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Und nach den Ferien mache ich eine Beatband auf

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1973: Gottes Vieh

Am 4. Februar 1973 findet im Schönebecker Kreiskulturhaus die Nachwuchsveranstaltung

»Jugend musiziert« statt. Hier treffen Micky und Klaus auf den ihnen

bereits bekannten Eckbert Grimpe. Zusammen wohnen sie einem fünfzehnminütigen

Gig einer Band aus Calbe/Saale bei. On-Back-Stage kommen sie schnell mit deren

Musiker ins Gespräch. Diese Band gilt als bislang namenlos und Ecki ist es, dem

impulsiv die Titulatur SCHUHWERK 3 einfällt. Mit einer Flaschenscherbe ritzt er

kunstvoll diesen Namenszug in das mit rotbrauner Ölfarbe angestrichene Bassdrum-

Frontfell des Trommlers Kalle Schamberg. Ecki erklärt hier seine Absicht, es als

Bassist in einer Gruppe versuchen zu wollen. Klaus und Micky werden hellhörig.

Ecki G.: „Die Band sollte Gottes Vieh heißen.“

Persönliche und musikalische Ansichten zwischen Klaus, Ecki und Micky stimmen

überein. Sie ergänzen sich und führen scheinbar in völlig neue Dimensionen. Mit

Handschlag besiegeln sie sofort an Ort und Stelle die Gründung von Gottes Vieh.

Eine Proberäumlichkeit ist ebenfalls schnell gefunden. Das Trio nistet sich ab dem

10. Februar 1973 auf dem Dachboden des Kreiskulturhauses ein. In die Instrumentenabstellkammer

des Orchesters von Mickys Vater. Der Ecki kauft dem Micky

für 80 Mark eine alte Bassgitarre ab. Eine »Eterna« im nachträglich vorgenommenen

»Flammendesign«. Zusammen mit der Gitarre spielt er sie über einen »Regent 30 H«

Verstärker aus dem »Fuhrpark« des Orchesters. Nun proben sie Stücke wie »Walk

Don‘t Run« von PINK FERRIES und Eigenes wie »Down To The Eternity« und »The

Last Day In The Working Week Is The Best Day«. Doch diese Ära ist nur kurzlebig.

Aufgrund mangelnder Disziplin des »Viehs» und erheblichen Diskrepanzen mit dem

dortigen Hausmeister kündigt man ihnen die Wirkungsstätte.

Klaus W.: „Ich schnitt die Bespannungen zweier Kesselpauken heraus, um Felle für

das eigene Drums zu bekommen.“

Freitags werden für Micky jetzt Besuche der Diskothek »SKAJ« im Kreiskulturhaus

Schönebeck zur Tradition. Deren Räumlichkeiten tragen Kultstatus. Ein krasser

Gegensatz zur kalten Bahnhofswartehallenatmosphäre der „Großraum-Diskothek«

Stadtpark und der wenig Intellektuellen des »Jugendcafé Treff«. Da ist dieses im

»Zebralook« angestrichene Klavier. Ein an der Decke aufgehängter Schallplattenspieler.

Das terrassenförmige Podest, auf dem man sich unbefangen herumlümmeln

kann. Nicht zu vergessen die »Penne«, ein innenarchitektonisch als Klassenzimmer

nachempfundenen Nebenraum. Mit alten Schulbänken und Wandtafeln des Geschichtsunterrichtes

fungiert diese Zone als Bar. Die Drinks werden auf dem

Lehrertisch gemixt, die Preise stehen mit Kreide an der Schultafel geschrieben. Hier

klönen regelmäßig die Mannen um Gottes Vieh und diskutieren ihre aktuellsten

Ideen.

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