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Einige Tage später geht es erneut los. Nach England haben sie einen mobilen Schredder
zu schaffen. Vom holländichen Rotterdam aus sollen sie nach Harvich übersetzen.
Doch die See ist rau und das Befahren der Fähre wird zum Wagnis. Irgendwann legt
der rostige Pott ab und schlingert über den Kanal. Thomas findet nicht in den Schlaf,
denn die Kajütentür klappert unablässig. Wütend verkeilt er sie mit einem Prospekt
der Reederei, was am nächsten Morgen zum Verhängnis werden soll.
Der Zielhafen ist erreicht, sie müssen sich ausschiffen. Doch die Tür hält dicht.
Mehrmals muss Thomas sie bespringen, dann gibt sie auf. Bloß runter von diesem
Seelenverkäufer! Noch auf dem Hafengelände, als ihnen ein Truck auf ihrer
Fahrbahn entgegenkommt, merkt Thomas, dass hier Linksverkehr angesagt ist.
Keinerlei Navigation an Bord habend, sind sie auf Autoatlas und Computerausdrücke
angewiesen. Und diese deuten sie alles andere als fachgemäß. Das M für Motorway
sagt ihnen nichts, dass A hingegen halten sie für die Autobahn. So erweist sich die
Route für die sie sich entscheiden, mehr als ungelenk. Sie führt direkt durch die
Altstadt von Cambridge. Gekonnt rangiert Thomas das Monstrum durch die engen
Gassen. Schuluniformierte Kids zeigen sich perplex. Micky ist des Lobes: „Wenn
du doch so singen könntest, wie du das Lenkrad beherrschst!“ - „Du kannst gern
aussteigen.“ bekommt er zurück. Irgendwie und -wann erreichen sie den Müllplatz.
Zwei rundliche Frauen empfangen sie: „Hey, two handsome guys from Germany!“
Endlich können sie ihr Produkt abliefern.
Am 7. November spielen sie wieder im Magdeburger Gröninger Bad. Hier äußert
sich ein Bekannter von Frank anerkennend über die teilweise neuen Arrangements.
Das fehlende Tasteninstrument wird bestens ersetzt. Allerdings ist die Musikkneipe
im Süden Magdeburgs alles andere als ausverkauft. Dennoch gibt man vor zwei
Dutzend Leuten sein Bestes. Nach dem Konzert erfolgt für gewöhnlich die
Auszahlung der Gage. Doch dieses Mai ist alles ein wenig anders. Entsprechend
der wenigen zahlenden Gästen werde die Summe alles andere als üppig ausfallen,
äußert sich eine Mitarbeiterein des Hauses. Die Saalmiete schlüge mit € 150.- zu
Buche und der Tontechniker bekäme € 100.- und so entstände ein Fehlbetrag von
€ 40.-. „Reich sind wir bei keinem Gig geworden.“ gibt Micky zu verstehen. Als
erfährt, dass die Band besagten Betrag zu zahlen habe, bekommt er seinen Mund
nicht wieder zu. „Für‘ne Bockwurst und ‚ne Kiste Pils habe er schon gespielt, sogar
für keinerlei Vergütung. Dies sei jetzt ein absolut lächerliches Novum. Selbstredend
sei man nicht gewillt die Summe zu begleichen, zumal keinerlei Verträge existierten.
„Wie, du willst nicht die € 40.- bezahlen?“ mischt sich jetzt Saxer Schöpke ein. 2wir
werden hier nie wieder spielen dürfen!“ argumentiert er. „Dann zahle du es doch!“
schlägt Micky ihm vor, „dann vergiss aber nicht beim nächsten Auftritt wieder Geld
mitzubringen!“ Der Fotograf der letzten Fotosession von Gottes Vieh Ronald Ziem,
ist Franks Musikerkollege im Magdeburger Polizeiorchester. Micky beschließt recht
impulsiv, ihn mit seinem Instrument der Posaune, in die Band zu integrieren. So
hofft er mit einem Bläsersatz seinen Kompositionen einiges mehr an Brachialität
verleihen zu können.
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