnie wohnt hier mit seinen Eltern.

Er erklärt sich weiterhin bereit, ein gutes Stück Equipment der Band zur Verfügung

zu stellen. Bedingung: Er wird neuer Bassmensch bei Gottes Vieh. Für Klaus und

Micky gibt es keine Alternativen. Während Ecki Grimpe unberücksichtigt bleibt,

geben sie Ronnie ihren symbolischen Handschlag.

Klaus W.: „Uns blieb keine andere Wahl, denn es ging um den produktiven

Fortbestand der Band.“

Am Samstagmorgen darauf radelt Micky die Wilhelm-Hellge-Straße in Richtung

Salzelmen. Ein lauer Mairegen erzeugt eine gewisse Stimmung und setzt in ihm

eine merkliche Portion Glückshormone frei. Das erste konstruktive Date beim neuen

Bassisten ist für zehn Uhr bei Ronald angesetzt. Dieser besitzt ein ansehnliches

Magnettonbandarchiv: Überspielungen begehrter Langspielplatten. Indessen sein

»Qualiton«-Bandgerät den »Redhouse Blues« von JIMI HENDRIX und »The Battle

Of Evermore« von LED ZEPPELIN wiedergibt, entschleiert Micky ihm gegenüber

seine musikalischen Visionionen. Nicht so richtig scheint Ronnie seine neue Tätigkeit

verstehen zu wollen. Micky geht unversehens ins Detail: »Du spielst die saftigen

Achtel und zusammen mit dem Beat des Schlagzeugs ist da schon eine Basis existent.

Den Rest erledigt die Gitarre. Ab jetzt werden alle Schranken niedergerissen und

Horizonte erweitert. Erlaubt ist was klingt. Wie auch immer die Zukunft aussieht,

sie wird uns gehören.« Ronnie bekommt nun die ersten deutschen Texte zu Gesicht

und ist mit deren Thematik vornehmlich einverstanden. Micky kommentiert das

Material: „Da hat man nun Sprechen und Laufen gelernt und plötzlich heißt es Maul

halten und stillsitzen.“ Und als Ronald mit zwei Flaschen Gambrinus wieder zurück

ist: „So viel kann ich gar nicht saufen, wie ich über dieses System kotzen möchte.“

Ronnie versteht und führt nach dem sie ihr Bier getrunken haben, durch die einstige

Burg Schadeleben. Unter deren alten Dächern kann man, wie es Micky scheint,

zweifelsohne eine beflügelnde Zeit verbringen. Dies ist die Stätte, wo sie nach

Herzenslust ihre verrückten Fantasien ausleben und ihre eigene Religion finden

können.

Mickys momentanes Instrument ist nun Ronnies gambenförmige »Migma«

Halbresonanz-E-Gitarre. Er erwirbt sie sechs Wochen später für 400,- Mark.

Gespielt wird sie über Ronnies 40 Watt-Eigenbauverstärker und einer Eigenbaubox

4x12. Diese hat Ronnie zusammen mit seinem Vater, einem gelernten Tischler, aus

einer uralten Schreibtischplatte gezimmert. Massive Eiche, drei Zentimeter stark.

Dementsprechen hat sie auch ein ordentliches Gewicht.

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